Seit dem Jahr 2000 ist Joachim Wissler Küchenchef des Restaurants Vendôme in Bergisch Gladbach. Seit 2006 hält er drei Michelin-Sterne.
Als junger Mensch bekommt man von seinen Eltern fast täglich Ratschläge. Klar, dass man nicht alle annimmt. Oft erkennt man erst später, wie wichtig eine Empfehlung war. Ich habe meinen Vater ausgesprochen geachtet. Sein wichtigster Rat lautete: „Glück und Erfolg werden nicht über materielle Symbole wie teure Autos oder eine Villa definiert. Glück und Erfolg, das bedeutet, mitten im Leben zu stehen, mit all seinen Höhen und Tiefen.“
Dazu gehört auch der Gedanke, dass man etwas macht, weil man daran glaubt – nicht, weil man etwas gewinnen will. In diesem Rat liegen viel Kraft und Ruhe, die einem auch in schwierigen Zeiten Zuversicht geben. Mir hat dieser Rat dabei geholfen, dem Erfolgsdruck in der Spitzengastronomie standzuhalten. Meine familiäre Prägung hat auch dazu beigetragen, dass ich nicht ständig in Angst lebe, meine Erfolge, meinen Status oder materielle Dinge zu verlieren.
Diese Haltung meines Vaters lässt sich auf die Gastronomie oder das Geschäftsleben übertragen. Der Küchenchef muss seinem Restaurant eine Philosophie geben, eine Geschichte, einen gewissen Charakter. Das trifft auch auf die Gerichte selbst zu. Diesem klaren Profil muss er dann treu bleiben, sodass sich Mitarbeiter und Gäste darauf verlassen können. Es ist wie in vielen Bereichen: Man muss jeden Tag daran arbeiten, dieses Profil mit Leben zu füllen und weiterzuentwickeln, damit es zeitgemäß bleibt. Man muss sich ständig verändern, um das Erreichte bewahren zu können.