Atomkraft galt nach der Katastrophe von Fukushima als aussterbende Energiequelle. Dann aber gab es 2019 plötzlich ein Revival. Der Mineralölkonzern BP verzeichnete in seinem jährlichen Bericht zum weltweiten Energiekonsum bei der Kernkraft ein Plus. Demnach war der Verbrauch im Vergleich zum Vorjahr um 3,2 Prozent gestiegen. Das war den Analysten zufolge der stärkste jährliche Anstieg seit 2004.
Die Pandemie hat 2020 den weltweiten Energieverbrauch aber stark gedrückt. Das machte sich auch bei der Produktion von Atomenergie bemerkbar. Sie schrumpfte laut dem BP-Jahresbericht 2020 weltweit um 3,7 Prozent. In Europa belief sich das Minus sogar auf 10,2 Prozent. In Nordamerika sank die Produktion von Atomstrom hingegen lediglich um 2,7 Prozent. Für den Nahen Osten wurde dagegen ein starker Anstieg um 23,7 Prozent verzeichnet, allerdings auf einem insgesamt sehr niedrigen Niveau.
Dies sind aktuell die größten Erzeugerländer von Atomenergie:
Die größten Produzenten von Atomenergie
In keinem der zehn größten Erzeuger von Atomenergie ist die Produktion von Kernkraft 2020 so stark eingebrochen wie in Schweden. BP verzeichnete ein Minus von 18,8 Prozent auf 53,8 Terawattstunden. Schweden fiel damit einen Rang auf den zehnten Platz. Den hatte 2019 Japan belegt. Es fiel 2020 aus den Top 10 und kam auf Rang 13.
Deutschland verharrte erneut auf Platz acht der größten Erzeuger von Kernkraft. Die Bilanz blieb mit 64,4 Terawattstunden allerdings 14,5 Prozent unter dem Vorjahresergebnis, wie BP berichtete. Das war der zweitgrößte Rückgang der Top 10. Das größte Minus konnte Deutschland in der Bilanz von 2009 bis 2019 vorweisen. Den Angaben zufolge verringerte sich der erzeugte Atomstrom im Durchschnittlich jährlich um 5,7 Prozent.
Im Mittelfeld der Top 10 gab es trotz der Covid-19-Krise bei der Reihenfolge keine Veränderung. Die Ukraine kam mit 76,2 Terawattstunden auf den siebten Platz. Das entsprach laut BP einem Rückgang in Höhe von 8,4 Prozent. Der BP-Jahresbericht beruht auf Angaben von Statistikbehörden, internationalen Organisationen und Unternehmen.
Kanada drosselte die Produktion von Atomenergie 2020 nur vergleichsweise leicht. Sie fiel nach dem geringen Anstieg 2019 (0,5 Prozent) um 3,2 Prozent. Kanada rutschte damit unter die Marke von 100 Terawattstunden (97,5 Terawattstunden). Es gehörte zu den Ländern, die zwischen 2009 und 2019 wieder stärker auf Nuklearenergie gesetzt haben (plus 1,2 Prozent).
Südkorea hat während der Corona-Pandemie ihre Nuklear-Expansion ungebremst fortgesetzt. Sie steigerte ihre Bilanz laut BP um 9,5 Prozent auf 160,2 Terawattstunden. Das war mit Abstand der größte Zuwachs in den Top 10 und exakt derselbe Wert des Vorjahres. Mittlerweile stammen rund sechs Prozent des weltweit produzierten Atomstroms aus Südkorea.
Russland hat 2020 sogar stärker als zuvor auf Atomenergie gesetzt. Es steigerte den Zuwachs von 2,2 auf 3,0 Prozent und belegte mit 215,9 Terawattstunden weiterhin Platz vier der größten Produzenten. 8,0 Prozent der globalen Produktion entfielen laut BP auf Russland.
China ist 2020 zum zweitgrößten Atomkraftproduzenten der Welt aufgestiegen. Es überrundete Frankreich mit einer Bilanz von 366,2 Terawattstunden. Das Plus von 4,7 Prozent war der zweitgrößte Zuwachs in den Top 10 hinter dem Nachbarn Korea. Auf Zehn-Jahres-Sicht aber spielte die Volksrepublik mit ihrem wirtschaftlichen Aufschwung im Zuge der Strategie „Made in China 2025“ in einer eigenen Liga. Sie steigerte ihre Nuklearbilanz dem Bericht zufolge von 2009 bis 2019 um jährlich durchschnittlich 17,4 Prozent. Der nächsthöchste Wert in den Top 10 waren die 2,5 Prozent Russlands.
Die USA haben hingegen den erzeugten Atomstrom in den vergangenen Jahrzehnten kaum verändert. Sie zehren aber von einem riesigen Vorsprung, der China noch für geraume Zeit auf Abstand halten dürfte. BP bezifferte die Produktionsmenge im Atomsektor für 2020 auf 831,5 Terawattstunden, 2,7 Prozent weniger als im Vorjahr. Damit entfiel erneut fast ein Drittel der weltweit erzeugten Nuklearenergie (30,8 Prozent) auf die Vereinigten Staaten.