Die Corona-Pandemie hat bei vielen Unternehmen statt dem befürchteten Absturz für Höhenflüge gesorgt. Dieser Boom wurde zu einem übergreifenden Trend, der sich vor allem an den Börsen manifestierte. „Forbes“ stellte in seiner Rangliste „The Global 2000“ für 2021 fest: Der Marktwert der 2000 größten börsennotierten Unternehmen der Welt hat sich innerhalb der vergangenen zwölf Monate um 47 Prozent erhöht. Gemeinsam waren sie demnach zum Stichtag 16. April 2021 an den Börsen 79,8 Billionen US-Dollar wert.
Die Geschäfte während der Pandemie allein konnten diesen Trend nicht erklären. Der Gesamtumsatz fiel laut der Analyse im ersten Covid-19-Jahr um sechs Prozent auf 39,8 Billionen Euro. Die Gewinne brachen sogar um 24 Prozent auf 2,5 Billionen Dollar ein. Ein Plus gab es hingegen bei den Vermögenswerten, die sich um elf Prozent auf 223 Billionen Dollar erhöhten.
Größte Unternehmen in Europa
In Europa fiel die Corona-Bilanz hingegen gemischt aus. Royal Dutch Shell war von „Forbes“ zum größten europäischen Unternehmen 2020 gekürt worden. 2021 fiel der Ölriese im Gesamt-Ranking jedoch von Platz 21 auf Rang 324. Die eingebrochene Nachfrage setzte auch den einstigen europäischen Top-10-Konzernen Total (vom 29. auf den 344. Platz) und Gazprom (vom 32. auf 367. Platz) zu. Weitere Verlierer waren der Brauereiriese Anheuser-Busch InBev (Platz 56 auf 377) sowie die deutschen Pharma- und Chemiekonzerne Bayer (102 auf 492) und BASF (107 auf 421).
Insgesamt aber zeigt der Blick auf die laut „Forbes“ größten europäischen Unternehmen : Deutschland baut seine Dominanz auf dem Kontinent während der Pandemie aus. Jedes zweite Unternehmen der Top 10 stammte 2021 aus der Bundesrepublik. „Forbes“ bewertet die Größe einer Firma anhand von vier Faktoren: Umsatz, Gewinn, Marktkapitalisierung und Vermögenswerte. Letzterer Wert kann Banken und Versicherungen in dem Ranking einen besonders hohen Stellenwert einräumen.
Dies sind laut „Forbes“ die größten Unternehmen Europas 2021:
Das sind die größten Unternehmen Europas

LVMH war 2021 gemessen am Börsenwert erstmals zum wertvollsten Unternehmen Europas geworden. „Forbes“ berücksichtigt für sein Ranking aber auch Umsatz, Gewinn und Vermögenswerte. Daran gemessen reichte es für Bernard Arnaults Luxusgüterkonzern in „The Global 2000“ 2021 in Europa nur für Platz elf. Allerdings war LVMH 2020 überhaupt erstmals auf der Liste aufgetaucht. Der Konzern belegte weltweit Platz 64, neun Ränge besser als 2020. „Forbes“ verzeichnete den Angaben zufolge einen Jahresumsatz von 50,9 Mrd. US-Dollar, einen Gewinn von 5,4 Mrd. Dollar und Vermögenswerte von 133 Mrd, Dollar. Der Marktwert lag zum Stichtag bei 380,3 Mrd. Dollar – fast 200 Milliarden mehr als im Vorjahr.

BMW profitierte ebenfalls von einem Corona-Boom. Der bayerische Autobauer verbesserte sich im „Forbes“-Ranking vom 75. auf den 61. Platz. Das Ergebnis fiel symptomatisch für den allgemeinen Trend aus. Umsatz und Gewinn lagen unter dem Vorjahr. Vermögenswerte und vor allem der Marktwert aber zogen an. Letzter stieg laut „Forbes“ binnen zwölf Monaten von 38,9 auf 69,8 Mrd. Dollar.

Die Roche Holding verbesserte sich wie BMW um 14 Plätze in dem Ranking. Es stieg vom 74. auf den 60. Rang, was in Europa für Platz neun der größten Unternehmen reichte. Der Schweizer Pharmakonzern punktete vor allem beim Gewinn. Hier lag er mit 15,2 Mrd, Dollar (bei 62,1 Mrd. Dollar Umsatz) im weltweiten Vergleich auf dem 25. Platz. Beim Marktwert kam Roche mit 287,1 Mrd. Dollar unter den analysierten 2000 Unternehmen auf Platz 28.

Die Axa Group kletterte im „Forbes“-Ranking vom 64. auf den 54. Platz. Vergleichsweise gut fielen die Bilanzzahlen des Versicherungsunternehmens mit Hauptsitz in Paris demnach bei Umsatz (129,5 Mrd. Dollar, Platz 40) und Vermögenswerten (951,5 Mrd. Dollar, Platz 42) aus. Bei Gewinn (3,4 Mrd. Dollar) und Marktwert (67,8 Mrd. Dollar) reichte es hingegen nur für Plätze 190 und 239.

Die Deutsche Telekom gehört zu den Gewinnern der europäischen Top 10 von „Forbes“. Sie verbesserte sich vom 69. auf den 44. Rang und konnte damit Axa überflügeln. Der Telekommunikationsanbieter überzeugte die Analysten vor allem mit durch die Bank stabilen Finanzwerten. Am besten schnitt er beim Umsatz ab (Platz 48: 115,1 Mrd. Dollar). Die schlechteste Platzierung gab es für den Marktwert (Rang 161: 91,6 Mrd. Dollar). Die Börsenkapitalisierung lag aber rund 20 Mrd. Dollar über dem Vorjahreswert (69,2 Mrd. Dollar).

Daimler ist der Überflieger dieser Rangliste. Der Autobauer hatte im „Forbes“-Ranking „The Global 2000“ 2020 auf Platz 326 gelegen. Ein Boom bei den Neuzulassungen in Europa aber half beim Sprung auf Platz 41. Das bedeute Rang sechs in Europa. Daimler glänzte mit Umsätzen in Höhe von 175,9 Mrd, Dollar (Platz 22). Bei den drei übrigen Werten reichte es nur für Plätze jenseits der Top 100 – Vermögenswerte: Platz 114 (349,6 Mrd. Dollar), Marktwert: Platz 144 (99,2 Mrd. Dollar), Gewinn: Platz 146 (4,1 Mrd. Dollar).

HSBC Holdings ist das einzige Unternehmen der europäischen Top 10, das sich im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert hat. Es wurde von „Forbes“ vom 44. auf den 40. Platz herabgestuft. Dabei konnte die britische Großbank in allen Kategorien leicht wachsen. Am deutlichsten stieg der Marktwert: 105,3 auf 120,3 Mrd. Dollar. Das reichte im globalen Wettrennen aber nicht, um die Position zu halten.

Nestlé überzeugte die Analysten vor allem beim Gewinn (12,7 Mrd. Dollar, Platz 36) und beim Marktwert (304,1 Mrd. Dollar, Platz 26). Sie ordneten den Schweizer Lebensmittelriesen auf Platz 39 der größten börsennotierten Unternehmen der Welt ein. Das bedeutete in Europa Platz vier, zwei Ränge besser als im Vorjahr. Nestlé kam in allen Kategorien in die Top 70, mit Ausnahme der Vermögenswerte (132,1 Mrd. Dollar, Platz 273).

Viele Banken haben ihre Vermögenswerte während der Corona-Pandemie vermehrt. Das begünstigt diese Branche in dem „Forbes“-Ranking. Davon profitierte auch das französische Finanzinstitut BNP Paribas. Es stieg von Platz 42 auf Rang 30 und konnte damit Nestlé überholen. Nur sieben der weltweit untersuchten Unternehmen weltweit verfügten demnach über höhere Vermögenswerte als BNP Paribas (2,4 Mrd. Dollar). Am schlechtesten schnitt die Bank beim Marktwert ab (39,2 Mrd. Dollar, Platz 190).

Die Allianz verbesserte sich um einen Platz auf Rang 24 und kam damit in Europa auf den zweiten Platz. Dafür sorgten vor allem Vermögenswerte in Höhe von 1,4 Mrd. Dollar (Platz 26) und Umsätze von 129,9 Mrd. Dollar (Platz 39). Beim Umsatz (7,8 Mrd. Dollar, Platz 62) und dem Marktwert (108,0 Mrd. Dollar, Platz 132) schnitt der deutsche Versicherungskonzern im Vergleich schlechter ab.

Volkswagen ist laut „Forbes“ die neue Nummer eins unter den größten börsennotierten Unternehmen Europas. Der Wolfsburger Autobauer verbesserte sich um sechs Ränge auf Platz 17. Volkswagen schnitt in der Analyse am besten beim Umsatz ab (254,1 Mrd. Dollar, Platz acht). Es folgten Gewinn (9,5 Mrd. Dollar, Platz 49) und Vermögenswerte (646,4 Mrd. Dollar, Platz 63). Ein Marktwert von zum Stichtag 147,2 Mrd. Dollar bedeutete im globalen Vergleich Platz 86.