Wenn man Waffenlieferungen an die Ukraine befürwortet – werden dann Rüstungsaktien zur ethisch vertretbaren Geldanlage? Die Rüstungsindustrie erlebt nach dem Angriff Russlands auf das europäische Land nicht nur einen Aktien-Boom sondergleichen. Zum ersten Mal seit Jahrzehnten eröffnet sich die Gelegenheit, das Image der Branche grundlegend zu verbessern – weg vom Kriegsgewinnler hin zur kritischen Infrastruktur der akuten Landesverteidigung.
„Nachhaltige“ Rüstung?
Der BDSV, eine Lobbygruppe der deutschen Rüstungsindustrie, forderte jüngst, gemäß den ESG-Kriterien als investitionswürdig eingestuft zu werden. ESG (Environmental, Social and Corporate Governance) soll das „ethische Gewissen“ einer Firma bei Umwelt, Gesellschaft und Unternehmensführung greifbar machen. Nicht nur nachhaltige Fonds schauen darauf. Auch der größte Staatsfonds der Welt aus Norwegen will bei Investitionen stärker auf ESG-Kriterien achten, Banken machen die Vergabe von Großkrediten zunehmend davon abhängig. Selbst führende Rüstungskonzerne hatten hier bis vor kurzem das Nachsehen.
Das könnte sich nun ändern – ob aufgrund eines neu definierten Nachhaltigkeitsbegriffs oder angesichts der riesigen Staatsinvestitionen in die Rüstung. Das Stockholmer Friedensforschungsinstitut SIPRI, das 1966 von der schwedischen Regierung ins Leben gerufen wurde, beobachtet die konventionelle und atomare Aufrüstung weltweit. Dabei werden auch die größten Rüstungskonzerne erfasst.