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Chinas Einflussnahme Beraterlegende Hermann Simon in chinesisches Netzwerk verstrickt

Hermann Simon
Hermann Simon gilt als der unangefochtene Preis-Papst, der seinen Kunden bei der strategischen Positionierung von Produkten hilft (Das Foto zeigt ihn im Jahr 2008)
© Rolf Vennenbernd/dpa / Picture Alliance
China hat seine Macht mit einem Netzwerk bis in hohe Wirtschaftskreise ausgebaut. Die Verbindungen reichen bis zu einem der einflussreichsten Strippenzieher der deutschen Wirtschaft: Hermann Simon

Der prominente Unternehmensberater Hermann Simon ist tief in ein chinesisches Netzwerk verstrickt, das die deutsche Wirtschaft seit Jahren unterwandert. Der 77-Jährige unterstützt zahlreiche Organisationen, Verbände und Unternehmen, die im engen Austausch mit der chinesischen Regierung stehen. Das zeigen umfangreiche Recherchen des Wirtschaftsmagazins Capital, die erstmals detaillierte Einblicke in die komplexen Verschachtelungen geben (Titelgeschichte der neuen Capital-Ausgabe 07/2024). Geheimdienste und Sicherheitsexperten warnen eindringlich vor der Gefahr durch die subtile Einflussnahme von Vereinen und Lobbygruppen in Deutschland.  

Simon gehört zu den einflussreichsten Beratern des Landes. Der BWL-Professor und Gründer der Unternehmensberatung Simon-Kucher gilt als der unangefochtene Preis-Papst, der seinen Kunden bei der strategischen Positionierung von Produkten hilft. Zudem hat Simon den legendären Begriff der „Hidden Champions“ geprägt, der für mitunter kleine, aber hoch spezialisierte Weltmarktführer steht. Simon äußerte in der Vergangenheit schon Sympathien für das Regime in Peking und erstaunte Wegbegleiter mit Sätzen wie „die Deutschen sollten gefälligst zu Chinesen werden“ und sich auf ein „chinesisches Jahrhundert“ einrichten und die bilateralen Beziehungen „nicht politisieren“.

Enger Draht zu Chinas Staatschef Xi Jinping

Die Capital-Recherchen zeigen nun erstmals, wie eng der Draht bis in die Kommunistische Partei von Staats- und Regierungschef Xi Jinping ist – über Organisationen, die direkte Verbindungen etwa in die Zentrale Militärkommission und die Abteilung für Einheitsfrontarbeit aufweisen. Dazu gehören etwa der Verband Deutscher Hidden Champions (VDHC), ein eingetragener Verein, dem Simon laut Website als „Ehrenpräsident“ vorsaß. 

Das Netzwerk von Chinas Lobbyisten in Deutschland ist Titelthema der neuen Capital, die am 22. Juni erscheint
Das Netzwerk von Chinas Lobbyisten in Deutschland ist Titelthema der neuen Capital, die am 22. Juni erscheint

Nachdem eine Anfrage von Capital dazu bei Simon eingegangen war, wurde diese Angabe entfernt. Simon sagt dazu auf Anfrage, er sei weder „Ini­tiator“ noch „Gründungsmitglied“ oder überhaupt Mitglied des Verbands gewesen, sondern habe vor Jahren lediglich erklärt, dass er gegen den Namen des Verbands keine Einwände erhebt. Er habe dort zwei Onlinevorträge gehalten. Die Homepage des Verbands habe „unzutreffende Tatsachenbehauptungen“ über seine Person enthalten. Tatsächlich nahm der deutsche Professor an weiteren Aktivitäten des Verbands teil – etwa zwei Chinareisen 2018 und 2019. Zudem warb der Verein für seine Bücher und Auftritte – vor allem in China.

Simon taucht in weiteren Funktionen auf: so auch als „Ehrenberater“ der staatlichen chinesischen Investitionsagentur (China International Investment Promotion Agency, kurz CIIPA) in Düsseldorf. In der chinesischen Stadt Shouguang ist eine Hochschule nach ihm benannt, die Hermann Simon Business School, der ein Oberst der Volksbefreiungsarmee vorsteht. Gegenüber Capital legt Simon Wert da­rauf, er nehme „keine unkritische Haltung oder Nähe zum Xi-Jinping-Regime“ ein.

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