Unsere Bevölkerung altert, und das hat schwerwiegende Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft. Das Rentensystem ist überlastet, es mangelt an Pflegern, und auf dem Arbeitsmarkt fehlen Erwerbskräfte. Grund für die demographische Entwicklung sind niedrige Geburtenraten und eine steigende Lebenserwartung. Doch Deutschland steht mit diesen Herausforderungen nicht alleine da. Auch in anderen Industrieländern werden die Menschen immer älter.
Das Altern der Gesellschaft hat Auswirkungen auf die Machtverhältnisse in der Welt: Die Wähler unter 45 hätten bei den US-Präsidentschaftswahlen 2016 Hillary Clinton ins Weiße Haus gewählt. Der große Einfluss der älteren Generation zeigt sich aber nicht nur in der Politik. Auch was den Konsum betrifft, spielen Senioren eine wichtige Rolle. In Deutschland haben die über 60-Jährigen pro Kopf die größte Kaufkraft und machen rund 30 Prozent des Gesamtkonsums aus. Dabei geben Rentner ihr Geld vor allem für Unterhaltungsangebote, Restaurantbesuche oder Reisen aus. Unternehmen mit Weitblick haben diese Trends längst erkannt und orientieren sich mit ihrer Werbung an den Interessen der älteren Zielgruppe. Solche Unternehmen sind für Investoren besonders interessant, denn sie nutzen den demographischen Wandel als Chance.
Senioren werden auch die Nachfrage im Gesundheitssektor künftig noch stärker prägen. Ob in der Pflege oder bei Arzneimitteln: Die Ausgaben nehmen in den Industrieländern immer weiter zu. Die Japaner gehen besonders vorausschauend mit dieser Entwicklung um. Dort gehören Roboter-Pfleger in Altenheimen längst zum Alltag. Welche der zehn größten Volkswirtschaften auf der Welt am meisten altern – und was das für sie bedeutet:
Welche der zehn größten Volkswirtschaften auf der Welt am meisten altern
Verglichen mit anderen Industrieländern sind die US-Amerikaner recht jung: Die eine Hälfte der Bevölkerung ist jünger, die andere älter als 37, 5 Jahre. Doch das wird sich bald ändern: Bis 2050 wird sich die Zahl der Menschen, die älter als 65 sind, verdoppeln. Traditionell sorgen die Amerikaner privat vor - Pensionsfonds dürften somit künftig eine noch wichtigere Rolle in der Absicherung gegen Altersarmut spielen.
In China verlassen sich Eltern bei der Altersvorsorge traditionell auf ihre Kinder. Weil von 1979 bis 2016 nur ein Kind pro Familie erlaubt war, kämpfen viele Chinesen mit dem sogenannten 4-2-1 Problem: ein Kind muss für zwei Eltern und vier Großeltern aufkommen. Die Regierung sieht die zunehmende Überalterung aber auch als Chance und hat im Programm „Gesundes China 2030“ bereits Investitionen in den Gesundheitssektor und die Vorsorge angekündigt.
Mit einem Durchschnittsalter von 46,3 Jahren gibt es in Japan so viele Alte wie nirgendwo sonst auf der Welt. Weil es an Arbeitskräften fehlt, will die Regierung das Rentenalter schrittweise auf 70 Jahre anheben. Daneben investieren die Japaner auch in technischen Innovationen: Automatisierung, zum Beispiel in Form von Roboter-Pflegern, ist ein Sektor mit Zukunft.
Die Babyboomer-Generation geht in den Ruhestand und hinterlässt eine große Lücke auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Die starke Zuwanderung in den vergangenen Jahren und die leicht gestiegene Geburtenrate reichen nicht aus, um das auszugleichen. Experten empfehlen, viel in IT-Forschung zu investieren und die Erwerbsbeteiligung von Frauen und Älteren zu steigern, damit Deutschland weiterhin an der Weltspitze mitspielen kann.
Dank gestiegener Lebenserwartung gibt es auch in Großbritannien immer mehr Alte. Das macht sich in der Politik bemerkbar - mehr als 60 Prozent der Menschen unter 34 Jahren haben 2016 gegen den Brexit gestimmt, und trotzdem ging die Wahl zugunsten des Austritts aus. Noch fehlen verlässliche Prognosen darüber, wie sich der Brexit auf die Migration und damit auf die Demographie des Landes auswirken wird.
Bis 2016 rühmte sich Frankreich damit, mit 1,92 Kindern pro Frau Europas höchste Geburtenrate zu haben. Das Land galt lange als Vorbild dafür, dass Frauen dank guter Betreuungsangebote Karriere machen und dennoch Kinder haben können. Inzwischen geht die Geburtenrate aber zurück, was nicht zuletzt mit den Kürzungen staatlicher Familienfördergelder nach der Finanzkrise 2008 zusammenhängen könnte.
Indien hat eine sehr junge Bevölkerung und die nimmt jährlich um 16 Millionen Menschen zu. Der wachsende Anteil an Erwerbsfähigen birgt großes Potential: Indien könnte in den nächsten Jahrzehnten einen großen wirtschaftlichen Aufschwung erleben. Allerdings fehlt es vor allem im Privatsektor an neuen Arbeitsplätzen, und das Land muss mit nahezu 30 Prozent Analphabeten noch viel stärker in Bildung investieren.
Italien ist nach Japan das Land mit der zweitältesten Bevölkerung. Die Geburtenrate ist seit 2010 von 1,46 auf 1,34 Kinder pro Frau zurückgegangen. Vor allem im Süden des Landes überaltert die Bevölkerung zunehmend, denn immer mehr junge Menschen zieht es aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse in den Norden Italiens oder ins Ausland.
Brasilien ist ein recht junges Land und hat von Jahr zu Jahr mehr Erwerbsfähige. Ab 2030 wird die Gesellschaft aber auch hier beginnen zu altern, sagen Demographen. Das könnte Brasilien besonders hart treffen, denn das Land hängt in Puncto Bildung, Infrastruktur und Technologie noch hinterher.
Nach dem zweiten Weltkrieg hat Kanada einen 20 Jahre anhaltenden Baby-Boom erlebt. Das erklärt, warum nahezu jeder Dritte Kanadier heute zur Generation 50 Plus gehört. Die Immobilienbranche profitiert davon, denn die kanadische Babyboomer-Generation hat eine hohe Kaufkraft und investiert gerne in Immobilien