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Kunstkompass Die wichtigsten Künstler des Jahres 2018

Der Maler Georg Baselitz
Der Maler Georg Baselitz
© dpa
Der deutsche Maler Georg Baselitz ist einer der Gewinner im Capital-Kunstkompass. Linde Rohr-Bongard analysiert die Entwicklungen im Ranking der 100 wichtigsten lebenden Künstler

Der deutsche Maler Georg Baselitz und der britische Bildhauer Tony Cragg sind die großen Gewinner im diesjährigen Ranking der 100 größten lebenden Künstler. Denn beide schafften 2017/2018 durch zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland den höchsten Zuwachs an Punkten innerhalb der Top-100-Liste. Baselitz sprang auf Platz drei, Cragg auf Rang acht.

Georg Baselitz stellt sein Licht nicht unter den Scheffel: „Ich hab ein Verhältnis zu meinen eigenen Bildern wirklich als Fan oder als Bewunderer.“ An Bewunderern aber mangelt es Baselitz sowieso nicht. Das war jedoch nicht immer so. Denn in den 70er-Jahren lösten seine hingefetzten Bilder Hohn und Ablehnung aus. Erst der Aufstieg der sogenannten Neuen Wilden in der Kunst verhalf ihm zu Ruhm und steigenden Preisen. Von 1988 bis 1991 führte Baselitz gar das Kunstkompass-Ranking an.

Baselitz ist ein Indiz für den Erfolgskurs der regelmäßig totgesagten Malerei. Ein weiterer Beleg: der gebürtige Dresdner Gerhard Richter. Er ist seit 15 Jahren die Nummer eins im Kunstkompass. Richter gilt als Meister des permanenten Stilwechsels zwischen abstrakter und gegenständlicher Kunst, verwischtem Fotorealismus und digital erzeugten Streifenbildern. Generell behauptet sich die Königsdisziplin Malerei in der Liste weiterhin: mit 18 Protagonisten, deren Arbeiten hauptsächlich der Malerei zuzurechnen sind, wie Anselm Kiefer, Neo Rauch oder der Niederländerin Marlene Dumas.
 

Platz 2018

Platz 2017

Name

Jahrgang

Land

Kunstform

Gesamt

Zuwachs

1

1

Gerhard Richter

1932

GER

Malerei

149650

6750

2

2

Bruce Nauman

1941

USA

Mixed Media

120020

5250

3

4

Georg Baselitz

1938

GER

Malerei

96850

9500

4

3

Rosemarie Trockel

1952

GER

Mixed Media

95100

1900

5

5

Cindy Sherman

1954

USA

Fotokunst

84930

3400

6

6

Anselm Kiefer

1945

GER

Malerei

77010

2350

7

7

Olafur Eliasson

1967

DEN

Installation, Kritische Kunst

75550

2350

8

9

Tony Cragg

1949

GBR

Skulptur

73800

10350

9

8

William Kentridge

1955

RSA

Zeichnung, Filmkunst

71959

2415

10

10

Richard Serra

1939

USA

Skulptur

65070

1950

11

11

Pipilotti Rist

1962

SUI

Video-Art

64900

2850

12

12

Jeff Koons

1955

USA

Skulptur, Malerei

64390

3700

13

14

Imi Knoebel

1940

GER

Malerei, Installation

64010

3650

14

15

Thomas Schütte

1954

GER

Skulptur, Zeichnung

62300

2300

15

13

Andreas Gursky

1955

GER

Fotokunst

61970

1500

16

18

Mona Hatoum

1952

GBR

Installation, Kritische Kunst

60730

5250

17

16

Lawrence Weiner

1942

USA

Konzeptkunst

59900

1200

18

17

Thomas Ruff

1958

GER

Fotokunst

58200

1950

19

20

Maurizio Cattelan

1960

ITA

Skulptur, Kritische Kunst

58130

3350

20

21

Christian Boltanski

1944

FRA

Installation, Kritische Kunst

57920

3150

21

22

Bill Viola

1951

USA

Video-Art

57730

3400

22

19

Francis Alÿs

1959

BEL

Mixed Media, Kritische Kunst

57080

1750

23

24

Fischli / Weiss

1952/46

SUI

Mixed Media

55650

1700

24

25

Christo / Jeanne-Claude

1935/35

USA

Aktionskunst

55580

2150

25

28

Isa Genzken

1948

GER

Skulptur

55400

3350

26

23

John Baldessari

1931

USA

Fotokunst

54460

400

27

31

Jeff Wall

1946

CAN

Fotokunst

54330

2950

28

27

Jasper Johns

1930

USA

Pop-Art

54300

2000

29

34

Jenny Holzer

1950

USA

Kritische Kunst, Malerei

54290

4850

30

26

Damien Hirst

1965

GBR

Skulptur, Malerei

54180

1650

31

29

Claes Oldenburg

1929

USA

Pop-Art

53590

1700

32

32

Pierre Huyghe

1962

FRA

Mixed Media

53530

2700

33

30

Douglas Gordon

1966

GBR

Mediale Kunst

53080

1350

34

41

Ilya & Emilia Kabakov

1933/45

UKR

Installation, Kritische Kunst

52850

4450

35

39

Günther Uecker

1930

GER

Zero

52410

3600

36

36

Daniel Buren

1938

FRA

Minimal Art, Installation

51810

2700

37

37

Thomas Struth

1954

GER

Fotokunst

51250

2200

38

35

Paul McCarthy

1945

USA

Skulptur, Installation

51100

1700

39

40

Thomas Demand

1964

GER

Fotokunst

50770

2000

40

33

Matthew Barney

1967

USA

Mixed Media

50300

300

41

38

Thomas Hirschhorn

1957

SUI

Installation

49280

450

42

42

Gilbert & George

1943/42

GBR

Malerei, Performance

48950

1350

43

47

Marina Abramovic

1946

SRB

Performance

48430

3600

44

45

Carsten Höller

1961

GER

Installation

48330

2150

45

43

Ed Ruscha

1937

USA

Pop Art

47750

1400

46

44

Neo Rauch

1960

GER

Malerei

47280

1000

47

54

David Hockney

1937

GBR

Pop Art

46870

4550

48

49

Tobias Rehberger

1966

GER

Installation

46000

1850

49

55

Anish Kapoor

1954

GBR

Skulptur, Installation

45730

3600

50

50

Erwin Wurm

1954

AUT

Skulptur, Performative Kunst

45700

2500

Die ganze Liste finden Sie in CAPITAL 12/2018.

Und was lässt sich noch von der Top-100-Liste an Entwicklungen am Kunstmarkt ablesen?

Auch die Bildhauerzunft dominiert weiterhin. Mit 18 Skulpteuren, darunter Richard Serra, Damien Hirst und Rachel Whiteread. Der in Wuppertal lebende Brite Tony Cragg (siehe Seite 148) hat dabei nicht nur mit dem höchsten Zuwachs an Punkten den achten Platz erobert. Seine Skulpturen werden rund um den Globus gefeiert, und der Erfolg kurbelt auch den Markt an: Seine Bronzeskulptur „Point of View“ versteigerte das Auktionshaus Ketterer im Juni für 662 000 Euro – der höchste Preis für eines seiner Werke bislang. Ein weiterer Ritterschlag: Vor wenigen Wochen gab der Kunstbeirat des Deutschen Bundestags grünes Licht für eine sechs Meter hohe Bronzeskulptur von Cragg im Berliner Regierungsviertel.

Ein weiterer Trend in diesem Jahr: Foto- und Medienkünstler bewegen sich weiterhin auf Erfolgskurs. Dazu gehören unter anderem die amerikanische Künstlerin Cindy Sherman, die Deutschen -Andreas Gursky, Thomas Ruff und Thomas Struth sowie Jeff Wall und John Baldessari. Die Holländerin Rineke Dijkstra schaffte gar den Sprung um 13 Ränge nach oben.

Ebenfalls bemerkenswert: Politisch hellwache Künstler wie der Südafrikaner William Kentridge oder das russische Duo Ilya & Emilia Kabakov rücken mit aggressiven Installationen und Filmen noch stärker ins Rampenlicht. Große Resonanz lösen vor allem die Scherenschnitte der Afroamerikanerin Kara Walker aus, die sich sarkastisch selbst als „befreite Negerin“ bezeichnet. In ihren panoramaartigen Installationen rechnet Walker mit Rassismus in den amerikanischen Südstaaten ab. Verstümmelte Schwarze, drangsalierte Frauen und Kinder, brutale Sklavenhändler beherrschen ihre bitterbösen Inszenierungen. Im Amerika unter Donald Trump wohl kein Wunder, dass ihre Kunst Konjunktur hat. Wie generell der Trend zu politischer Kunst in diesen bewegten Zeiten.

Die Kompassmethode

Die neue Capital erscheint am 22. November

Aus Capital 12/2018

Die neue Capital erscheint am 22. November

Seit 1970 misst der Kunstkompass so objektiv wie möglich Ruhm und Rang zeitgenössischer Küntser weltweit. Verkaufspreise spielen bei der Bewertung von mittlerweile mehr als 30.000 Künstlern keine Rolle. Die Qualität von Kunst lässt sich zwar nicht messen, wohl aber ihre Resonanz in der internationalen Fachwelt. Beobachtet und mit Punkten bewertet werden die folgenden Kriterien: Einzelausstellungen in einem der über 300 renommierten internationalen Museen wie dem Guggenheim in New York; Teilnahme an einer von über 100 Gruppenausstellungen in Jahr wie der Biennale in Venedig, Rezensionen in renommierten Kunstmagazinen, Ankäufe durch namhafte Museen, Ehrungen mit Auszeichnungen wie dem Turner-Preis in London; und bei Skulpturen außerdem: Ausstellungen im Außenraum. Die Punkte werden seit 1970 jährlich addiert und bestimmen die Position der Künstler im Ranking. Zu den Stars von morgen werden die Künstler gekürt, die noch nicht zu den Top 100 gehören, aber im vergangenen Jahr die größten Punktzuwächse erzielten.

Der Beitrag ist in Capital 12/2018 erschienen. Interesse an Capital? Hier geht es zum Abo-Shop , wo Sie die Print-Ausgabe bestellen können. Unsere Digital-Ausgabe gibt es bei iTunes und GooglePlay

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