Die Stimmung noch frostiger als das Wetter, die Fahnen auf halbmast: Donald J. Trump ist zurück.
„Das goldene Zeitalter von Amerika beginnt hier und jetzt“, begann Trump am Montagmittag Washingtoner Zeit seine erste Rede als 47. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Was dann in der Rotunde des Kapitols geschah, fiel erwartbar denk- und unwürdig aus. Ein 29-minütiger Crashkurs im Schwurbeln, eine Kampfansage an alle echten, erdachten und gefühlten Feinde der neuen USA. Die 55 Meter hohe Kuppel des Kapitols, sie reichte gerade so für den gewaltigen Messias-Komplex eines Mannes, dem abseits seiner gefährlichen Ambitionen nichts und niemand heilig ist. Der sich an Tag eins als Vorreiter eines amerikanischen Gesterns inszenierte – auf Kosten des Morgens aller.
Donald Trump, ruhig und doch entfesselt
Seine Vorredner hatten, als sei es ihr Mantra, immer wieder von Demokratie, Demokratie und Demokratie gesprochen. Als hätten sie Angst und als sei der Mann, der gleich ihr Hüter wird, senil. Oder noch schlimmer: als habe er das Wort noch nie gehört. Doch neben dem beängstigend gealterten Joe Biden, der abgekämpft zur Linken des Rednerpults saß und wirkte, als solle er die Kraftlosigkeit seiner Demokraten pantomimisch darstellen, strotzte der (theoretisch ähnlich seniorige) Trump nur so vor Kraft.
Falls sich der rampenlichtgebräunte Präsident an der stellenweise geringen Zuneigung oder der Größe seines Publikums störte, ließ er es sich nicht anmerken. Er blieb ruhig, wich ungewöhnlich selten vom Skript ab, ging nicht wie üblich auf die Anwesenden ein. Kein Wunder, saß doch sein eigentliches Publikum vor den Fernsehbildschirmen zu Hause. Für sie malte er das Bild eines gebrochenen Staates, den nur ein barmherziger Gott retten könne. Oder eben er, der von ebenjenem gerettet worden sei, „um Amerika wieder groß zu machen“.
Vorreiter des Gesterns
Dass ihm Tech-Milliardäre in den Nacken hauchten, während er gegen die vermeintlich korrupte Elite wetterte. Dass sein geifernder Hofstaat losjohlte, als er versprach, der vermeintlichen Instrumentalisierung der Justiz ein Ende zu machen, weil er davon ja „ein bisschen etwas wüsste“. Alles geschenkt. Es sind die absurdesten Aussagen vor gestern, deren Wiederholung heute Angst machen.
Er werde noch heute den nationalen Notstand an der Grenze zu Mexiko ausrufen und alsbald „Millionen Kriminelle“ ausweisen. Wo er schon dabei ist, soll auch ein nationaler Energienotstand in Kraft treten – die USA würden als große Öl- und Gasnation wiedergeboren, das Pariser Klimaabkommen in die Recyclingtonne geworfen. Den Kulturkampf werde er freilich auch gewinnen – mit einer „farbenblinden Politik“, und der Reduzierung der Geschlechter auf ganze zwei (Trump begnügt sich bekanntlich mit den Pronomen me, myself und I).