9 Fakten über Schulen
67 Prozent mehr Sitzenbleiber – mit dieser Bilanz schreckte das Statistische Bundesamt (Destatis) Anfang 2023 viele Eltern und Experten auf. Demnach hatten 155.800 Schüler im Schuljahrs 2021/2022 freiwillig eine Klassenstufe wiederholt oder waren nicht versetzt worden. Das waren den Angaben zufolge 62.700 oder 67 Prozent mehr Kinder und Jugendliche als im vorherigen Schuljahr und acht Prozent mehr als 2019/2020. Die Quote der Wiederholer stieg damit bundesweit von 1,4 auf 2,4 Prozent. Bremen war das einzige Bundesland, in dem dieser Wert zurückging (auf 1,5 Prozent).
Zugleich ist die Zahl der Schüler mit Abitur oder Fachhochschulreife gesunken. Destatis zählte 2022 noch 385.000 dieser Schüler. Das waren nach vorläufigen Ergebnissen 8300 oder 2,1 Prozent weniger als im Vorjahr. Einen Anstieg verzeichneten lediglich Sachsen (1,5 Prozent) und Baden-Württemberg (1,2 Prozent). Der allgemeine Rückgang bei Abiturienten ist laut der Statistikbehörde zum Teil dem demografischen Wandel geschuldet. So sei die Zahl der Jugendlichen zwischen 17 und 19 Jahre zum Jahresende 2021 um 0,6 Prozent gesunken.
Zugleich stieg die Zahl der Schulanfänger auf den höchsten Stand seit 17 Jahren. 2022 wurden laut Destatis 810.700 Kinder eingeschult. Das waren 40.000 oder 5,2 Prozent mehr als 2021. Mehr neue Schüler gab es demnach zuletzt 2005/2006 (822.300 Einschulungen). Die Experten erklärten den starken Anstieg mit wieder gestiegenen Geburtenzahlen sowie der verstärkten Zuwanderung. Die Zahl der ausländischen Kinder im Alter von fünf und sechs Jahren lag Ende 2021 um 8,1 Prozent höher als im Vorjahr, die der Kinder mit deutscher Staatsangehörigkeit stieg um 2,1 Prozent. Mehr als neun von zehn Kindern wurden an Grundschulen eingeschult. Der Rest entfiel auf Förderschulen, integrierte Gesamtschulen sowie freie Waldorfschulen.
Die Kosten für die Bildung an den öffentlichen Schulen sind deutlich gestiegen. Die öffentlichen Haushalte gaben 2021 im Schnitt 9200 Euro pro Kopf aus. Das waren rund 500 Euro mehr als im Vorjahr, wie Destatis im März 2023 auf Basis vorläufiger Ergebnisse mitteilte. Rund 7000 Euro entfielen demnach je Schüler auf Personalausgaben, 1300 auf den laufenden Sachaufwand, 900 Euro auf Investitionen. Bei den letzten beiden Posten verzeichneten die Statistiker einen zweistelligen prozentualen Zuwachs. Die Ausgaben für Personal seien hingegen lediglich um drei Prozent gestiegen.
„Zwischen den Schularten zeigen sich teils deutliche Unterschiede in der Ausgabenhöhe“, stellten die Experten fest. Am teuersten waren den Angaben zufolge zuletzt die integrierten Gesamtschulen mit 10.900 Euro je Schüler und Jahr. Es folgten Gymnasien (10.200 Euro), allgemeinbildende Schulen (9900 Euro) sowie Grundschulen (8000 Euro). Am günstigsten waren berufliche Schulen mit rund 6400 Euro je Schüler. Das lag laut Destatis auch am Teilzeitunterricht während der dualen Ausbildung.
Am teuersten war die Schulbildung zuletzt in Berlin (13.300 Euro), am günstigsten in Mecklenburg-Vorpommern (8200 Euro). Dabei spielen auch höhere Immobilienpreise in den Stadtstaaten eine Rolle. Unter den Flächenländern führte Bayern mit 10.500 Euro.
Der Mangel an Lehrern spiegelt sich auch in einer hohen Teilzeitquote wider. Im Schuljahr 2021/2022 waren rund 709.000 Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen beschäftigt. Knapp 41 Prozent arbeiteten in Teilzeit. Das war der höchste Wert seit zehn Jahren. „Besonders Frauen reduzieren häufig ihre Arbeitszeit“, teilte Destatis mit. „Im Schuljahr 2021/2022 war die Teilzeitquote bei Lehrerinnen (48,2 Prozent) mehr als doppelt so hoch wie bei Lehrern (20,1 Prozent).“ Auf sogar mehr als 50 Prozent Teilzeit kamen Bremen und Hamburg. In Sachsen-Anhalt waren es hingegen nur knapp 21 Prozent.
Die Krise an den Schulen wird sich in absehbarer Zeit weiter verschärfen. Fast 37 Prozent aller Lehrer waren laut der Statistik im Schuljahr 2021/2022 bereits mindestens 50 Jahre alt. Elf Prozent hatten sogar bereits den 60. Geburtstag hinter sich. Die meisten älteren Lehrer gab es in Sachsen-Anhalt (60,8 Prozent), die meisten jüngeren unter 35 Jahren fanden die Statistiker im Saarland (25,6 Prozent).
Zugleich entscheiden sich immer weniger junge Menschen für den Lehrerberuf. Die Zahl der Studienanfänger in Lehramtsstudiengängen brach 2021/2022 um 13,7 Prozent ein. Die Statistiker zählten bundesweit nur noch knapp 32.300 neue angehende Lehrer. Insgesamt aber ist die Zahl Lehramtsstudierenden den Angaben zufolge – ähnlich wie die Zahl aller Studierender – relativ konstant. Sie lag zuletzt bei rund 265.200. Das lag nur knapp unter dem Höchstwert im Wintersemester 2020/2021 (265.600).