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Grüne Revolution Europas Solarproduktion liegt am Boden – können geklonte Wafer helfen?

Solarpaneelen auf einem Feld
Bei Solarpaneelen gibt es eine große Abhängigkeit von China, insbesondere beim Ausgangsstoff Silizium. Das deutsche Start-up Nexwafe will das ändern
© Frank Hoermann / SVEN SIMON / Picture Alliance
Ein Start-up erstellt Silizium-Wafer, die direkt aus der Gasphase gezüchtet werden. Damit reduziert sich der Energieverbrauch um 60 Prozent – der Siliziumverlust gar um 90 Prozent

Herausforderung

Die Produktion von Solarzellen ist stark von China abhängig. 99 Prozent der Silizium-Wafer, der teuersten Komponente, kommen aus China und werden dort umweltschädlich und ineffizient hergestellt. Das deutsche Unternehmen Nexwafe kürzt den Produktionsprozess ab, indem es Wafer über vorhandene Wafer gewinnt – also praktisch klont.

Innovation

Die Produktion von Wafern ist ein langwieriger Prozess: Zunächst wird aus Chlorsilan Silizium gewonnen. Daraus werden Kristalle gezogen, die dann gesägt und weiterverarbeitet werden. Normalerweise folgen zwischen der sogenannten Gasphasenabscheidung (CVD) und dem fertigen Wafer sechs weitere Schritte. Nexwafe überspringt diese, indem neue Wafer direkt aus Chlorsilan gezüchtet werden – und zwar an einem bestehenden Wafer. Durch die patentierte Technologie werden nicht nur 60 Prozent der Energie eingespart – es geht auch 90 Prozent weniger Silizium verloren als im traditionellen Prozess.

In der Praxis

Nexwafe verhandelt derzeit mit Geldgebern über eine neue Finanzierungsrunde in dreistelliger Millionen-Euro-Höhe, um das erste kommerzielle Werk in Bitterfeld zu finalisieren. Dort sollen ab Ende 2025 Wafer mit einer Kapazität von bis zu 250 Megawatt jährlich produziert werden. 

Grüne Revolution: Europas Solarproduktion liegt am Boden – können geklonte Wafer helfen?
© Carmen Reina

Herr Siebke, Ihr Wettbewerber Norwegian Crystal ist pleite, Norsun hat die Produktion eingestellt. Was ist bei Ihnen anders?
Beide hatten keine Kristallzucht in vergleichbarer Größe und Qualität. Die Industrie fragt nach sogenannten G12-Wafern und deren Komponenten. Die gibt es nur in China – und in Zukunft eben bei uns.

Können chinesische Firmen nicht einfach Ihre Technologie kopieren?
Wir haben ein sehr gutes Patent auf unsere Technologie und würden sofort merken, wenn uns jemand kopiert. Aber klar: Verhindern können wir das nur sehr bedingt.

Was hilft sonst noch gegen die Dominanz von China?
Ein sogenannter Resilienzbonus für westliche Wafer, etwa durch das EEG, wäre gut. Zölle auf chinesische Wafer halte ich hingegen für wenig sinnvoll, denn aktuell können wir den Bedarf nicht mal ansatzweise decken.

Erschienen in Capital 6/2024

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