Vier Jahre nach seiner Abwahl hat der Republikaner Donald Trump das Comeback geschafft und das Weiße Haus zurückerobert. Mehrere US-Sender riefen den 78-Jährigen am Mittwoch zum Sieger der Präsidentschaftswahl aus, bei der er sich gegen die demokratische Kandidatin Kamala Harris durchsetzte. Nach den Auszählungen der meisten Wahlstimmen kann Trump 276 Wahlleute auf sich vereinen. Die für einen Wahlsieg nötigen 270 Wahlleute hat der 78-Jährige damit erreicht.
Siege in wichtigen Swing States
Somit steht das Ergebnis der US-Wahl deutlich früher fest als erwartet. Umfragen hatten ein extrem enges Rennen vorhergesagt. Allerdings setzte sich Trump in mindestens vier der sieben wahlentscheidenden Swing States gegen Kamala Harris durch. In North Carolina, Pennsylvania, Wisconsin und Georgia. Zwar steht die Entscheidung in den anderen Swing States noch aus. Rechnerisch ist ihm die Stimmenmehrheit aber nicht mehr zu nehmen.
Noch bevor das Ergebnis der Wahl durch die Sender bekanntgegeben wurde, hielt Trump in der Nacht vor seinen Anhängern eine Rede in West Palm Beach in Florida, bei der er sich zum Sieger erklärte. „Ich möchte dem amerikanischen Volk für die außerordentliche Ehre danken, zum 47. Präsidenten gewählt worden zu sein“, sagte Trump. „Wir haben Geschichte geschrieben.“ Trump kündigte an, das tief gespaltenen Land „heilen“ und eine „Wende“ für das Land schaffen zu wollen.
Erste Glückwünsche erhielt Trump bereits vor der Wahlentscheidung aus dem Ausland. Frankreichs Präsident Macron erklärte die Bereitschaft zur Zusammenarbeit. Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von einem „beeindruckenden Wahlsieg“.
Andere Medien wie „CNN“, „New York Times“ und „Washington Post“ hielten sich angesichts einiger ausstehender Teil-Ergebnisse noch zurück, aber im Harris-Lager schwand die Hoffnung immer mehr. Ihr Wahlkampfstab kündigte an, dass die 60-Jährige in der Wahlnacht nicht mehr vor ihre Anhänger treten werde.
In den Stunden zuvor schlug das Momentum entgegen der Erwartungen früh auf die Seite von Donald Trump. Er lag bei der Auszählung der Stimmen in vielen Bundesstaaten vorn. Er gewann die umkämpften Swing States Georgia und North Carolina. Auch Pennsylvania ging an Trump.
Harris hätte Pennsylvania gewinnen müssen
Die Demokratin Kamala Harris konnte zwischenzeitlich noch aufholen, doch ihre Chancen schwanden. Sie gewann zunächst wenig überraschend in New York, Massachusetts und Illinois, später auch in Washington und in ihrem Heimatstaat Kalifornien. Im traditionell republikanischen Iowa, Florida, Texas und South Carolina gelang ihr teils entgegen jüngster Umfragen keine Überraschung, dort setzte sich Donald Trump durch. Dies war auch in Wisconsin der Fall und Arizona könnte folgen, zwei weitere von insgesamt sieben wichtigen Swing States. Einige Stimmen sind aber noch auszuzählen.
Medienberichten zufolge wurde die Stimmung unter den Trump-Anhängern von Stunde zu Stunde ausgelassener. Auf der Wahlkampfparty in Georgia war schon früh vom Trump-Sieg die Rede und auch der Trump nahestehende TV-Sender Fox News hat inzwischen den Wahlsieg verkündet. Das Harris-Team setzte Berichten zufolge darauf, noch in Wisconsin, Michigan und Pennsylvania zu gewinnen. Sie bilden die sogenannte Blue Wall und sind traditionell demokratische Staaten, die Donald Trump 2016 eroberte und sich so den Einzug ins Weiße Haus sicherte. Offenbar aber vergebens.
Harris will in der Wahlnacht nicht mehr auftreten. Es gebe immer noch Stimmen, die ausgezählt würden, sagte ein Sprecher aus dem Wahlkampfteam der Demokratin. „Ihr werdet heute Nacht nicht von der Vizepräsidentin hören.“ Stattdessen wolle Harris sich im Laufe des Mittwochs äußern. Ihre Wahlparty hat sie indes abgesagt.
Wer zuerst 270 Stimmen hat, hat die Amerika-Wahl gewonnen
Bei der Wahl steht viel auf dem Spiel: Die innenpolitische Stabilität der USA sowie das ohnehin wackelige Gleichgewicht der Weltpolitik. Im Falle eines Wahlsiegs kann Trump auf mehr Spielraum für seine Initiativen hoffen: Die Republikaner holten sich die Mehrheit im US-Senat zurück.
Für den Sieg braucht ein Kandidat 270 Stimmen von Wahlleuten aus verschiedenen Bundesstaaten. Da ein Großteil der Bundesstaaten verlässlich für Demokraten oder Republikaner stimmt, kommt es am Ende auf das Ergebnis in sieben Swing States an, in denen beide Parteien eine realistische Erfolgschance hatten.
Wirtschaft oder Frauenrechte?
Trump baute seinen Wahlkampf auf der Unzufriedenheit der Amerikaner mit der hohen Inflation im Nachgang der Corona-Pandemie auf und schürte zudem Ängste vor einem angeblichen Anstieg von Verbrechen durch kriminelle Einwanderer. Harris beschrieb Trump als eine Gefahr für die Demokratie und fokussierte sich angesichts der Abtreibungs-Verbote in mehreren von Republikanern dominierten Bundesstaaten auf die Rechte der Frauen.
Der Wahlausgang wird zeigen, wessen Botschaften bei den Wählern besser ankamen. Viele, die für Trump stimmen wollten, erklärten, dass für sie die wirtschaftliche Entwicklung wichtiger als die Persönlichkeit der Kandidaten sei.
Trump spricht von Wahlbetrug
Wie schon vor vier Jahren behauptete Trump erneut, dass es „massiven Betrug“ gebe – speziell sprach er von Philadelphia in Pennsylvania und Detroit in Michigan. Sicherheitskräfte seien auf dem Weg. In Philadelphia wies Staatsanwalt Larry Krasner die Behauptungen rasch als komplett unbegründet zurück, auch das Bürgermeisteramt von Detroit konnte sie nicht bestätigen. Er dürfte von dieser Erzählung ablassen, sollte er als Sieger aus der Wahl hervorgehen.
Sitze im Kongress
Bei der Wahl wurde auch über die Mehrheiten im US-Kongress entschieden. Zur Wahl standen alle 435 Sitze im Repräsentantenhaus sowie rund ein Drittel der 100 Sitze im Senat. Die Partei, die den Kongress kontrolliert, kann den Handlungsspielraum eines Präsidenten stark einschränken.
Aktuell halten die Republikaner die Mehrheit im Abgeordnetenhaus mit 220 zu 212 Sitzen.
Schlüssel für den wichtigen Erfolg der Republikaner im Senat war der Sieg der republikanischen Senatorin Deb Fischer aus dem Bundesstaat Nebraska. Sie verteidigte ihren hart umkämpften Sitz gegen den unabhängigen Kandidaten Dan Osborn und verhalf ihrer Partei damit über die Hürde, um die Kontrolle in der Parlamentskammer zu erlangen.
Russland für Bombendrohungen verantwortlich gemacht
Russland versuchte abermals, Chaos während des Wahltags zu säen. Die US-Bundespolizei FBI verfolgte Bombendrohungen gegen Wahllokale nach Russland zurück. Keine sei als glaubwürdig eingestuft worden. Die Bombendrohungen hatte es in zwei Wahllokalen im besonders umkämpften Swing State Georgia gegeben, weswegen die Abstimmung dort kurzzeitig unterbrochen wurde.