VWs neuer Chefkontrolleur
VW-Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch soll neuer Chefkontrolleur des Autobauers werden. Der 64-Jährige hat den Segen der Eigentümerfamilien Porsche und Piëch, so dass seiner Wahl auf einer außerordentlichen Hauptversammlung im November nichts mehr im Wege stehen dürfte. Mit Pötsch stehen die Zeichen auf Kontinuität bei dem Wolfsburger Konzern. Auch der Vertrag von VW-Vorstandschef Martin Winterkorn wurde in dieser Woche bis Ende 2018 verlängert.
Pötsch wird damit wohl das Erbe von Ferdinand Piëch antreten, der im Frühjahr den Machtkampf gegen Winterkorn verloren hatte und zurückgetreten war. Seitdem steht Ex-IG-Metall-Chef Berthold Huber an der Spitze des Aufsichtsrates – als Übergangslösung. Einen neuen Firmenpatriarchen à la Piëch bekommt VW mit Pötsch nicht. Der gebürtige Österreicher gilt als Zahlenmensch, der für das Unternehmen wichtige Übernahmen wie die von Porsche, Scania und MAN gestemmt hat.
Eine Einarbeitungsphase wird er nicht brauchen, als Finanzvorstand kennt Pötsch den Konzern aus dem Effeff. Das Führungsduo Winterkorn/Pötsch soll nun die Probleme bei Volkswagen angehen. Der Autobauer verdient zu wenig an seinen Fahrzeugen und kämpft mit Schwierigkeiten auf dem chinesischen Markt.
Nicht alle sind begeistert von der neuen Konstellation: Kann Pötsch tatsächlich Winterkorn kontrollieren, dem er bis zu seiner Wahl noch als Finanzvorstand untergeordnet ist? Hinzu kommt, dass Pötsch bei der Porsche Holding Finanzvorstand bleibt. Winterkorn ist dort sein Chef. Kann das gut gehen?
Der Wechsel des Finanzvorstands in den Aufsichtsrat zieht weitere Personalfragen nach sich, schließlich muss sein Posten nachbesetzt werden. Als möglicher Nachfolger gilt Audi-Chef Rupert Stadler. Aber wenn er Audi verlässt, muss natürlich auch ein Nachfolger ihn gefunden werden. Es bleibt also spannend bei VW.
Dax-Aufsteiger
Der Dax bekommt ein neues Mitglied: Der Immobilienkonzern Vonovia rückt in die erste deutsche Börsenliga auf. Vonovia? Der Name ist neu, denn bisher hieß das Unternehmen Deutsche Annington. Mit der Umbenennung geht ein Imagewechsel einher: „Wir möchten mit der bewussten Reduzierung auf einen Schriftzug und den Verzicht auf zusätzliche Elemente zum Ausdruck bringen, worauf wir uns konzentrieren wollen: Unsere Kunden“, sagte Vorstandschef Rolf Buch.
Die Kunden, sprich die Mieter, waren in der Vergangenheit nicht immer gut zu sprechen auf das Unternehmen. 370.000 Wohnungen gehören zum Bestand – Vonovia ist damit das größte deutsche Wohnungsunternehmen und das erste, das es unter die 30 größten deutschen börsennotierten Unternehmen schafft.
Im Dax ersetzt Vonovia den Chemiekonzern Lanxess. Immobilien statt Chemie – das zeigt, dass in Deutschland der Stellenwert von Wohnraum als Anlageobjekt gestiegen ist.
Sündenböcke
Auf der Suche nach Sündenböcken für den Börsencrash in China sind die Behörden fündig geworden. Rund 200 Festnahmen soll es gegeben haben. Einer der Beschuldigten wurde Staatsfernsehen präsentiert. Der Wirtschaftsjournalist Wang Xialou bekannte sich schuldig, den Absturz der Kurse mitverursacht zu haben. Er habe mit einem Artikel für Panik an den Märkten gesorgt und dem Land und den Investoren großen Schaden zugefügt.
Ganz freiwillig wird Wang sein Geständnis vermutlich nicht abgelegt haben. Mit dem Schuldeingeständnis darf er auf eine mildere Strafe hoffen. Nach chinesischem Recht kann die Verbreitung von „schädlichen“ Gerüchten über das Internet mit mehrjährigen Haftstrafen geahndet werden. Die Art von medialer Vorverurteilung zeigt auch, dass von rechtsstaatlichen Verhältnissen in China keine Rede sein kann.
Die Stimmung an den chinesischen Börsen blieb auch ohne Wangs Beiträge kritisch, auch wenn sich der Kurssturz nicht in dem Ausmaß der Vorwoche fortsetzte. Enttäuschende Daten zur Industrieproduktion lassen die Angst vor einer harten Landung der chinesischen Wirtschaft aber weiter wachsen.