Rund ein Dutzend große Unternehmen in den USA unterstützen Frauen künftig bei Schwangerschaftsabbrüchen. Sie wollen die Reisekosten für Mitarbeiterinnen übernehmen, die an ihrem Wohnort den Eingriff wegen der verschärften Regelungen nicht durchführen lassen können.
Vergangene Woche hatte der Oberste Gerichtshof das Recht auf Abtreibung gekippt und das Urteil Roe vs. Wade aufgehoben. Daraufhin verschärften Bundesstaaten wie Missouri umgehend ihre Gesetz. Der Abbruch einer Schwangerschaft ist dort nun verboten. Insgesamt wird wohl rund die Hälfte der 50 Staaten den Zugang zu der medizinischen Leistung einschränken. Für Betroffene heißt das, dass sie künftig sehr weite Wege zurücklegen müssen, um den Eingriff überhaupt durchführen zu lassen.
Tech-Konzerne, Banken, Onlinehändler
Der Supreme Court hatte mit einem Grundsatzurteil im Jahr 1973 in den gesamten USA Schwangerschaftsabbrüche erlaubt. Fast 50 Jahre später sollen nun wieder die einzelnen US-Staaten entscheiden, ob Abtreibungen legal oder illegal sind. Der äußerst konservativ besetzte Supreme Court begründete das damit, dass „die Verfassung kein Recht auf Abtreibung gewähre“. Drei der acht Richter des Supreme Courts stimmten jedoch gegen die Entscheidung und bedauerten, dass junge Frauen nun mit weniger Rechten aufwachsen würden als ihre Mütter und Großmütter.
Das sehen einige US-Unternehmen ähnlich und reagierten schnell auf das Urteil. In schriftlichen Pressestatements und E-Mails an die Mitarbeitenden stellten sie klar, ihre Angestellten in Zukunft finanziell dabei zu unterstützen, wenn sie in einen anderen US-Staat reisen müssen, um einen Schwangerschaftsabbruch durchführen zu lassen. Darunter sind Tech-Konzerne aber auch Banken und große Online-Versandhändler.
Diese Firmen helfen Frauen beim Schwangerschaftsabbruch
Eine Sprecherin von Apple sagte dem TV-Sender CNBC: „Wir werden unsere Mitarbeiterinnen dabei unterstützen, in Bezug auf ihre reproduktive Gesundheit ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Mehr als zehn Jahre haben es Apples umfangreiche Zusatzleistungen unseren Mitarbeitern ermöglicht zu reisen, damit sie eine medizinische Versorgung erhalten, die in ihrem Heimatstaat nicht verfügbar ist.“
In einer Nachricht an Mitarbeitende schreibt Disney, sie würden weiterhin die Gesundheit, Sicherheit und das Wohlbefinden ihrer Teams und deren Familien priorisieren. „Unser Unternehmen bleibt engagiert dabei, Barrieren zu entfernen und umfangreichen Zugang zu qualitativ hochwertigen und bezahlbaren Behandlungen sicherzustellen.“
Die Deutsche Bank AG aktualisiert laut Reuters ihre Gesundheitspolitik in den USA und übernimmt Reisekosten für medizinische Behandlungen, einschließlich Abtreibungen, die nicht in einem Umkreis von 100 Meilen um den Wohnort der Mitarbeitenden angeboten werden
Nach eigenen Angaben unterstützte die Bank ihre Mitarbeiterinnen schon vorher bei Schwangerschaftsabbrüchen. „Wir haben uns stets auf die Gesundheit und das Wohlbefinden unserer Mitarbeiter konzentriert und wollen einen fairen Zugang zu allen Zusatzleistungen sicherstellen.“
Ein Sprecher von Microsoft sagte der Nachrichtenagentur Reuters, dass die Firma „seine Mitarbeiter dabei unterstützen wird, Zugang zu wichtigen medizinischen Behandlungen zu erhalten“ wie Schwangerschaftsabbrüchen und Hormontherapien bei Transpersonen. „Dazu gehört auch eine Unterstützung bei den Reisekosten, wenn diese Behandlungen in geographischer Nähe nicht möglich sind.“
Nike schreibt in einer Stellungnahme zum Urteil des Supreme Court: „Egal, wo sich unsere Teammitglieder auf ihrer Reise in Sachen Familienplanung befinden – von Verhütung und Abtreibung bis hin zur Unterstützung beim Familienaufbau etwa bei Adoptionen – wir sind hier, um ihre Entscheidungen zu unterstützen.“
Yelp Co-Gründer Jeremy Stoppelman kritisiert, die Regelung würde die Gesundheit von Frauen gefährden, ihnen ihre Menschenrechte verweigern und den Fortschritt in Richtung Geschlechtergleichheit am Arbeitsplatz demontieren. „Geschäftsführer müssen aufstehen und für die Gesundheit und Sicherheit ihrer Mitarbeiter eintreten, indem sie sich gegen die Welle von Abtreibungsverboten aussprechen, die durch dieses Urteil ausgelöst wird.“