Der Ex-Chef des Halbleiterkonzerns Infineon, Reinhard Ploss, dringt auf einen strengeren Schutz deutscher Schlüsselindustrien vor Konkurrenten aus China und anderen Staaten. „Wir müssen schauen, dass wir unsere Juwelen nicht verkaufen“, sagte Ploss mit Blick auf chinesische Übernahmeprojekte. „Wenn man über viele Jahre Know-how aufgebaut hat, sollte man das auch schützen.“
Ploss, heute Präsident der Akademie der Technikwissenschaften (Acatech), verwies dabei auf die Strategie der USA: „Technologischer Vorsprung entsteht durch zwei Dinge: indem man dem anderen davoneilt und indem man den anderen zurückhält“, sagte er. „Die Amerikaner treiben beides voran.“
Die Diskussion über die künftigen Verflechtungen mit China hatte sich zuletzt an einer Beteiligung der staatlichen Reederei Cosco am Hamburger Hafen entzündet. Streit gibt es auch um den Dortmunder Chiphersteller Elmos, den ein chinesischer Investor übernehmen will – was das Bundeswirtschaftsministerium aber bisher ablehnt. Die USA wiederum versuchen seit Monaten, den Zugang Chinas zu Teilen der strategisch wichtigen Halbleiterindustrie zu beschränken, und gehen dabei sehr offensiv vor.
Acatech-Chef Ploss sagte, es sei zentral, sich nicht nur zu verteidigen, sondern vor allem auch in Deutschland und Europa eigene technische Kapazitäten aufzubauen. „Wir sollten Zusammenarbeit aus einer Position der Stärke heraus suchen“, sagte Ploss. „Deutschland hatte einmal eine große Stärke in der Digitalindustrie. Man hätte früher erkennen müssen, dass es mehr Anstrengung braucht, um diese Industrie zu stärken.“
Er warnte zugleich davor, für den Halbleiterbereich nur die Fertigung ausländischer Konzerne nach Deutschland zu holen – wie es vereinzelt bereits geschieht. Es gehe darum, Kompetenzen die gesamte Fertigungskette entlang aufzubauen – von der Entwicklung bis zum Produkt: „Da müssen wir noch nachlegen.“