Top Ten der größten deutschen Familienunternehmen

Familienunternehmen bilden das Rückgrat der deutschen Volkswirtschaft. Das liegt auch daran, dass die Gründer und ihre Nachfahren häufig über viele Generationen hinweg die Kontrolle über ihre Firma behalten. So waren nur drei der zehn gemessen am Umsatz größten Familienunternehmen Deutschlands börsennotiert, darunter die Henkel AG. Das geht aus dem Family Business Index 2023 der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY und der Universität St. Gallen hervor. Dort belegte die Henkel AG mit einem Umsatz von umgerechnet 23,7 Mrd. US-Dollar Platz 74. Das bedeutete in Deutschland wie schon beim vorherigen, 2021 veröffentlichten Ranking Platz zehn. Die Familie des Gründers Friedrich Karl Henkel kontrolliert demnach unverändert 61,6 Prozent der Anteile.

Auf Platz neun blieb es mit der CH Boehringer Sohn AG ebenfalls beim Alten. Das 1885 gegründete Privatunternehmen befindet sich dem Ranking zufolge weiterhin vollständig in Familienbesitz. Der Umsatz lag demnach zuletzt bei 24,4 Mrd. Dollar. Das reichte für die Konzernmutter des Pharmakonzerns Boehringer Ingelheim im weltweiten Vergleich für Platz 70.

Unter den größten deutschen Familienunternehmen gab es allerdings auch Verlierer. Die Aldi Gruppe entpuppte sich in Deutschland als Absteiger des Rankings. Der Discounter fiel in den globalen Top 500 vom 36. auf den 52. Platz. Dahinter steckte den Angaben zufolge ein von 35,6 auf 32,0 Mrd. Dollar gesunkener Umsatz. Die private Unternehmensgruppe stieg im bundesweiten Vergleich drei Plätze ab.

Einen Platz auf Rang sieben verbessern konnte sich hingegen die Heraeus Holding. Im Gesamt-Ranking ging es herauf vom 59. auf den 48. Platz. Der Family Business Index bezifferte den Umsatz auf zuletzt 33,3 Mrd. US-Dollar. Heraeus ist ein Portfoliounternehmen in Familienbesitz. Zu ihm gehören Firmen aus den Bereichen Umwelt, Elektronik, Gesundheit und industrielle Anwendungen. Die Wurzeln des Unternehmens gehen auf eine 1660 gegründete Apotheke zurück. Offizielles Gründungsjahr der heutigen Firma ist 1851. Die Familie kontrolliert den Angaben zufolge 94,6 Prozent des Unternehmens, ist aber nicht in der Firmenleitung vertreten.

Porsche gehört zu den drei börsennotierten Familienunternehmen in den deutschen Top 10. Der Autobauer verharrte mit einem Umsatz von 36,4 Mrd. Dollar auf dem bundesweit sechsten Platz und kam im internationalen Ranking auf Platz 44. Die Familie Porsche-Piëch kontrolliert laut dem Index 53,3 Prozent der Aktien des Unternehmens. Ihre Plätze im Aufsichtsrat verringerte sich den Angaben zufolge jedoch von über der Hälfte auf nur noch ein Drittel. Als Familienunternehmen wurden Unternehmen definiert, bei denen die Familie oder eine von der Familie initiierte Stiftung über mehr als 50 Prozent der Anteile und Stimmrechte verfügt.

Phoenix Pharmahandel konnte sich unter den 500 größten Familienunternehmen weltweit vom 43. auf den 41. Platz verbessern (Umsatz: 37,4 Mrd. Dollar). Das bedeutete für das komplett von der Familie Merckle kontrollierte Unternehmen in Deutschland Platz fünf. Adolf Merckle hatte von seinem Vater Ludwig das Pharmaunternehmen Merckle GmbH geerbt. 1994 entstand durch den Zusammenschluss mehrerer regionaler Pharmagroßhändler die Phoenix Group. Die war nach eigenen Angaben von Anfang der Marktführer in Deutschland.

In den Top 4 der größten deutschen Familienunternehmen blieb 2023 bei der Reihenfolge alles beim Alten. Die Schaeffler-Gruppe verteidigte ihre Position den Angaben zufolge mit einem Umsatz von 58,4 Mrd. Dollar. Der Automobilzulieferer wird seit dem Tod des Gründers Georg Schaeffler von dessen Witwe Maria-Elisabeth Schaeffler und Sohn Friedrich Wilhelm Schaeffler kontrolliert. Zur Holding der Familie gehören auch Anteile am Automobilzulieferer Continental AG.

Die Robert Bosch GmbH verpasste 2021 und erneut 2023 knapp den Einzug in die weltweiten Top 10 der größten Familienunternehmen. 93,1 Mrd. Dollar Umsatz bedeuteten laut dem Family Business Index erneut Platz elf und im Deutschlandvergleich Rang drei. Der private Mischkonzern (Automobilzulieferer, Gebrauchsgüter, Gebäudetechnik) wurde 1886 gegründet.

Zwei deutsche Unternehmen haben es 2023 in die globalen Top 10 geschafft. BMW belegte mit einem Umsatz von 131,6 Mrd. Dollar erneut Rang sechs und hierzulande Platz zwei. Sie waren der größte börsennotierte Familienkonzern Deutschlands. Börsennotierte Unternehmen wurden als Familienunternehmen gewertet, wenn die Familie mindestens 32 Prozent der Anteile und Stimmrechte hält. Die Familie Quandt kontrolliert den Angaben zufolge 46,8 Prozent des Unternehmens. Der Industrielle Herbert Quandt hatte Anfang der 1960er Jahre den in Geldnot geratenen Autobauer saniert.

Die Schwarz-Gruppe wurde im Family Business Index 2023 erneut zu dem mit Abstand größten Familienunternehmen Deutschlands gekürt. Der Lebensmitteleinzelhändler (Lidl, Kaufland) belegte mit 151,5 Mrd. Dollar Umsatz Platz vier im weltweiten Ranking und befindet sich wie das Gros der deutschen Vertreter komplett im Familienbesitz. Der Heilbronner Kaufmann Josef Schwarz war 1930 als Gesellschafter in die Lidl & Co. Südfrüchtenhandlung eingetreten. Sein 1939 geborener Sohn Dieter Schwarz machte daraus das größte Einzelhandelsunternehmen in Europa.