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Stilfragen "Die Businessmode ist so unentspannt"

Ludwig-Reiter-Chef Till Reiter findet die Büromode gerade langweilig und wünscht sich daher etwas Neues, Frisches und Fröhliches.

Till Reiter ist Chef der traditionsreichen Wiener Ludwig Reiter Schuhmanufaktur

Wie sieht für Sie moderne Businessmode aus? So vielfältig wie unser modernes Wirtschaftsleben. Ich finde es faszinierend und oft auch amüsant, wie jede Branche ihren Stil kultiviert. Ob das jetzt Hipster, das High-Tech Umfeld, Modeleute oder Wirtschaftsanwälte sind. Aber alles kann gehen, wenn es nur selbstbewusst und mit Bedacht getragen wird. Was sind Dos and Don’ts im Büro – ganz gleich ob an der Rezeption, in der Buchhaltung oder auf der Vorstandsetage? Sichtbare Piercings (da graust es mir leider vor) sowie unpassendes oder gar ungepflegtes Schuhwerk. Generell ist es immer eine Frage in welchem „Business“ ich gerade bin. Das Exterieur einer Person ist immer auch ein Kommunikationsmittel und ein „Dresscode“ ist ja eigentlich keine Bekleidungsvorschrift sondern ein Signal, und da muss ich mir bewusst sein, welche Signale ich gerade aussenden möchte. Da kann in einer Situation völlig daneben sein, was woanders ganz perfekt wäre. Was sind die wichtigsten neuen Trends für Businessmänner und -frauen? So genau weiß ich das noch nicht, aber ich denke vor allem etwas Neues, Frisches, Fröhliches, eine Aufbruchsstimmung signalisierendes. Die typische Business-Mode ist jetzt schon seit geraumer Zeit so langweilig unentspannt, wie unser gesamtes Geschäftsleben überhaupt. Welche Klassiker sollte jeder Mann in seinem Kleiderschrank haben? Zumindest ein Paar klassisch rahmengenähter Schuhe. Man muss sie ja nicht ständig tragen, aber sie in seinem Repertoire zu haben, gehört einfach zum Savoir-vivre eines Mannes.

Maßhemden von Gino Venturini


Welches Modestück verdient Ihrer Meinung nach ein Revival? Klassische Herren-Accessoires aus Leder, gerade als persönliche Wegbegleiter im Berufsleben. Wer ist und bleibt für Sie ein modisches Vorbild, wer verdient Ihr Prädikat „Stilikone“? Mein Urgroßvater. Er war zwar nur ein einfacher Schuhmachermeister, strahlte aber durch seine äußere und vor allem innere Haltung immer eine besonders charmante Eleganz aus, ganz egal ob im Sonntagsstaat, Arbeitsgewand oder in Wanderbekleidung. Welche modische Anschaffung war Ihr bester Kauf? Eine umfassende, sich ständig vermehrende Sammlung an Maßhemden von Gino Venturini. Jenseits des Dresscode: In welchem Outfit gehen Sie am Samstag zum Bäcker? Vermutlich in Laufhose, joggenderweise. Ihre größten Stilsünden waren...? …schlecht sitzende Konfektionsanzüge.

"Bei Zweireihern muss ich immer an Dagobert Duck denken"


Wie kaufen Sie Mode: in der Boutique, im Kaufhaus oder online? Am liebsten in markenunabhängigen Fachgeschäften mit handwerklicher Kompetenz. Kurz & knapp: Krawatte oder Fliege? Wenn, dann Krawatte - außer natürlich zu Frack oder Smoking. Rasur: trocken oder nass? Nass, aber am liebsten gar nicht. Anzug: Doppel- oder Einreiher? Einreiher. Bei Zweireihern muss ich immer an Dagobert Duck denken. Kaschmirmantel oder Outdoor-Jacke? Kommt wieder mal auf die Gelegenheit an. Barfuß oder Lackschuh? Barfuß, wann immer möglich. Lackschuhe eigentlich nie, denn selbst zum Frack gehört meines Erachtens ein hochglänzend polierter Kalbslederschuh.

Weitere Stilfragen: Joop-Chefdesigner Gregor Langerspacher, Herno-CEO Claudio Marenzi, Colmar-CEO Giulio Colombo und Eterna-Chef Henning Gerbaulet

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