Klimawandel, Armut, Flüchtlingskrisen: Die Welt ist voller Probleme. In einer Serie präsentiert Capital Lösungen für die großen Herausforderungen unserer Zeit – von smarten Köpfen und innovativen Unternehmungen. Diesmal: Tutaka
Das Problem:
Wegwerf-Zahnbürsten, Mini-Seifen in Plastik verpackt, Einweggeschirr und Hotelslipper Made in China – während ein Großteil der Hotellerie und Gastronomiebetriebe bereits seit einigen Jahren an der Verbesserung der eigenen Energieeffizienz arbeitet, stellt die konsequente Umsetzung nachhaltiger Konzepte in vielen Bereichen immer noch eine Herausforderung dar. „Das Gastgewerbe ist ein extrem kompetitiver Markt. Wettbewerbsvorteile werden vor allem über Kosteneffizienz erzeugt“, so Franziska Altenrath, Gründerin des Start-ups Tutaka. Diese Kostenoptimierungen drückt sich jedoch häufig in günstigen Produkten aus und schmälert so das Gesamterlebnis der Gäste.
Die Fridays for Future-Bewegung und neue Umweltrichtlinien stellen auch Gastgeber aller Art vor neue Herausforderungen. Viele Hoteliers, Restaurantbesitzer und Veranstalter merken, dass sie ökologische Kriterien in ihre Kaufentscheidungen einbeziehen müssen, um sich den neuen Bedürfnissen ihrer Gäste anzupassen. Deshalb sind sie vermehrt auf der Suche nach nachhaltigen Strategien. An grünen Ideen und nachhaltigen Produktalternativen mangelt es nicht, doch häufig ist der Preisdruck so stark, die Markteintrittsbarrieren so rigide, dass sich kleine Hersteller nicht gegen bekannte Massenware durchsetzen können.
Die Lösung:
Hier greift das Team von Tutaka ein. Das Hamburger Start-up mit dem abenteuerlichen Fantasienamen hat eine Plattform für Gastgeber der Hotel- und Gastronomiebranche entwickelt, die ihr Business nachhaltiger gestalten wollen. Tutaka will hochwertige Bio- und Fair Trade-Produkte zum Standardrepertoire machen. Statt Verzicht zu predigen, will das Start-up zeigen, dass Nachhaltigkeit Mehrwert bietet und auch ein Qualitätsmerkmal darstellt.
Seit März 2019 ist der Marktplatz online und das Angebot zählt bereits über 200 nachhaltige Alternativen für konventionelle Produkte in Hotellerie und Gastronomie: von recycelten Karton-Kleiderbügeln über Trinkhalme aus Glas und upgecycelten Küchenutensilien bis hin zu schicken Holzmöbeln aus nachhaltiger Forstwirtschaft und Textilien aus Bio-Baumwolle. Nach Angaben des Start-ups können umweltbewusste Mitstreiter hier mit geringem Eigenaufwand nachhaltig einkaufen und so ihren ökologischen Fußabdruck verbessern.
Neben dem Warenangebot finden Hoteliers und Gastronomen aber auch zahlreiche nachhaltige Kooperationspartner. „Wir sehen eine Entwicklung, dass viele Betriebe nicht mehr nur eigenes Branding nutzen möchten, sondern gerne auch von Kooperationen mit guten Marken profitieren“, sagt Gründerin Franziska Altenrath. Deshalb macht Tutaka auf Pfandbechersysteme oder Apps aufmerksam, die den Betrieben dabei helfen, ihren Müll zu reduzieren. Mit Workshops und Vorträgen will Tutaka auch als Berater tätig werden. Das Start-up hilft den Betrieben dabei, Strategien mit Fokus auf Nachhaltigkeit zu entwickeln und diese auch gut zu kommunizieren. Denn Tutaka sieht nachhaltiges Wirtschaften auch als wertvolles Marketinginstrument: „Hinter dem Begriff Nachhaltigkeit stehen wichtige Mehrwerte wie Wohlbefinden, Gemeinschaft oder neue Erfahrungen. Gemeinsam mit unseren Gastgebern versuchen wir neue Ansätze für die Kommunikation von Nachhaltigkeit zu finden.“
Über das Netzwerk von Tutaka haben Verantwortliche der Branche auch die Möglichkeit, Experten zu Themen wie Wertschöpfungsketten, Energieeffizienz und Abfallwirtschaft zu kontaktieren. Das soll großen Hotelketten, Restaurantbetrieben und Veranstaltern dabei helfen, Nachhaltigkeit als Kernziel in ihre Geschäftsstrategie zu integrieren. „Mit seiner hohen Anzahl an Kunden ist das Gastgewerbe eine echte Inspirationsquelle für neue Konsummuster und Verhaltensweisen“, so die Gründerin.
Der Kopf dahinter:
Hinter dem B2B-Portal stecken Alexandra Herget und Franziska Altenrath, die sich im Grafikdesignstudium in Berlin kennengelernt haben. Die beiden Gründerinnen sehen sich selbst als Ecoisten. Sie wollen Nachhaltigkeit, weil es gut für die Umwelt ist und, weil es das Leben durch mehr Qualität bereichert. Tutaka finanziert sich über das Beratungsangebot der eigenen Kommunikationsagentur und die Provision kooperierender Handelspartner und Produktionsstätten. Altenrath und Herget wollen das Produktportfolio stetig ausweiten und sich in Zukunft als feste digitale Einkaufsgesellschaft mit Fokus auf Nachhaltigkeit etablieren. "Unsere Vision geht über Nachhaltigkeit hinaus. Unser Ziel ist es, die CO2-Werte für alle unsere Produkte zu messen und zu kompensieren.“