Vor vielen Jahren habe ich in Thailand gearbeitet – zunächst in Bangkok, dann auf Koh Samui, später in Krabi und schließlich in Hua Hin. Seitdem beobachte ich das Land, kehre regelmäßig zurück und habe über die Jahre eine große Wertschätzung für seine Kultur entwickelt. Trotz des wirtschaftlichen Erfolgs haben die Menschen nämlich viele ihrer ursprünglichen Gebräuche, Rituale und Überzeugungen bewahren können. Zudem hat sich das Englisch-Niveau stark verbessert, was mir als Urlauber die Kommunikation erleichtert.
Thailand steckt voller Kontraste: In den ländlichen Regionen geht es ruhig und gelassen zu, während in Bangkok die Wolkenkratzer emporschießen und hektisches Treiben das Straßenbild dominiert. Wie gelingt es einer renommierten Hotelkette wie Four Seasons, diese spannenden Gegensätze zu integrieren und mit der eigenen Markenidentität abzumischen? Das will ich herausfinden und besuche zwei Häuser in unterschiedlichen Regionen: eines auf der zweitgrößten Insel Koh Samui und das andere mitten in der Hauptstadt.
„Four Seasons“ in Bangkok: Minimalismus am Wasser
Direkt am malerischen Chao-Phraya-Fluss und in einem modernen Gebäudekomplex befindet sich das „Four Seasons Hotel Bangkok“. Das historische, aber aufstrebende Viertel heißt Charoenkrung und ist für kulturelle Sehenswürdigkeiten und gehobene Restaurants bekannt. Von der Lobby aus sind viele Galerien, Boutiquen und Cafés fußläufig zu erreichen. Vom meinem Zimmer aus habe ich einen herrlichen Blick aufs Wasser und die Skyline der Stadt. Das Hotel hat 299 Zimmer und Suiten, sechs Restaurants und Bars sowie einen großzügigen Spabereich mit mehreren Pools und Grünflächen. Nebenan, in einem turmhoch aufragenden Gebäude gibt es mehr als 350 „Four Seasons“-Privatresidenzen.
Ein kreativer Richtungswechsel
Der moderne Look des „Four Seasons Hotel Bangkok at Chao Phraya River“ stammt vom renommierten Designer Jean-Michel Gathy, der die Luxusherberge gemeinsam mit dem Team von Hamiltons International Architects gestaltete. Gathy, weltweit gefeiert für seine Entwürfe der „Aman Resorts“ und „Bulgari Hotels“, besitzt eines eleganten, minimalistischen Stil. Er stieß mitten in der Bauphase dazu, übernahm das Projekt und drang auf weitreichenden Änderungen bei den bisherigen Plänen.
Nun trägt die Architektur seine unverwechselbare Handschrift, aus einem Hotel machte er ein luxuriöses Resort mit mehreren Pools und weitläufigen, begrünten Außenbereichen. Für eine optimale Sicht auf das Stadt- und Flusspanorama strich Gathy sogar einige Zimmer und Restaurants aus dem Konzept. Zudem schuf er mit integrierten Kunstwerken eine harmonische Verbindung zwischen modernem Neubau und lokaler Kultur.
Ein französischer Sternekoch begeistert Bangkok
Neben dem „BKK Social Club“, einer der besten (Hotel-)Bars der Welt, die von dem Berliner Philip Bischoff geführt wird, muss ich unbedingt das „Palmier by Guillaume Galliot“ erwähnen. Der berühmte Koch ist bekannt für das „L'Olivo“ auf Capri, das mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnet wurde. Im Four Seasons Bangkok hat Galliot nun eine Dependance eröffnet, die ebenso beeindruckt. Mir wird ein Fünf-Gänge-Menü mit dem Thema „Variation der Tomate“ serviert und allein das Gazpacho ist regelrecht göttlich, dabei ist der Chef heute gar nicht in der Küche. Doch sein Team hält den hohen Standard offenbar mühelos und der Service ist so zuvorkommend wie professionell. Lange galt Kopenhagen als das Epizentrum der Top-Gastronomie, danach war es Dubai. Bald könnte dieser Titel, vermute ich, an Bangkok gehen.
Am Abend erlebe ich dann eine kleine Enttäuschung: Mit der Hausdame hatte ich den Turndown-Service für 19 Uhr vereinbart. Doch sie klingelt bereits um halb sieben – und danach leider nicht mehr. Von diesem Lapsus abgesehen, ist das von Lubosh Barta, Regional Vice President & General Manager, geführte Haus rundum überzeugend.
„Four Seasons Koh Samui“: Exklusives Naturerlebnis
Die zweite Station dieser Reise führt mich an die idyllische Nordwestküste der thailändischen Insel Koh Samui. Das „Four Seasons Koh Samui“ liegt nur rund 30 Minuten vom Flughafen entfernt und ist eingebettet in üppige tropische Vegetation. Vom Strand von Laem Yai, direkt vor der Tür, schweift der Blick über den türkisblauen Golf von Thailand. Eine perfekte Lage: abgeschieden und doch gut erreichbar.
„Residence Villas“: das Hotel im Hotel
Das Four Seasons Koh Samui bietet zwar auch 60 klassische Hotelzimmer an, doch das wahre Highlight sind die elf „Residence Villas“ mit einer unschlagbaren Kombination aus absoluter Privatsphäre und luxuriösem Service. Jede Villa wird von einem 24-Stunden-Butler betreut und bietet zahlreiche Annehmlichkeiten wie Spa-Behandlungen oder einen eigenen Koch. Ebenfalls zu den exklusiven Erlebnissen zählen private Barbecues, Tanzvorführungen und sogar Feuerwerke. Dass man keine anderen Hotelgäste trifft, ist so gewollt.
Die kleinen Villen passen durch die traditionelle Architektur wunderbar in die Umgebung. Ihre Schlafzimmer sind komplett voneinander getrennt, ins gemeinsame Wohnzimmer oder in den privaten Poolbereich gelangt man über Holztreppen. Eine exklusive Unterkunft, die ihren Preis hat: ab 1.500 bis 2.500 Dollar für die Nacht in einer „One-Bedroom Residence“ und entsprechend mehr für eine „Five-Bedroom Residence“.
Wie mir der herzliche General Manager Jasjit Assi im Gespräch verrät, liegt die durchschnittliche Aufenthaltsdauer bei vier bis fünf Tagen. Er beschreibt das Erlebnis so: „Ich nenne es die Island Life Experience, denn Sie wohnen so rustikal wie luxuriös nach Landestradition mitten in der Natur und genießen alle erdenklichen Annehmlichkeiten.“ Man könnte auch sagen: das Luxushotel im Luxushotel.
Erstklassiger Service – fast ohne Ausnahme
Abends esse ich in der „Koh Thai Kitchen“, einem offenen Restaurant, das authentische lokale Küche serviert. Die aus Teakholz gebaute Konstruktion steht auf einer Anhöhe und ich genieße den Blick auf die „Residence Villas“, das Meer und die Palmen. Man sitzt direkt an der Klippe und mitten im Urwald, nur von Glasscheiben geschützt. Romantischer, exotischer und exklusiver hätte dieser Platz kaum sein können – eine tolle Idee meines liebsten Hoteldesigners Bill Bensley.
Die Führungskräfte, und nicht nur die, geben sich in diesem Hotel besonders viel Mühe, allen voran der Österreicher Hannes. Ich kenne ihn aus Beirut, wo er 2017 als Front-Office-Manager im „Phoenicia Hotel“ arbeitete. Er hat die bemerkenswerte Fähigkeit, genau zu antizipieren, wann die kritischen Zeiten sind – beim Frühstück, beim Abendessen, während des Trainings im Fitnessstudio. Hannes ist immer präsent und hat stets ein freundliches Wort für Gäste und Mitarbeiter übrig.
Die Liebe des Teams zu jedem Detail ist überall spürbar – vom handgeschriebenen Willkommenskärtchen bis zu den gestickten Initialen auf den Kissen. Die moderne Einrichtung wirkt durchweg hochwertig: edles Teakholz, hohe Wände, Bast und andere schöne Materialien. Das angenehme Farbkonzept in Erd- und Blautönen zieht sich durch das gesamte Interieur.
Ein kleiner Wermutstropfen: Ich habe einen wunderschönen Pool vor der Tür, mit gefühlten 20 Grad Wassertemperatur. Auf meine Nachfrage, ob er sich beheizen lasse, sagt man mir, das koste 50 Dollar pro Tag. Eine Extragebühr, die nicht so recht zu den sonst so durchdachten und großzügigen Serviceleistungen des Hotels passen will.
Noch ein paar Tipps zum Schluss: Eine Reise nach Thailand erfordert sorgfältige Planung. Meine Empfehlung: Verbringen Sie drei Tage in Bangkok und besichtigen Sie die wichtigsten Sehenswürdigkeiten wie den Großen Palast, den Wat Arun-Tempel, Chinatown und den Chatuchak-Markt. Auch die Khlong-Tour, eine Bootsfahrt auf den Kanälen, lohnt sich sehr. Danach geht es für drei Tage in die idyllische Natur von Koh Samui.
Von einer Buchung bei Thai Airways rate ich jedoch eher ab – für den sehr holprigen zwölfstündigen Rückflug von Bangkok nach Frankfurt habe ich 2.055 Euro in der Business-Class gezahlt. Ein Erlebnis, das ich kaum noch als mittelmäßig bezeichnen würde. Besser: mit Emirates über Dubai, da ist dann (beim Business-Ticket oder Vielflieger-Status) innerhalb Deutschlands auch ein kostenloser Chauffeur-Service bis 80 Kilometer inklusive. Und eine Spirituosenauswahl an Bord, die jetzt sogar acht Champagner-Sorten umfasst.