Anzeige
Anzeige

Vom Lidl-Gründer finanziert Der KI-Deal von Heilbronn

KI-Pressekonferenz in Heilbronn
Gemeinsamer Blick auf den neuen Standort: Aleph-Alpha-CEO Jonas Andrulis, Bundesdigitalminister Volker Wissing (FDP), Silke Lohmiller und Reinhold Geilsdörfer von der Dieter-Schwarz-Stiftung sowie Baden-Württembergs Grünen-Ministerpräsident Winfried Kretschmann (von links)
© picture alliance/dpa | Bernd Weißbrod
Die Stiftung von Lidl-Gründer Dieter Schwarz baut in Heilbronn ein KI-Zentrum. Mit dabei ist auch das Start-up Aleph Alpha, das als Hoffnungsträger in Deutschland gilt

Die Zukunft der Künstlichen Intelligenz in Deutschland und Europa soll im beschaulichen Heilbronn spielen. Das zumindest ist erklärtes Ziel der Stiftung von Lidl-Gründer Dieter Schwarz – und der Politik. Mit Hilfe von Schwarz' Stiftung entsteht in der Stadt am Neckar gerade ein KI-Zentrum, der sogenannte Innovation Park Artificial Intelligence (Ipai).

Das Land Baden-Württemberg und die Stiftung investieren beide jeweils 50 Mio. Euro, wobei die Stiftung dem Vernehmen nach künftig noch weitaus größere Summen zuschießen wird. Auf einem 23 Hektar großen Gelände am Rande Heilbronns soll bis 2027 laut Stiftungschef Reinhold Geilsdörfer ein „kleines, smartes Dorf“ entstehen: mit Forschungslaboren, Rechenzentrum und Platz für Unternehmen und Start-ups.

Ein Teil davon wird auch die junge KI-Firma Aleph Alpha sein, wie CEO Jonas Andrulis und Vertreter der Schwarz-Stiftung sowie der Politik in Heilbronn am Montag bekanntgaben. Aleph Alpha gilt als großer Hoffnungsträger der deutschen KI-Branche. Das 2019 gegründete Start-up sitzt nur 70 Kilometer weiter nordwestlich, in Heidelberg-Wieblingen. Mit dem Sprachmodell Luminous konkurriert Aleph Alpha mit OpenAI und deren Sprach-KI ChatGPT. Andrulis sieht seine KI als europäische Alternative, die ihre Entscheidungen und Quellen im Gegegnsatz zu ChatGPT nachvollziehbar und transparent mache.

Wie genau die Kooperation zwischen Ipai und Aleph Alpha aussehen soll, führten die Beteiligten nicht im Detail aus. Sie solle vor allem weitere Forschung im Bereich Künstlicher Intelligenz ermöglichen, sagte Andrulis zu Capital. Wenn der KI-Park fertig sei, werde man sicher einen Außenstandort dort beziehen. Der Hauptsitz der Firma bleibe aber Heidelberg.

Andrulis steckt derzeit in wichtigen Finanzierungsrunden und versucht, Geld von Investoren einzusammeln. Eingestiegen sind bisher der Software-Konzern SAP, Partnerschaften bestehen außerdem mit dem Industrieunternehmen Bosch, dem Computerspezialisten Hewlett-Packard – und jetzt auch mit der Schwarz-Gruppe, zu der neben Lidl und Kaufland auch Cloud- und Cyber-Firmen gehören.

Es gehe um die „technologische Souveränität unseres Landes“, begründete Stiftungschef Geilsdörfer die Kooperation. Tatsächlich scheint das Interesse von Investoren aus dem Ausland an Aleph Alpha groß zu sein. Man habe es mit den größten Playern der Welt zu tun und mit den größten Geldtöpfen, sagte Andrulis über die Branche.

KI nach europäischen Standards

Möglicherweise wollte man also einer Übernahme des Start-ups mit der nun verkündeten Kooperation zuvorkommen. So zumindest ließen sich einige Sätze der Politprominenz deuten, die aus Stuttgart und Berlin angereist war. Man wolle KI nach europäischen Standards und Grundwerten ausrichten, sagte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). Von dem Heilbronner Deal, dessen genaue Ausgestaltung noch vage blieb, verspreche er sich eine große Hebelwirkung. „Nur dann können wir mit den internationalen Playern konkurrieren“, so Kretschmann. Die Skepsis gegenüber neuen Technologien sei in Deutschland immer besonders groß, aber: „Wer nicht mitkocht, steht am Schluss auf der Speisekarte.“

Schon jetzt kooperiert Aleph Alpha mit dem Land Baden-Württemberg bei einem Pilotprojekt. Die Verwaltung nutzt die Künstliche Intelligenz der Firma in Form des Text-Assistenten „F13“, der die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Behörden entlasten soll. Das sei prinzipiell auch für den Bund denkbar, sagte Bundesdigitalminister Volker Wissing (FDP). Vor allem brauche es aber eine rasche EU-weite Regulierung. Der europäische AI Act solle „möglichst noch in diesem Jahr“ kommen. Wettbewerbsfähigkeit ohne KI werde künftig nicht mehr möglich sein.

Dass man in der Bundesregierung das Thema KI und ihre Regulierung hochhängt, zeigte auch folgende Ankündigung Wissings: Bei der zweitägigen Kabinettsklausur von SPD, Grünen und FDP auf Schloss Meseberg werde Aleph-Alpha-CEO Andrulis dabei sein. Ob man über dieses Treffen rückblickend auch noch sprechen wird, wie Wissing es mit Blick auf die Kooperationsvereinbarung von Heilbronn sagte, steht auf einem anderen Blatt.

Mehr zum Thema

Neueste Artikel

VG-Wort Pixel