Die Welt ist beim Klimaschutz nicht am Ziel, aber auf einem guten Weg, wie Germanwatch meint. „Global scheint ein Wendepunkt zum Greifen nah“, urteilte der Verein bei der Veröffentlichung des Klimaschutz-Index 2021 Ende 2020. Der Grund für den Optimismus: „Der Höhepunkt bei den weltweiten Emissionen könnte erreicht sein.“ Germanwatch und das NewClimate Institute haben den Klimaschutz in der EU und in den 57 Ländern mit den meisten Emissionen untersucht. Sie stellten fest: „Die CO2-Emissionen stiegen insgesamt nur noch ganz leicht an, in mehr als der Hälfte der betrachteten Staaten sanken sie.“
Hoffnung machte den Experten zudem der Ausbau nachhaltiger Energiequellen. „In zwei Drittel der Länder (38) werden nun mehr als zehn Prozent der insgesamt benötigten Energie aus erneuerbaren Energien gewonnen – in zwölf davon sogar mehr als 20 Prozent“, hieß es zur Veröffentlichung des Klimaschutz-Index. Der beruht allerdings noch auf Daten aus dem Jahr 2018, bildet also die Lage lange vor Ausbruch der Corona-Krise ab.
Klimaschutz-Index 2021: die Gewinner
Die Pandemie bietet laut den Experten der Europäischen Union eine Chance, dem Klimaschutz einen Schub zu verleihen. Der ist ihrer Ansicht nach nötig, denn die EU stehe am Scheideweg. „Während vor allem die skandinavischen EU-Staaten, Aufsteiger Portugal und die EU selbst mit recht guten Noten in der Top-Region des Index zu finden sind, gibt es mit Ungarn, Polen, Tschechien, Slowenien und Zypern auch Ausreißer nach unten“, warnten die Autoren.
Der Index umfasst den Angaben zufolge die Verursacher von 90 Prozent der weltweiten Emissionen. Untersucht wurden 14 Indikatoren in vier Kategorien:
- Treibhausgas-Emissionen: 40 Prozent
- erneuerbare Energien: 20 Prozent
- Energieverbauch: 20 Prozent
- Klimapolitik: 20 Prozent
Diese Länder führen laut dem „Climate Change Performance Index 2021“ beim Klimaschutz.
Klimaschutz-Index: Die besten Länder
Viele Laien würden Indien vermutlich nicht in den Top 10 der größten Klimaschützer weltweit vermuten. Dabei haben es gleich drei Nicht-Industrienationen in die Spitzengruppe des Index von Germantwatch und NewClimate Institute geschafft. „Klimaschutz ist nicht nur Industriestaaten vorbehalten“, teilten die Autoren mit. Indien kam im Ranking auf insgesamt 63,98 Punkte. Der Subkontinent fiel damit um einen Rang auf Platz zehn.
Für Chile ging es hingegen in dem Ranking zwei Plätze nach oben. Das südamerikanische Land erzielte 64,05 Punkte und ließ damit unter anderem die gesamte EU auf Platz 16 (57,29 Punkte) weit hinter sich. Die Nicht-Industrienationen profitieren unter anderem auch vom niedrigen Ausstoß von Treibhausgasen. „Vergleichsweise ehrgeizige Klimaschutzziele kombiniert mit einem ambitionierten Ausbau der erneuerbaren Energien bei insgesamt niedrigem Emissionsniveau führen hier zu einer deutlich besseren Bewertung als bei vielen reicheren Staaten“, erklärte Germanwatch mit Blick auf Chile und Indien.
Das Vereinigte Königreich gehört zu den Gewinnern der Spitzengruppe im Klimaschutz-Index. Das Land konnte sich im vorletzten Jahr vor dem EU-Austritt (der Bericht basiert auf Zahlen von 2018) um zwei Plätze auf Rang fünf verbessern. Dabei profitierte das Vereinigte Königreich aber ausschließlich vom Abstieg Dänemarks und Marokkos, die im Report 2020 vor ihm gelegen hatten. Denn der britische Indexwert verschlechterte sich jetzt sogar leicht von 69,80 auf 69,66.
Schweden verteidigt Platz vier im Klimaschutz-Index 2021 von Germanwatch. Damit kürten die Autoren Schweden das vierte Jahr in Folge zum internationalen Vorbild in Sachen Klimaschutz. Denn die ersten drei Plätze wurden auch 2021 nicht vergeben. Zwar sei auch Schweden kein „Klima-Musterland" und noch nicht ganz auf dem Weg zum Erreichen der Pariser Klimaziele, urteilten die Experten. „Aber das Land setzt Maßstäbe in den Bereichen CO2-Emissionen, erneuerbare Energien und Klimapolitik, nur der sehr hohe Energieverbrauch pro Einwohner verhindert eine noch bessere Bewertung.“
Germanwatch lässt die ersten drei Plätze seines Klimaschutz-Indexes traditionell unbesetzt, um ein Zeichen zu setzen. Auch dieses Mal war „noch immer kein Land auf einem Pfad zu den Pariser Klimazielen“, teilte die Organisation mit. Deutschland landete auf Platz 19, vier Ränge über dem Vorjahresergebnis. Damit konnte sich die Bundesrepublik zum zweiten Mal in Folge verbessern. „Es reicht allerdings noch nicht für die Kategorie 'gut'“, mahnten die Experten: „Deutschlands Problemfelder sind ein für die Umsetzung der Pariser Klimaziele deutlich zu schwaches Ziel für erneuerbare Energien, viel zu wenig Fortschritt im Verkehrssektor sowie ein noch immer hoher Energieverbrauch und auch hohe Emissionen pro Einwohner.“