Deutschland ist wieder unter den zehn Städten mit der höchsten Lebensqualität vertreten. Die Analysten der Economist Intelligence Unit (EIU) wählten Frankfurt am Main auf Platz sieben der lebenswertesten Städte weltweit. Aber auch jenseits der Spitzengruppe hinterließen deutsche Metropolen im „Global Liveability Index 2022“ Eindruck. Drei von ihnen platzierten sich unter den zehn Aufsteigern des Jahres, deren Ergebnis sich verglichen mit dem Vorjahr am stärksten verbessert hatte.
Mitten im Untersuchungszeitraum zwischen 14. Februar und 13. März 2022 begann Russland mit der Invasion der Ukraine. Die Schockwellen des Angriffskriegs im Osten Europas und die dadurch verstärkte Inflation trübten die Ergebnisse im Ranking. Gegenüber 2021 verzeichneten die Experten, die zur Verlagsgruppe des Economist gehören, allerdings immer noch einen deutlichen Anstieg bei der Lebensqualität. Der globale Durchschnitt stieg demnach im Index von 69,1 auf 73,6 von 100 möglichen Punkten. Damit blieben die 172 analysierten Städte jedoch weiterhin unter dem Niveau des letzten Vor-Pandemie-Jahres mit 75,9 Punkten.
Der „Global Liveability Index 2022“ setzt sich aus diesen Kategorien zusammen:
- Stabilität: 25 Prozent der Endnote (zum Beispiel Kriminalitätsrate, Terrorgefahr, Unruhen)
- Kultur und Umwelt: 25 Prozent (Klima, Korruption, staatliche Zensur, sportliche und kulturelle Veranstaltungen)
- Gesundheitsversorgung: 20 Prozent (unter anderem die Qualität des privaten und gesetzlichen Gesundheitswesens)
- Infrastruktur: 20 Prozent (Straßen, ÖPNV, Wohnverhältnisse, Versorgung mit Energie, Wasser und Telekommunikation)
- Bildung: zehn Prozent (private und öffentliche Bildungsangebote)
Dies sind laut dem Ranking die Aufsteiger unter den Städten mit der höchsten Lebensqualität weltweit.
Diese Städte haben den größten Sprung nach vorne gemacht

Keine Stadt aus den Vereinigten Staaten war 2022 in den Top 10 der EIU vertreten. Dafür schaffte es zumindest Los Angeles auf Platz zehn der Städte, die sich am stärksten verbessern konnten. Die Westküstenmetropole stieg um 18 Plätze auf Rang 37. Ihr Gesamtergebnis erhöhte sich um 10,6 auf 88,6 Punkte.

Neun der zehn Top-Verbesserer unter den 172 analysierten Städten lagen 2022 in Europa. Athen kam im Ranking zwar nur auf Platz 73. Das war das schlechteste Ergebnis unter den führenden Aufsteigern. Aber immerhin konnte sich die griechische Hauptstadt um 18 Plätze oder 11,6 Indexpunkte (auf 74,5 Punkte) steigern.

Zwei Städte aus den Top 10 des Lebensqualität-Rankings waren 2022 auch in den Aufsteiger-Charts vertreten. Dazu gehörte Amsterdam. EIU hatte die niederländische Metropole auf Platz neun eingeordnet, 21 Ränge höher als im Vorjahr. Bei der Gesundheitsversorgung vergaben die Experten die Bestnote. Seinen mit 90,0 Punkten niedrigsten Wert erreichte Amsterdam bei der Stabilität. Am Ende belief sich der Indexwert auf 95,3 Punkte, 11,2 Punkte mehr als im Vorjahr.

Brüssel verbesserte sich vom 46. auf den 24. Platz und war damit der siebthöchste Aufsteiger im „Global Liveability Index 2022“. Viele europäische Städte profitierten in der Analyse zur Lebensqualität von den gelockerten oder vollständig aufgehobenen Corona-Einschränkungen.

Steil nach oben ging es auch für Paris. Es hatte 2021 noch auf Platz 42 gelegen. Ein Jahr später reichte es bereits für Rang 19. Die Experten vergaben 11,1 zusätzliche Punkte und hoben die Endnote der französischen Hauptstadt auf 93,6 Punkte an.

Das Vereinigte Königreich war neben Deutschland das einzige Land, das mit mehr als einer Stadt in den Aufsteiger-Top-10 vertreten war. 26 Plätze nach oben klettern konnte Manchester. Es kam dank 13,0 zusätzlichen Punkten auf Platz 28. Die Endnote von 91,3 Punkten stellte sogar die britische Hauptstadt in den Schatten. Die konnte sich allerdings noch stärker verbessern.

London war im Ranking der lebenswertesten Städte 2021 fast abgeschrieben worden. Gerade einmal Platz 60 nahm das europäische Finanzzentrum nach Brexit und Corona noch ein. Im Frühjahr 2022 aber stuften die EIU-Experten London 27 Plätze oder 13,2 Punkte weiter oben ein. 89,9 Punkte reichten für Platz 22. Das war allerdings abgesehen von den Nummern neun und zehn auf dieser Liste die schlechteste Platzierung unter den Aufsteigern.

Die Top 3 der Lebensqualität-Verbesserer machen wie schon geschrieben deutsche Städte unter sich aus. Um ganze 28 Plätze im Vergleich zum Vorjahr konnte sich Düsseldorf verbessern. Die britischen Analysten bewerteten die Lebensqualität dort mit 93,0 Punkten (12,8 Punkte mehr als 2021). Düsseldorf schoss vom 50. auf den 22. Platz nach oben.

Auch die Lebensqualität in Hamburg hat laut dem Ranking extrem von den Corona-Lockerungen profitiert. Die Hansestadt kletterte von Platz 47 auf Rang 16 empor. In allen Kategorien zusammengenommen erhielt Hamburg 12,5 zusätzliche Punkte und kam am Ende auf 94,4 Zähler. Fast hätte es für die Spitzenposition dieses Rankings gereicht.

Den sicherte sich jedoch die einzige deutsche Stadt in den Top 10 des Haupt-Rankings. Frankfurt am Main hatte 2021 noch weit abgeschlagen auf Platz 39 verharrt. Ein Jahr später aber reichte es bereits für den weltweit siebten Platz. Die Analysten stuften die deutsche Bankenmetropole um 12,9 auf 95,7 Punkte hoch. Dieses Ergebnis konnten weltweit nur Spitzenreiter Wien, gefolgt von Kopenhagen, Zürich, Calgary, Vancouver und Genf überbieten.