Social-Media-Trends 2023

Die Social-Media-Management-Plattform Hootsuite hat eine Liste der wichtigsten Trends für soziale Netzwerke 2023 erstellt. Ganz oben steht Tiktok – und das nicht nur, weil die chinesische Plattform laut den Experten beim Marketing die Nummer eins ist. Viele 2023 eingeführte Funktionen, oft von Konkurrenten abgeschaut, „deuten darauf hin, dass Tiktok auf dem besten Weg zur ‚Super-App‘ ist“, heißt es. „Eine Super-App ist eine All-in-one-App, die Social Media, Messaging, digitale Dienstleistungen, ein Bezahlsystem und im Grunde auch alles andere umfasst, was man normalerweise im Internet tun kann.“

Tiktok schickt sich laut den Experten sogar an, in der realen Welt Fuß zu fassen: „Gerüchten zufolge errichtet das chinesische Unternehmen Fulfillment-Zentren in Seattle und Los Angeles, um Amazon im E-Commerce-Geschäft Konkurrenz zu machen.“ Das Verbot der App auf Diensthandys von Angestellten des EU-Parlaments sowie Gerüchte um ein generelles Verbot in den USA überschatten jedoch diese Expansionsbemühungen.

„Bereal ist die einzige neue App, die eine Rolle spielt“, urteilen die Social-Media-Experten. Bester Beweis: Tiktok hat mit Tiktok Now ein ähnliches Feature gestartet. Bereal verspricht dem Namen gemäß ultimative Authentizität. Nutzer posten pro Tag ein Foto für maximal 500 Freunde. Das Bild wird genau dann aufgenommen, wenn die App dazu auffordert. Geschönte und geplante Posts sollen in diesem Netzwerk vermieden werden. „Im Oktober 2022 avancierte es zur beliebtesten Social-Media-App im App Store. Die Nutzer sind überwiegend weiblich und in der Mehrzahl noch keine 25 Jahre alt“, erklärte Hootsuite das wirtschaftliche Potenzial der französischen App. „Die App bietet noch keine Werbemöglichkeiten oder Features für Unternehmen, was nach Ansicht vieler ein Teil ihres Reizes ausmacht“, hieß es weiter. „Aus diesem Grund wetten wir darauf, dass Bereal 2023 eine Hauptrolle spielt. Selbst wenn die App das nächste Jahr nicht überlebt, lässt sich ihr Einfluss bereits jetzt nicht mehr leugnen.“

Bei Linkedin geht es längst um mehr als nur um Jobs, stellt Hootsuite klar. „Von weinenden CEOs über begeisterte Eltern, die Fotos ihrer Kinder posten, bis hin zu Tipps für das Stillen zeigt sich die Plattform derzeit viel privatorientierter als früher. Manche Leute nutzen Linkedin sogar zur Partnersuche.“ Möglicherweise steckt dahinter laut den Experten eine Änderung im Algorithmus. Vielleicht verwischen schlicht die Grenzen zwischen Privat- und Berufsleben. Oder: „Könnte es daran liegen, dass das Vertrauen in Facebook, wo wir normalerweise diese Art Content posten, so niedrig ist wie nie zuvor, während das Vertrauen in Linkedin nach wie vor hoch ist?“ Die Berufsplattform bietet nach Ansicht der Marketingprofis jedenfalls für viele Unternehmen ungenutzte Möglichkeiten.

Google hat ein Problem. Viele Nutzer kritisieren, dass die Ergebnisse der Suchmaschine immer schlechter werden. Experten zufolge liegt das auch daran, dass immer mehr Online-Inhalte per SEO eben für Google optimiert wurden und gute Informationen so schlechter aufzuspüren sind. Da nutzen viele vor allem jüngere Menschen lieber gleich soziale Medien als Suchmaschine. „Im September 2022 verkündete die ‚New York Times‘ sogar: ‚Für die Generation Z ist Tiktok die neue Suchmaschine‘“, hieß es bei Hootsuite. Die Folge: „Social SEO ersetzt Hashtags.“ Der Marketingleiter der Plattform etwa meinte: „Ich behandle unsere Social-Media-Seiten inzwischen wie kleine Landingpages und Websites.“

Man könnte meinen, dass das geschriebene Wort mit der fortschreitenden Digitalisierung an Bedeutung verliert – sprich: Kurzvideos statt lange Texte. Hootsuite gibt aber zu bedenken: „Social-Media-Videos kommen nicht mehr ohne Untertitel aus.“ Denn laut Studien werden angeblich 85 Prozent aller Videos in sozialen Netzwerken ohne Ton angesehen, beispielsweise im Zug auf dem Weg zur Uni oder Arbeit. „Und die Wahrscheinlichkeit, dass die Zuschauer sich ein Video bis zu Ende ansehen, steigt um 80 Prozent, wenn es Untertitel hat“, informierte Hootsuite. Immer mehr Tiktok-Nutzer verzichten gleich ganz auf Sprache und blenden ihre Aussage einfach über ein Video ein.