Angebot und Nachfrage sind im digitalen Zeitalter zunehmend ambivalente Konzepte. Viele Online-Angebote scheinen erst eine Nachfrage zu schaffen, die vorher gar nicht befriedigt werden musste. Umso unvorhersehbarer waren einige der größten Erfolge der jüngeren Vergangenheit – siehe etwa der Hype um Pokémon Go. Oft erkennen sogar die Verantwortlichen selbst zunächst nicht das Potenzial ihrer Schöpfung. Instagram etwa begann quasi als Abfallprodukt einer Foursquare-ähnlichen App. Deren Erfinder Kevin Systrom und Mike Krieger mussten feststellen, dass ihre Hauptidee ein Reinfall war. Dafür erwies sich die Funktion zum Teilen von Bildern unter den Nutzern als Renner.
Die meistgenutzten Websites der Welt prägen das Bild des Internets. Sie sind so etwas wie die Drehkreuze des World Wide Webs. Je nach Medium oder Inhalt ordnen sie die unübersichtliche Informationsflut, bringen Anbieter und Nutzer zusammen, schaffen Gemeinschaften, die für manche User zum unverzichtbaren Teil des Alltags werden. Das macht die größten Internetseiten zu mächtigen Marken. Deren Gegenwert zahlt sich für die Besitzer oder Aktionäre aus. Einige wenige Online-Riesen verweigern sich bei der Verteidigung des freien Internets der Kommerzialisierung.
Die Plattform SimilarWeb erstellt regelmäßig ein Ranking der beliebtesten Internetseiten weltweit. Dafür werden Zugriffszahlen, Verweildauer und Absprungrate ausgewertet. Die Zahlen werden jeweils für die vorherigen 28 Tage ermittelt. Diese Rangliste basiert auf Zahlen vom 1. Mai 2019. Dies sind die größten Internetseiten der Welt:
Die beliebtesten Internetseiten der Welt
Wikipedia ist der einzige gemeinnützige Anbieter der Top 10. Das Online-Lexikon hat sich seit der Gründung 2003 zur Instanz für Wissen udn Gewissen des Internets entwickelt. Hier findet der neugierige User fast alles: Von der Relativitätstheorie bis zur Handlung der letzten „Game of Thrones“-Folge. Wikipedia.org verzeichnete zuletzt binnen vier Wochen weltweit rund 5,10 Milliarden Total Visits. Jeder Besucher verweilte im Durchschnitt 3:45 Minuten. Das war der kürzeste Wert in den Top 10. Knapp die Hälfte des Traffics entfiel auf die englischsprachige Wikipedia. Es folgten die Angebote auf Russisch, Spanisch, Französisch und Deutsch.
Für viele ältere Nutzer begann das Internetzeitalter mit Web-E-Mails. Die Anbieter bauten schnell ihr Angebot zu Portalen aus, um von den hohen Zugriffszahlen zu profitieren. In Deutschland zeugen beispielsweise T-Online.de und Web.de vom anhaltenden Erfolg dieses Modells. Weltweit ist Yahoo.com führend. Die Website kommt im Ranking von SimilarWeb mit 3,92 Total Visits binnen 28 Tagen auf Platz neun der größten Internetseiten der Welt.
Die Pornobranche hat im Gegensatz zu vielen anderen Branchen schnell das Potenzial des Internets erkannt. Erotikfilme waren früher in die Schmuddelecken von Videotheken verbannt. Heute gehören Anbieter zu den Big Playern, die das Online-Geschäft zwischen Gratisangeboten bis Bezahlschranken meisterhaft beherrschen. Gleich zwei Pornoseiten zählen zu den zehn beliebtesten Websites der Welt. XVideos macht den Anfang auf Platz acht mit 3,12 Milliarden Besuchen. Die Plattform der tschechischen Firma WGCZ Holding ging 2007 online.
Pornhub ist die größte Pornoseite der Welt. Sie wurde wie der Konkurrent XVideos im Jahr 2007 gegründet. Der Firmensitz befindet sich im kanadischen Montreal. Pornhub verzeichnete zuletzt laut SimilarWeb 3,43 Milliarden Visits. Jeder Besucher rief im Durchschnitt pro Sitzung 8,5 Seiten auf und blieb etwa zehn Minuten.
Soziale Netzwerke werden nicht nur über ihre jeweiligen Apps genutzt. Die Online-Auftritte sind weiterhin wichtige Portale für die Nutzer. Twitter.com kommt im Ranking von SimilarWeb weltweit auf den sechsten Rang. Die Analysten registrierten 4,01 Milliarden Total Visits und eine Verweildauer von durchschnittlich etwa neun Minuten.
Instagram.com liegt laut SimilarWeb auf Platz fünf der Internetseiten mit dem meisten Traffic. Die Foto-Plattform kam demnach auf 3,24 Milliarden Visits. Das waren 2,59 Prozent mehr als im Monat zuvor. Instagram ist visuelles Fast Food: Die Nutzer besuchten im Durchschnitt knapp 14 Seiten innerhalb von sechseinhalb Minuten.
Die USA dominieren die Top 10 der größten Internetseiten der Welt. Das mag aber auch daran liegen, dass Nutzer in anderen Teilen der Welt Angebote verstärkt mobil per App nutzen, während im Westen viele User hauptsächlich über den Computer surfen. Als einziger Anbieter aus China schaffte es Baidu.com in die Spitzengruppe. Dafür platzierte sich der Internetriese auf Rang vier. SimilarWeb verzeichnete binnen 28 Tagen rund 10,38 Milliarden Total Visits. Das entsprach einem Plus von 8,5 Prozent im Vergleich zum vorherigen Ranking.
Facebook.com ist die drittgrößte Internetseite der Welt. Das soziale Netzwerk von Mark Zuckerberg kam im Monats-Ranking von SimilarWeb zuletzt auf 20,9 Milliarden Total Visits. Die Nutzer blieben pro Besuch im Durchschnitt elf Minuten auf der Plattform. Das war der höchste Wert unter den Nicht-Video-Seiten in den Top 10.
Youtube ist der Albtraum von Fernsehsendern und Filmstudios. Die 2005 gegründete Videoplattform, die seit 2006 zu Google gehört, hat Sehgewohnheiten grundlegend verändert. Nutzer können unter Tausenden von Kanälen zu allen erdenklichen Themen wählen. Bei Youtube kann alles zum Erfolg werden: vom professionell produzierten Musikvideo bis zum wackeligen viralen Handyclip. Youtuber gehören dank Werbegeldern zu den Großverdienern der Unterhaltungsbranche. Mehr als das: Ihre Popularität und Marktmacht stellt viele Hollywoodstars in den Schatten. Youtube kam laut SimiliarWeb zuletzt auf 25,18 Milliarden Total Visits pro Monat. Die durchschnittliche Verweildauer von fast 22 Minuten war die längste in den Top 10.
Google.com bleibt das Herzstück des Mutterkonzerns Alphabet. Die Statistik von Similar Web weist für Google.com rund 62,95 Milliarden Total Visits pro Monat aus. Knapp 23 Prozent des Traffics stammten aus den USA. Auf den Plätzen folgten mit weitem Abstand Brasilien, Indien und das Vereinigte Königreich mit vier bis fünf Prozent. Google.com ist weit mehr als die Suchmaschine. Auf sie entfiel rund die Hälfte des Traffics. Gmail auf mail.google.com war für knapp 21 Prozent der Zugriffe verantwortlich.