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Kolumne Die Achilles-Ferse der Autoindustrie

Bernd Ziesemer
Bernd Ziesemer
© Copyright: Martin Kress
Seit Jahrzehnten bewegen sich BMW, Audi und Daimler auf der Erfolgsspur. Doch Gefahr droht aus unerwarteter Richtung.

Vor drei Jahren saß ich in München mit einem hochrangigen Manager der BMW AG zusammen und fragte ihn, was er als die größte Herausforderung der nächsten Jahre ansehe. Die Antwort überraschte mich: Nicht die wachsende Konkurrenz anderer Hersteller, nicht die Umstellung auf Elektroautos beschäftigten den BMW-Mann damals am meisten, sondern die wachsenden staatlichen Eingriffe in vielen Märkten.

Heute kann man sagen: Genauso ist es gekommen. Seit Jahrzehnten kannten die deutschen Premiumhersteller eigentlich nur eine Richtung – vorwärts zu neuen Erfolgen. Mit mehreren Wellen neuer Konkurrenten sind sie fertig geworden: Erst kamen die Japaner, dann folgten die Südkoreaner und seit einigen Jahren auch noch die Chinesen. Einen Einbruch in die Märkte von BMW und Co gelang ihnen nicht. Momentan macht Tesla im neuen Segment der Elektroautos mächtig Druck. Aber die deutschen Hersteller schlafen nicht. Was in den nächsten Jahren von den Bändern rollt, dürfte sich technologisch mit Tesla messen können. Nichts deutet also darauf hin, die Deutschen könnten im Wettbewerb ihre Spitzenposition verlieren.

Der deutschen Autoindustrie drohen Strafzölle

Es gibt bei den Premiumherstellern nur eine Achillesferse: Die Gefahr staatlicher Eingriffe, die ihre Märkte über Nacht nachhaltig verändern könnten. Seit letzter Woche ist klar: Präsident Donald Trump könnte die deutschen Autoexporte in die USA genauso mit Strafzöllen belegen wie jetzt Stahl und Aluminium. Ein 25-Prozent-Aufschlag, wie ihn Trump schon einmal ins Gespräch gebracht hat, würde BMW und Co ernsthaft treffen. Und der deutschen Regierung fehlt schlicht die Macht und der Mut, Trump von seinem Kurs abzubringen.

Gefahr droht der deutschen Autoindustrie aber auch aus China. Die chinesischen Führer verfügen über alle Möglichkeiten, das Spielfeld für die ausländischen Anbieter über Nacht neu abzustecken. Die entsprechenden Folterwerkzeuge haben die chinesischen Behörden bereits mehrfach vorgezeigt – beispielsweise die Einführung von verpflichtenden Quoten für Elektroautos. Zwar verhält sich Chinas Ministerpräsident Xi Jinping gegenwärtig nicht so irrational wie Trump – doch seine Grundideologie unterscheidet sich nicht sehr stark von seiner: „China First!“ Die deutschen Hersteller haben sich in eine so starke Abhängigkeit vom chinesischen Markt hineinmanövriert, dass sie jeder staatliche Eingriff hart treffen könnte.

Sogar auf den heimischen Märkten in Europa müssen die deutschen Hersteller gegenwärtig nichts so sehr fürchten wie den Staat. Die ganze Debatte um Diesel-Fahrverbote, niedrigere Abgaswerte und neue Umweltauflagen entwickelt in diesen Monaten eine gefährliche Eigendynamik für die deutsche Autoindustrie. Die Kurse der Autoaktien spiegeln das lebhaft wider. Bestes Beispiel: Kaum kam letzte Woche die Nachricht, Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer habe Vorstandschef Dieter Zetsche „einbestellt“, schon fiel die Daimler-Aktie. Das werden wir künftig wohl noch häufiger erleben.

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