Venezuela hat einen steilen Absturz hinter sich. Anfang der 2000er schwamm das Land mit den größten Erdölreserven der Welt im Geld, der damalige Präsident Hugo Chávez verstand sich als Vorreiter eines „Sozialismus des 21. Jahrhunderts“. Es gab kostenlose Gesundheitsversorgung, Gratis-Bildungsprogramme und staatlich subventionierte Lebensmittel. Dann fielen die Ölpreise – und mit ihnen implodierte auch das Wirtschaftsmodell des Landes, das ausschließlich auf Erdöl setzte.
Seitdem taumelt Venezuela dem wirtschaftlichen und sozialen Abgrund entgegen: Hyperinflation, Rekordverschuldung, Lebensmittelknappheit, Massenexodus. Aktuell verschärft sich die Krise durch den politischen Machtkampf zwischen Präsident Nicolás Maduro und dem selbsternannten Interimspräsident Juan Guaidó.
Diese fünf Zahlen geben einen Einblick in die Krise des Landes:
Venezuela
Seit Jahren verlassen immer mehr Menschen Venezuela aufgrund der katastrophalen wirtschaftlichen und sozialen Lage. Im September 2018 erreicht die Migrationsbewegung einen bisherigen Höhepunkt: Rund drei Millionen Menschen sollen das Land verlassen haben, fast zehn Prozent der Bevölkerung. Der Internationalen Organisation für Migration zufolge haben sie vor allem in den Nachbarländern Kolumbien, Peru, Ecuador, Argentinien und Chile Zuflucht gefunden.
Die Wirtschaftsleistung Venezuelas ist 2018 um 18 Prozent geschrumpft. Damit sank das Bruttoinlandsprodukt zum dritten Mal in Folge um einen zweistelligen Prozentsatz. Bereits 2016 und 2017 war die Wirtschaftsleistung jeweils um 16,5 Prozent bzw. 14 Prozent zurückgegangen. Das Bruttoinlandsprodukt hat sich von 2017 bis 2018 mehr als halbiert: von rund 210,1 Mrd. US-Dollar auf 96,3 Mrd. Dollar.
Venezuela steckt in einer Hyperinflation: Die britische BBC hat berechnet, dass sich Ende 2018 die Preise in Venezuela alle 19 Tage verdoppelt haben. Schon 2016 lag die Inflation bei 254,4 Prozent, ein Jahr später bei 1008 Prozent. Im letzten Jahr wurde zum ersten Mal die Millionen-Marke geknackt, der Internationale Währungsfonds (IWF) bescheinigte eine Preissteigerung von 1,37 Millionen Prozent. Für 2019 ist die Prognose des IWF noch schärfer: Um ganze zehn Millionen Prozent sollen die Preise steigen. Zum Vergleich: Allgemein bewegt sich der Preisanstieg in Lateinamerika bei rund sechs Prozent.
So viele Nullen wurden im August 2018 aus der Währung Venezuelas gestrichen. Das kam einer Abwertung um 96 Prozent gleich. Die Währung Bolivar Fuerte wurde zudem in Bolivar Soberano umbenannt und an die Kryptowährung Petro geknüpft. An der Geldentwertung hat sich trotzdem nichts geändert.
Venezuelas Wirtschaft ist eine Monokultur: Der Staatshaushalt Venezuelas finanziert sich zu rund 95 Prozent aus den Ölexporterlösen. Diese extreme Abhängigkeit vom Erdölexport rächt sich seit die Ölpreise fallen. 2017 betrugen die Einnahmen aus dem Export von Gütern nur noch 31,4 Mrd. US-Dollar, 2012 waren es noch 97,3 Mrd. US-Dollar.