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Exklusiv Gewerkschaftschef Vassiliadis sieht Löhne nicht als Preistreiber

IGBCE-Chef Michael Vassiliadis
IGBCE-Chef Michael Vassiliadis
© picture alliance/dpa | Moritz Frankenberg
Vor der Neuauflage der Konzertierten Aktion stellt Michael Vassiliadis, Chef der Gewerkschaft IGBCE, klar: Löhne seien aus seiner Sicht nicht für die Preissteigerungen verantwortlich 

Der Chef der Chemie-Gewerkschaft IGBCE, Michael Vassiliadis, wehrt sich dagegen, niedrige Lohnabschüsse ins Zentrum des Kampfes gegen die Inflation zu stellen. Im Interview mit Capital sagte er, verantwortlich für die Preissteigerungen seien die hohen Kosten für Energie sowie „Konzerne, die ihre Kostensteigerungen noch mit Gewinnaufschlag weitergeben“. Die Unternehmen forderte er auf, beim Gespräch von Arbeitgebern und Gewerkschaften mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zu sagen, was sie beitragen wollen. „Ich bin gespannt, ob am Montag wirklich alle Seiten etwas mitbringen“, sagte Vassiliadis in dem am Freitag erschienenen Gespräch (LINK). Er räumte ein, dass es theoretisch einen Zusammenhang zwischen Löhnen und Preisen geben könne. „Aber bisher gibt es den bei uns eben nicht“, betonte er vor der Neuauflage der Konzertierten Aktion.

Vassiliadis verwies darauf, dass eine steuerfreie Einmalzahlung – wie sie Scholz als Gegenleistung für moderate Lohnabschlüsse angeregt hatte – für die Beschäftigten finanziell zwar interessant, aber nicht nachhaltig sei. Ein Angebot würden die Gewerkschaften prüfen, aber das Kanzleramt sei nicht der Ort für Tarifverhandlungen. Letztlich würden die von Arbeitgebern und Gewerkschaften geführt – „und da wird es auch um eine nachhaltige Entlastung der Beschäftigten gehen“.

Der Gewerkschaftschef warnte zudem vor den Folgen eines kompletten Ausfalls der Gaslieferungen aus Russland. „Der Gasstopp ist eine reale Bedrohung“, sagte er. Falls es dazu komme, müsse eine „gesunde Balance“ gefunden werden, um das zur Verfügung stehende Gas zu verteilen. Vassiliadis lehnte es ab, dass private Haushalte generell Vorrang vor der Industrie haben. „Wir werden als Gesellschaft darüber streiten müssen, was wir wollen“, sagte er.

Engpässe in der Gasversorgung würden unmittelbar Jobs gefährden. Vassiliadis forderte Überbrückungslösungen, um Fachkräfte auch bei länger hohen Energiepreisen oder einem knappen Angebot über zwei oder drei Jahre in den Unternehmen halten zu können. Wenn das Gas ausbleibe oder noch teurer würde, stünden viele Betriebe vor der Frage, ob sie einzelne Anlagen oder ganze Standorte schließen. Vassiliadis sagte weiter: „Was jedenfalls nicht sein kann, ist, dass wir bei 24 Grad im Wohnzimmer in der Badehose sitzen, aber leider nicht mehr die Güter haben, die wir dringend zu unserer Grundversorgung brauchen.“

Das gesamte Interview lesen Sie auf Capital+

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