Schon jetzt ist laut der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) – einer Sonderorganisation der Vereinten Nationen – mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung regelmäßig im Internet unterwegs. Während die Digitalisierung dabei einerseits eine stärkere globale Vernetzung erlaubt, bietet sie andererseits immer mehr Möglichkeiten für Cyber-Kriminalität.
Das bestätigt auch die „Cost of Cybercrime“-Studie der Unternehmensberatung Accenture. Ihr Befund lautet, dass die weltweite Anzahl an Sicherheitslücken von 2017 auf 2018 um knapp ein Zehntel gestiegen ist. Für Unternehmen wird diese Entwicklung zunehmend teurer. So belaufen sich die Kosten durch Cyber-Kriminalität für eine Organisation in 2018 auf durschnittlich 13 Mio. US-Dollar.
Mit den richtigen Maßnahmen für mehr Cyber-Sicherheit könnten in den kommenden fünf Jahren dagegen Mehrkosten von 5,2 Billionen Dollar weltweit eingespart werden, heißt es weiter.
Staatliches Engagement für Cyber-Sicherheit
Cyber-Sicherheit wird daher nicht nur für Unternehmen, sondern auch für Staats- und Regierungschefs immer wichtiger. Noch gibt es im Kampf gegen das digitale Verbrechen allerdings deutliche Unterschiede, wie der aktuelle „Global Cybersecurity Index“ (GCI) der ITU zeigt. Der Index basiert dabei auf einem Fragebogen und bereitgestellten Daten, die 155 der 193 ITU-Mitgliedsstaaten für das Jahr 2018 an die Internationale Fernmeldeunion eingereicht haben. Den Datensatz betrachten Analytiker anhand von 25 Indikatoren für fünf verschiedene Segmente.
Der „rechtliche Rahmen“ betrachtet dabei den Umfang gesetzlicher Vorgaben zur Ermittlung und Verfolgung von Cyber-Kriminalität. Der „technische Rahmen“ umfasst die Ausstattung, mit der Behörden Cyber-Kriminalität bekämpfen. Mit der Kategorie „Organisationsstrukturen“ wird zudem der Einsatz nationaler Institutionen und deren Strategien für mehr Cyber-Sicherheit bewertet. Beim Punkt „Kapazität“ wird die Anzahl von Programmen und Fachleuten zur Weiterentwicklung der nationalen Cyber-Sicherheit ermittelt. „Kooperation“ umfasst schließlich die bestehenden Partnerschaften, und Kooperationen zum Informationsaustausch innerhalb eines Landes und in Zusammenarbeit mit anderen Staaten.
Deutschland schafft es im weltweiten Vergleich auf Platz 22 von 155 – und liegt damit immerhin im besten Drittel. Diese Länder setzen sich dagegen besonders stark für mehr Internetsicherheit ein:
Diese Länder engagieren sich am stärksten für Cyber-Sicherheit

#6 Singapur
Im Regionalvergleich ist Singapur mit einem Gesamtwert von 0,898 Punkten Spitzenreiter. Weltweit reicht es dagegen für Platz sechs. Der Grund: Mit den rechtlichen Bestimmungen des Cyber-Security-Gesetzes für die Kontrolle nationaler Internetsicherheit gibt es im ITU-Ranking im Bereich rechtliche Maßnahmen den Höchstwert. Beim Schutz gegen Cyber-Attacken setzt Singapur dabei vor allem auf die eigens geschaffene Behörde für Cyber-Sicherheit. Künftig will das Land den Bereich aber noch weiter ausbauen. Singapur will deshalb den Informationsaustausch verschiedener Sektoren fördern und Lizenzen für sichere Provider entwickeln.

#5 Estland
Als eines der ersten Länder hat Estland 2008 eine Strategie für Cyber-Sicherheit entwickelt. Im globalen Vergleich reicht es trotzdem nur für Platz 5 – mit 0,905 Punkten. Erst Anfang Januar hat das Land seine neue vierjährige Cyber-Strategie verabschiedet. Ihr Ziel ist es die Zusammenarbeit verschiedener Bereiche zu stärken. Dabei soll vor allem die 2018 gegründete Estnische Informationssicherheitsgesellschaft (EISA) beitragen.

#4 Litauen
Vor allem durch seine weitreichenden Gesetze im Bereich Cyber-Sicherheit und die damit verbundenen Behörden schafft es Litauen mit 0,908 auf Platz 4 im globalen Vergleich. Im europäischen Vergleich rutscht das Land sogar noch einen Platz weiter nach vorne. Litauens Gesetzgebung enthält Bestimmungen, die es den zuständigen Behörden ermöglichen im Kampf gegen Cyberkriminalität auch auf öffentliche Kommunikationsstruktur zuzugreifen – und so beispielsweise gegen Netzwerke programmierter Bots vorzugehen.

#3 Frankreich
Insgesamt landet Frankreich mit 0,918 Punkten auf Platz 3 – im Europa-Vergleich sogar auf Platz 2 – und kann vor allem durch rechtliche Maßnahmen und den Einsatz eigener Institutionen für mehr Cyber-Sicherheit punkten. Vor allem die Zusammenarbeit verschiedener Organisationen – darunter Ministerien, Behörden, NGOs und Unternehmen – wird dabei positiv bewertet. Außerdem versucht das Land über verschiedene Kanäle die Aufmerksamkeit für Internetsicherheit zu erhöhen.

#2 USA
Innerhalb der Amerikas an der Spitze reicht es für die USA international für Platz zwei. Bei den gesetzlichen Vorgaben und im Einsatz der Behörden gegen Cyber-Kriminalität erzielen die Vereinigten Staaten volle Punktzahl. In Sachen Ausstattung der amerikanischen Behörden führen sie ihre Regionalgruppe zwar an, verpassen aber knapp die volle Punktzahl

#1 Großbritannien
Am engagiertesten in Sachen Cyber-Sicherheit ist das Vereinigte Königreich mit einer Gesamtnote von 0,931 von 1. Der Grund: Das Königreich hat eine Reihe legaler Maßnahmen beschlossen, die den Kampf gegen Cyber-Kriminalität ermöglichen, darunter das Computer-Missbrauchsgesetz. Das macht sich auch in der Arbeit der Behörden bemerkbar – und wird von den ITU-Analysten positiv bewertet.