Langsam ist das Fliegen reif für eine Ära des Smart Travel. Bislang legten es Airlines in Zeiten von Kampfpreisen vor allem auf Gewinnmaximierung an. Da wurden immer mehr Sitzreihen und Passagiere in die Maschinen gequetscht. Doch der Widerstand gegen diese Art des Discounter-Reisens wächst. Viele Urlauber sind durchaus bereit, für eine entspannte Zeit über den Wolken etwas mehr Geld auszugeben. Da haben Airlines im Wettbewerb die Nase vorn, die auf kluge, durchdachte Konzepte setzen.
Die Crystal Cabin Awards ehrten kürzlich zum 13. Mal Innovationen bei Flugzeugkabinen und Bordprodukten. Die Ideen stammen von Airlines, Flugzeugherstellern, Zulieferern oder Universitäten. Für die Crystal Cabin Awards 2019 wurden erstmals mehr als 100 Einreichungen aus aller Welt verzeichnet. 94 Konzepte aus 22 Ländern schafften es auf die Shortlist. Wir stellen die Highlights vor, die auch das Reisen für Geschäftsleute angenehmer gestalten können.
Die Top-Innovationen beim Fliegen 2019

Beim Reisen der nahen Zukunft geht es darum, das Beste aus dem begrenzten Raum an Bord herauszuholen. Der Zulieferkonzern Safran schaffte es mit seinem „Essential“-Schlafsitz für die Business Class auf die Shortlist der Crystal Cabin Awards 2019. Der Sitz soll fast 20 Prozent mehr Platz bieten, ist dabei aber um ein Viertel leichter als herkömmliche Modelle. Denn hier wurde vollständig auf die schwere Mechanik verzichtet. Weniger Gewicht bedeutet auch weniger Kerosinverbrauch.

Auf diesem Sitz sollen sich Passagiere wie im Privatjet fühlen. Die Fluggesellschaft Emirates reichte bei dem Wettbewerb ihre neuen First Class Private Suites für die Boeing 777 ein. Die Abteile sind abgetrennt und schirmen den Gast somit vom Rest der Kabine ab. Der Steward wird per Videoanruf gerufen. Dank der hochauflösenden Echtzeit-Bildschirme in den Seitenwänden bieten sogar die mittleren Kabinen stets Fensterplätze.

Wellness hält auch über den Wolken Einzug. Gäste sollen sich rundum wohl fühlen, das Fliegen soll gemütlicher werden. Der Anbieter Aero-Dienst stellte dieses „Wohnzimmer-Kabinenkonzept” vor. Vom Cordbezug der Sitze bis zum flauschigen Teppichboden, der zum Ablegen der Schuhe einlädt, soll alles in dieser Kabine dem Wohlbehagen dienen. Die Crystal Cabin Awards wurden vom Luftfahrtcluster Hamburg Aviation ins Leben gerufen. Eine Jury aus Wissenschaftlern, Ingenieuren sowie Vertretern von Flugzeugherstellern und Fluggesellschaften entscheidet über die Preisträger.

Warum nicht den Frachtraum für Passagiere öffnen? Mit dieser Idee sorgt aktuell Airbus in der Branche für Aufsehen. Die Container bieten verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten, vom Schlafsaal bis zum Konferenzraum. Das flexible „Zodiac“-Konzept soll dafür sorgen, dass sich ein Frachtraum im Handumdrehen verwandeln lässt.

„Modern“ bedeutet in der heutigen Zeit zunehmend auch multikulturell. Viele Probleme an Bord entstehen durch grundlegend unterschiedliche Gewohnheiten. Das gilt auch für die Benutzung der Toilette. Der Zulieferer Krüger Aviation reichte bei den Crystal Cabin Awards diesen Entwurf ein. Die „K2 Future“-Toilette ist auch für Reisende ausgelegt, die auf dem Klo eine hockende Position gewohnt sind.

Die Luft in Flugzeugkabinen ist oft abgestanden, trocken und generell dem Wohlbefinden abträglich. Panasonic will das künftig mit seinem Lufterfrischer-System „Nanoe“ ändern. Das hat sich laut dem Hersteller bereits in Luxusautos bewährt. Das Modul soll sich einfach in den Vordersitz integrieren lassen. Von dort filtert es schlechte Gerüche, Bakterien, Viren, Allergene und auch Pilzsporen aus der Atemluft. „Nanoe“ soll ab 2021 einsatzbereit sein.

Der Zulieferer Comac aus Shanghai hofft mit diesen Wohlfühlkabinen auf einen Preis bei den Crystal Cabin Awards. Das Gesamtkonzept für die First Class setzt auf sanfte Linienführungen und eine rundum romantisch-besinnliche Atmosphäre beim Fliegen.

Immer mehr Airlines nutzen ein ausgeklügeltes Lichtkonzept, um die Stimmung an Bord zu verbessern. Dabei werden LED-Displays an der Kabinendecke immer wichtiger. „Skylight“ von Boing soll es unter anderem ermöglichen, First Class, Business Class und Economy durch unterschiedliche Lichtkonzepte und grafische Designs deutlich voneinander abzugrenzen.

Der technische Fortschritt sorgt dafür, dass Flüge immer länger werden. Der aktuell längste Nonstop-Flug der Welt dauert knapp 19 Stunden. Da ist es kaum noch vorstellbar, dass Passagiere die gesamte Reise an ihrem Sitzplatz verbringen. Zulieferer Aim Altitude will mit seinem „Ultraflex“-Modul einen variabel nutzbaren Raum an Bord schaffen. Das Angebot reicht von Selbstbedienungs-Theken und offenen Sitzbereichen über Räume für Meetings und Fitness bis hin zum intimen Esszimmer.

Diebstahl an Bord ist ein lange unterschätztes Problem. Das findet zumindest der Zuliefer MLi und tritt bei den Crystal Cabin Awards mit Schließfächern für Wertgegenstände an. Die lassen sich unter dem Stauraum fürs Handgepäck anbringen. Die Schließfächer bieten Platz für Smartphone, Kameras, Geld, Reisepass oder Schmuck. Der Zugriff erfolgt über einen vierstelligen Code. Zusätzlich sorgt eine Überwachungskamera für Sicherheit vor Dieben. Die Preisträger werden am 2. April anlässlich der Fachmesse Aircraft Interiors Expo in Hamburg verkündet.