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Verbrennermotoren Bundesregierung forciert Produktion von E-Fuels

Das Start-up Ineratec will E-Fuels im großen Maßstab produzieren
Das Start-up Ineratec will E-Fuels im großen Maßstab produzieren
© Ineratec GmbH / picture alliance/AP
Das Verkehrsministerium stellt eine Fördersumme von gut 2 Mrd. Euro für E-Fuels in Aussicht. Politik und Hersteller erwarten einen Durchbruch in einen neuen Milliardenmarkt

Das Bundesverkehrsministerium stellt 1,9 Mrd. Euro für die Weiterentwicklung und die Produktion von Biokraftstoffen und strombasierten Kraftstoffen – sogenannten E-Fuels – bereit. Diese Fördersumme kann bis 2026 verteilt werden. „Ein weiterer Nachschub über einen Zeitraum von bis zu zehn Jahren ist durchaus möglich“, sagte Staatssekretär Stefan Schnorr Capital (Ausgabe 4/2023).

Solche Kraftstoffe aus nicht-fossilen Rohstoffen sind bislang weltweit nur in geringen Mengen verfügbar. Sie gelten als CO2-neutrale Alternative zu Benzin, Diesel und Kerosin und können zum Antrieb von Autos, Schiffen und Flugzeugen verwendet werden. Der Aufbau einer industriellen Produktion mit der künftig ein Bedarf von Millionen Tonnen an alternativen Kraftstoffen gedeckt werden könnte, wird nun von Politik und einigen Dutzend Unternehmen weltweit vorangetrieben.

Der Einsatz von synthetischen E-Fuels oder biogenen Kraftstoffen für Verbrennermotoren im Autoverkehr wird kontrovers diskutiert. Zu den Befürwortern zählt das von FDP-Politiker Volker Wissing geführte Bundesverkehrsministerium. Der Einsatz der teuren und bislang noch knappen Substitute im Straßenverkehr gilt als deutlich weniger effizient als Batteriefahrzeuge. Doch in der Luftfahrt und im Schiffsverkehr sind sie momentan die einzige Alternative zu fossilen Kraftstoffen, da hier auf absehbare Zeit noch kein flächendeckender Batteriebetrieb möglich sein wird.

Die neue Capital erscheint am 16. März
Die neue Capital erscheint am 16. März
© Florian A. Schmidt / gestaltet mit Midjourney; Foto: Lena Giovanazzi

Während um den Einsatz im Straßenverkehr noch gerungen wird, will die EU-Kommission den Einsatz von nachhaltigen Treibstoffen im Luftverkehr schon bald zur Pflicht machen: Alle Fluggesellschaften sollen verpflichtet werden, die CO2-neutrale Alternative ab 2025 zu tanken. Zunächst müssen nur zwei Prozent zum herkömmlichen Kerosin beigemischt werden, dann kontinuierlich mehr. Bei einem Verbrauch von 300 Millionen Tonnen Kerosin weltweit entspricht ein Anteil von zwei Prozent sechs Millionen Tonnen an alternativem Kerosin. Auf dem Weltmarkt waren zuletzt nur rund 240.000 Tonnen verfügbar.

Einige Dutzend Start-ups, Forscher und Mineralölkonzern haben sich mittlerweile in Position gebracht, um diesen Milliardenmarkt zu erobern. Marktführer für biogene Kraftstoffe aus Reststoffen wie Speiseöl ist der finnische Mineralölkonzern Neste. Bei E-Fuels sieht sich das Karlsruher Start-up Ineratec weit vorne: „Wir produzieren bereits. Das macht weltweit noch niemand“, sagt Philipp Engelkamp, Mitgründer und Geschäftsführer von Ineratec. „Wir wollen weltweit in die industrielle Serienproduktion gehen.“ Mit ihren neuartigen, kompakten Reaktoren, die sie in Containern installieren, wollen sie im kommenden Jahr in Frankfurt Hoechst erstmals im größeren Maßstab 2500 Tonnen E-Fuels produzieren. 

Die Bundesregierung will den Marktstart fördern. „2023 ist das entscheidende Jahr, um die Produktionsanlagen auf den Weg zu bringen“, sagt Anna Christmann, Koordinatorin der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt. „Wir müssen bei uns – in Deutschland und Europa – testen, forschen, Anlagen aufbauen, erproben – und auch produzieren. Gleichzeitig müssen wir auch den Export und internationale Kooperationen voranbringen.“ Es gelte, den Vorsprung deutscher Unternehmen zu nutzen, sagt auch Staatssekretär Schnorr. Mittlerweile würden schließlich auch neue Chip- und Batteriefabriken in Deutschland aufgebaut: „Das war doch auch schon eine kleine Revolution.“

Eine ausführliche Analyse zum Einsatz von alternativen Kraftstoffen im Luftverkehr finden Sie im aktuellen Capital MagazinDie neue Capital ist am 16. März erschienen. Interesse an Capital? Hier geht es zum Abo-Shop, wo Sie die Print-Ausgabe bestellen können. Unsere Digital-Ausgabe gibt es in Apples App Store, bei GooglePlay – und in unserem neuen Premium-Abo Capital+ unter dem Menüpunkt „Digitales Magazin“

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