VW streicht Stellen
„Zukunftspakt“ hört sich erst mal toll an. Bei Volkswagen ist mit der Zukunft jedoch ein massiver Stellenabbau verbunden. 30.000 der rund 200.000 Stellen bei der Konzernmarke VW sollen wegfallen – alleine in Deutschland 23.000. Betriebsbedingte Kündigungen werde es nicht geben, stattdessen erfolge der Arbeitsplatzabbau über Fluktuation und Altersteilzeit, hieß es. Damit ist aber auch klar, wen die Pläne treffen werden: nicht die Stammbelegschaft, wohl aber die Leiharbeiter.
Laut Betriebsratschef Bernd Osterloh sind betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2025 ausgeschlossen. „Das sind neun Jahre ohne Angst um den Arbeitsplatz“, sagte er. VW-Markenchef Herbert Diess lobte die Vereinbarung als großen Schritt nach vorne. „Wir bauen die gesamte Marke um, wir machen sie fit für den großen Wandel in unserer Branche“, sagte er.
Schon vor dem Dieselskandal war die Kernmarke das Sorgenkind des Autobauers. Die Gewinnmargen bei VW liegen weit hinter der Konkurrenz. Auch nach den Einschnitten kann VW nicht mit Wettbewerbern wie Toyota mithalten. Auf vier Prozent soll die operative Rendite bis 2020 steigen, bei den Japanern sind es zehn Prozent.
Insgesamt will Volkswagen mit dem Programm 3,7 Mrd. Euro einsparen. Dem stehen die noch nicht bezifferbaren Kosten für die Beilegung des Dieselskandals gegenüber. 18,2 Mrd. Euro hat der Konzern dafür zurückgelegt, ob das ausreicht, ist fraglich.
Volkswagen ist daher zum Sparen gezwungen, muss sich andererseits aber auch umorientieren. Elektromobilität heißt momentan das Zauberwort für die gesamte Branche. Und so investiert auch der Wolfsburger Konzern 3,5 Mrd. Euro in die automobile Zukunft. „Die deutschen Standorte steigen in die Entwicklung und Produktion von Elektrofahrzeugen und -komponenten ein“, heißt es in einer Mitteilung. Konkret bedeutet das, dass in der Gläsernen Manufaktur in Dresden künftig das Erfolgsmodell Golf als E-Auto gebaut werden soll. Außerdem ist eine Pilotanlage für Batterien geplant.
Xing: Vollmoeller ist dann mal weg
Darf der das, werden sich viele gefragt, die in dieser Woche die Meldung vom Sabbatical des Xing-Chefs Thomas Vollmoeller gelesen haben. Der CEO des Netzwerks gönnt sich eine dreimonatige Auszeit und geht damit offensiv um: „Ich will mich bewusst für einen begrenzten Zeitraum aus dem Tagesgeschäft herausziehen. Zeit mit meinen Lieben verbringen. Reisen und neue Eindrücke gewinnen. Dem Teil des Lebens Raum geben, der im Alltag fast immer zu kurz kommt“, schrieb er.
Eigentlich sollte so etwas eine Selbstverständlichkeit sein – auch für einen Chef. Abschalten, einmal den Arbeitsspeicher im Gehirn löschen – so etwas kann sehr erholsam sein. Doch für Manager gilt hierzulande eine andere Arbeitsmoral: Rödeln, bis der Arzt kommt.
Nach Vollmoellers Eindruck sind viele Unternehmen hierzulande weit entfernt vom Ideal des New Work: „Flexibilität wird erwartet, aber nicht gewährt. Querdenkertum wird in Sonntagsreden gefordert, einstellen tut man dann aber die immer gleichen Klone.“ Dabei seien die Zeiten des unternehmensinternen Feudalismus endgültig vorbei: „Die Revolution hat begonnen, das Internet sorgt für Transparenz, der Fachkräftemangel in vielen Branchen für eine Machtverschiebung hin zu den Talenten.“
Um die Entwicklung weiter voranzutreiben, müsse man auch als Vorstand mit gutem Beispiel vorangehen „und zeigen, dass Dinge okay sind. Dass es okay ist, ein Privatleben zu haben. Dass es okay ist, Dinge in Frage zu stellen, Spaß zu haben bei der Arbeit. Und sich ab und zu eine Auszeit zu wünschen“. Als Vollmoeller diese Zeilen schrieb, saß er übrigens in einem Café in Sydney.
Wie das ist mit der schönen neuen Arbeitswelt haben wir uns übrigens vor ein paar Monaten an einigen Beispielen angeschaut: Traumfabriken der neuen Arbeitswelt
Yellen bringt sich als Trump-Kontrahentin in Stellung
Für Janet Yellen ist das Leben mit dem Wahlsieg Donald Trumps nicht eben leichter geworden. Der frisch gewählte Präsident hatte die Chefin der US-Notenbank Fed im Wahlkampf massiv angegriffen und ihr vorgeworfen die Zinsen künstlich niedrig zu halten. Damit habe sie das Platzen einer Preisblase verhindern wollen, um dem scheidenden Präsidenten Barack Obama und seiner Gegenkandidatin Hillary Clinton nicht zu schaden.
Yellen bekommt also künftig mit einem Mann an der Spitze des Staates zu tun, der ihr nicht wohlgesonnen ist. Kein Wunder, dass sie bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt nach der Wahl die Unabhängigkeit der Notenbank betont, die von entscheidender Bedeutung sei. Es gebe klare Beweise, dass die Ergebnisse in Ländern besser seien, wo die Währungshüter langfristige Entwicklungen in den Blick nehmen könnten und nicht unter politischem Druck entscheiden müssten, sagte Yellen vor einem Kongressausschuss. „Manchmal müssten Notenbanken Dinge zum Wohl der Wirtschaft tun, die nicht unmittelbar populär sind.“
Die Fed-Chefin will die Zinsen wohl noch in diesem Jahr erhöhen. Ein Zinsschritt werde „relativ bald“ angebracht sein, sagte sie. Die Notenbankerin zeichnete ein positives Bild von der amerikanischen Wirtschaft – anders als Trump im Wahlkampf. Es herrsche nahezu Vollbeschäftigung und die Inflation entwickle sich in die richtige Richtung. Im Oktober betrug die Teuerungsrate 1,6 Prozent, Zielmarke sind zwei Prozent.
Yellen machte auch deutlich, dass sie von den Plänen des neugewählten Präsidenten nicht viel hält. Trump will Steuern senken und Geld unter anderem für Infrastruktur und Rüstung ausgeben. Angesichts der hohen Staatsverschuldung mahnte Yellen zu haushaltspolitischer Umsicht. Sollte die Konjunktur in Schwierigkeiten geraten, gebe es keinen haushaltspolitischen Spielraum mehr, um gegenzusteuern.
Bis 2018 dauert die Amtszeit der Notenbankchefin noch. Trump hat bereits angekündigt, dass er sie nicht für weitere vier Jahre nominieren wolle. Doch bis dahin, kann die erste Frau in diesem Amt, die Stimme der ökonomischen Vernunft sein.