Ich bin gespannt, ob uns KI retten wird oder sie uns à la Terminator in eine globale Vernichtungsorgie zwingt. Die Geister scheinen sich da ja zu scheiden; aber es ist im Moment das mediale Ding. Deshalb wollte ich auch mal so einen KI-Opener schreiben. Vor einem Jahr war der Clickbait noch „Bitcoin“ bzw. „Krypto“, aber diese Hype-Saison hatte ich als langsamer, analoger Kolumnist leider verpasst.
Daher steige ich heute eine Nummer kleiner ein mit einer Recherche, die mich überrascht hat. In letzter Zeit suche ich nämlich bevorzugt harmlose Begriffe bei Google und vergleiche sie (kürzlich hatte ich dies hier in der Kolumne mit dem Thema Führung getan). Dieses Mal verglich ich die Ergebnisse der Begriffe „Personalkosten“ und „Personalinvestitionen“, und siehe da: „Personalkosten“ ergab über drei Millionen Treffer, „Personalinvestitionen“ nur knapp 18.000 Treffer. Wären Personalkosten ein buchstäblicher Elefant im Raum, würden Personalinvestitionen gerade mal die Größe einer Maus annehmen.
Investitionen sollten sinnvoll maximiert und Kosten minimiert werden
Jetzt könnte man sagen: Na gut, was soll's. Menschen in Unternehmen kosten Geld, egal, wie man es nennt. Aber so einfach ist es nicht. Jeder Unternehmen kennt den Unterschied zwischen Kosten und Investitionen. Kosten sind Ausgaben, deren Wert flüchtig ist. Wenn ich mein Auto betanke, fällt die Tankfüllung unter Kosten. Investitionen hingegen haben langfristigen Charakter. Das Auto, das ich gerade betanke, hat hoffentlich einen solch langfristigen Wert.
Der Begriffsunterschied zwischen Kosten und Investition ist beachtlich. Man sollte beide Begriffe daher nicht verwechseln oder achtlos verwenden. Ich investiere in Dinge, die mir langfristig Wert bringen sollen bzw. mir langfristig erhalten bleiben. Kosten hingegen haben den Charakter des Kurzfristigen. Deshalb will ein guter Unternehmer solide und langfristig investieren, aber kurzfristige Kosten vermeiden.
Wir investieren in Maschinen, aber Menschen kosten nur
Schauen wir uns nochmal das Google-Ergebnis an: Wenn wir an Menschen in Unternehmen denken, an „Personal“, verbinden wir das im Denken, Sprechen und Schreiben anscheinend mit „Kosten“, nicht mit „Investitionen“. Drei Millionen Suchtreffer können nicht lügen. Das zeigt: Wir machen hinsichtlich der Menschen in unserem Unternehmen buchstäblich einen schweren Denkfehler – und merken es nicht einmal. Mal ehrlich: Verwenden Sie im Unternehmen den Begriff „Personalinvestition“ oder „Personalkosten“? Hinter ersterem liegt die Suche nach langfristigen Investitionen, hinter zweitem ein bilanzieller Durchlauferhitzer.
Noch drastischer: Ein Unternehmen kann nicht Purpose, Leadership und Menschenfreundlichkeit propagieren und gleichzeitig von Personalkosten sprechen. „Kosten“ suggeriert Kurzatmigkeit, Symbolik und schnell verpuffende Maßnahmen. Hoppla: Sind das nicht genau die Effekte, die man der Personalabteilung und dem Management mitunter vorwirft? Und müssen Personalabteilungen nicht wiederum bitten und betteln, damit für Change und Transformation genügend Zeit, Personal und Budget zur Verfügung gestellt wird? Viele Buzzwords der Personalszene sind implizit auf Langfristigkeit angelegt, werden im Unternehmen aber mit einer Kosten-Philosophie exekutiert. Das kann nicht gutgehen.
Wir müssen in kulturelle Wertschöpfung investieren
Jahrzehntelang hat die Betriebswirtschaftslehre uns programmiert, Menschen nur als Kostenfaktor wahrzunehmen und nicht als Investition. Das rächt sich jetzt. Wer als Unternehmen nicht begreift, dass es neben guten Produkten und Dienstleistungen, neben Cashflow und Return on Investment auch noch eine ganz eigene, eine kulturelle, eine humane Wertschöpfung gibt, die nur mit einem klaren, langfristigen Investitionsdenken und nicht mit einem Kostendenken zu haben ist, wird die nächsten Jahre schwer kämpfen.
Vielleicht sollten wir in unserem Denken und Sprechen den Begriff Kosten streichen, wenn es um Menschen geht, sondern vor allem von Investitionen sprechen. Der Mensch strebt nach langfristigen, gelingenden Beziehungen – auch in der Arbeit. Und wir sollten in diese gelingenden Beziehungen investieren – in Führungsfähigkeiten, schlagkräftige Zusammenarbeit, Dialog- und Konfliktfähigkeit, Veränderungskompetenz und noch einiges andere mehr.
Kosten minimieren und sinnvolle Investitionen maximieren – ja, das gilt auch für die Personalarbeit in Unternehmen. Dafür allerdings müssen wir das Wesen der langfristigen Investition auch im Management ernst nehmen und in konkrete Initiativen übersetzen. Damit Elefant und Maus irgendwann die Plätze tauschen.