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5 Minuten Konjunktur Inlandsnachfrage bremst China

Dekabank-Ökonom Janis Hübner über die Wachstumsschwäche in China und die Ziele der Regierung in Peking.
Baustelle in China: Der Bauboom in der Volksrepublik ebbt ab
Baustelle in China: Der Bauboom ist Vergangenheit (Foto: Getty Images)
© Getty Images

Janis Hübner ist Volkswirt bei der Dekabank. Die Schwellenländer und China sind seine Spezialgebiete.

Capital: Welche Rückschlüsse lassen sich durch die schwachen Importe in China auf das Wachstum ziehen?

Hübner: Rückläufige Importe deuten auf eine schwache Inlandsnachfrage hin, was für eine nachlassende Wachstumsdynamik der Wirtschaft spricht. Doch dürfte das Ausmaß des Importrückgangs durch Preis- und Sondereffekte überzeichnet sein.

Bekommt die Abschwächung in China derzeit eine neue Dynamik?

Bislang verlief die Wachstumsabschwächung eher graduell, und das bleibt auch für die kommenden Quartale unsere Annahme. Der Außenhandel ist zu volatil, als dass man auf Basis eines Monats bereits neue Szenarien unterstellen sollte. Doch die Risiken sind sicherlich gestiegen.

Was erwarten Sie als Reaktion von Regierung und Zentralbank?

Wir erwarten, dass die Regierung für 2015 ein Wachstumsziel von sieben Prozent verkünden wird. Wenn nötig, wird die Regierung Kreditvergabe und öffentliche Investitionen anschieben, um dieses Ziel zu erreichen. Die Notenbank dürfte die Zinsen und Mindestreservesätze weiter senken, um die Finanzierungskosten zu reduzieren und die Liquidität des Finanzsystems zu verbessern. Eine deutliche Abwertung des Renminbi erwarten wir dagegen nicht, weil dadurch weitere Abwertungserwartungen und Kapitalabflüsse ausgelöst werden würden.

Wieviel Wachstum erwarten Sie in China für 2015?

Wir prognostizieren ein Wirtschaftswachstum von 7,1 Prozent.

Haben Sie einen weniger bekannten Konjunkturindikator für China, auf den Sie besonders achten?

Nein. Die Industrieproduktion bleibt der wichtigste Einzelindikator zur Abschätzung der Konjunkturdynamik. Die Kreditvergabe zeigt die Dynamik weniger genau an, doch dafür mit einem Vorlauf. Angesichts der zunehmenden Bedeutung des Dienstleistungssektors sind die Einkaufsmanagerindizes der Dienstleister immer wichtiger geworden.

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