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Job-Umfrage Selbst loyale Mitarbeiter wollen kündigen – das sind die Gründe

Mann arbeitet am Laptop
Nur jeder zweite Befragte zieht einen Jobwechsel im Laufe des Jahres nicht in Erwägung
© picture alliance / Zoonar | svyatoslav lipinskiy
Eine Umfrage zeigt: Selbst viele loyale Mitarbeiter denken derzeit über einen Jobwechsel nach. Führungskräfte sollten das nicht unterschätzen

Obwohl die deutsche Wirtschaft seit einiger Zeit schwächelt, sieht es auf dem Arbeitsmarkt weiter gut aus. Die Zahl der Beschäftigten ist auf Rekordniveau, viele Arbeitgeber suchen Personal. Die günstigen Bedingungen bringen viele Angestellte dazu, von sich aus einen Wechsel anzustreben, wie eine  Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Job-Plattform LinkedIn zeigt.

Demnach beschäftigen sich vier von zehn befragten Beschäftigten (41 Prozent) derzeit mit dem Gedanken an einen neuen Job. 14 Prozent davon sind bereits aktiv auf Suche, weitere 27 Prozent planen, in den kommenden zwölf Monaten eine neue Stelle zu suchen oder können sich das zumindest vorstellen. Nur jeder zweite Befragte (48 Prozent) zieht einen Jobwechsel im Laufe des kommenden Jahres nicht in Erwägung. Der Rest ist unentschieden. Befragt wurden 1052 Beschäftigte aus verschiedenen Branchen und Berufen.

Die hohe Wechselbereitschaft ist insofern bemerkenswert, als auch viele durchaus loyale Mitarbeiter unter den Befragten waren. 60 Prozent von ihnen sind bereits länger als fünf Jahre beim derzeitigen Arbeitgeber, davon 37 Prozent sogar länger als zehn Jahre. Und: Zwei von drei Befragten verspüren nach eigener Aussage ein hohes Zugehörigkeitsgefühl zu ihrem aktuellen Arbeitgeber und finden, dass es eigentlich gut passt. Das hohe Zugehörigkeitsgefühl der Arbeitnehmer habe sich damit seit der Vor-Corona-Zeit 2018 praktisch nicht verändert, schreibt LinkedIn. Damals ergab eine Umfrage ganz ähnliche Werte.

Weniger Stress, mehr Geld, mehr Flexibilität

Warum also spielen trotzdem so viele mit dem Gedanken an einen Jobwechsel? Ein Grund könnte eine hohe Arbeitsbelastung sein. 42 Prozent fühlen sich aufgrund der angespannten Personaldecke im Unternehmen in den vergangenen zwölf Monaten gestresster als zuvor. 37 Prozent sagen, dass sich durch die schwierige Personalsituation das Arbeitsklima maßgeblich verschlechtert habe. Zudem haben viele Befragte das Gefühl, dass ihr Arbeitgeber nicht genug tut, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu halten, sowie neue Talente anzulocken.

Helfen würde in Zeiten allgemeiner Teuerung vor allem mehr Geld. Auf die Frage, was der Arbeitgeber tun kann, um den Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin im Unternehmen zu halten, nennt die Hälfte der Befragten eine Gehaltserhöhung (48 Prozent). Auch die am zweithäufigsten genannte Antwort „Bonuszahlungen (30 Prozent) geht in dieselbe Richtung. Es folgt der Wunsch nach „flexiblen Arbeitszeiten (28 Prozent) und einer 4-Tage-Woche oder einem vergleichbaren Modell (23 Prozent). Ebenfalls hoch im Kurs steht eine betriebliche Altersvorsorge (19 Prozent), Möglichkeiten zur persönlichen beruflichen Weiterentwicklung (16 Prozent) sowie Homeoffice-Möglichkeiten (14 Prozent).

„Eigentlich fühlen sich die meisten Arbeitnehmer:innen bei ihren Arbeitgebern gut aufgehoben. Und dennoch suchen viele derzeit nach einem neuen Job, fasst LinkedIn-Deutschlandchefin Barbara Wittmann die Ergebnisse der Umfrage zusammen. Dies habe sicherlich damit zu tun, dass der Fachkräftemangel die Ausgangslage von Erwerbstätigen in vielen Branchen begünstige. „Führungskräfte dürfen diese Dynamik nicht unterschätzen, gerade unter den jüngeren Mitarbeitenden, sagt Wittmann. „Daher sollten sie herausfinden, an welchen Stellen Unzufriedenheit mit dem Arbeitsumfeld oder der Unternehmenskultur herrscht, und Lösungen finden, um dieser entgegenzuwirken und Mitarbeitende zu halten, die eigentlich gar nicht weg wollen. Oft könne die Möglichkeit zur Mitarbeit an einem besonderen Projekt oder auch ein interner Stellenwechsel eine leicht umsetzbare Lösung sein, um Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu motivieren und zu binden.

Der Beitrag ist zuerst bei stern.de erschienen

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