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Wochenrückblick Mehr Rechtsabteilung als Bank

Kapitalerhöhung und Rechtsstreitigkeiten: Die Aktionäre verlieren die Geduld mit der Deutschen Bank.
Maskierter Protest: Die Kritik richtet sich gegen die Doppelspitze aus Jürgen Fitschen und Anshu Jain
Maskierter Protest: Die Kritik richtet sich gegen die Doppelspitze aus Jürgen Fitschen und Anshu Jain
© dpa

Für schlagzeilenträchtige Nachrichten ist die Deutsche Bank bekannt. Zuletzt machte Deutschlands größtes Kreditinstitut vor allem durch Skandale und mäßige Geschäftsergebnisse von sich reden. Auch die in dieser Woche bekannt gegebene Kapitalerhöhung stieß auf wenig Begeisterung, signalisiert sie doch, dass die Kapitaldecke zu dünn ist. Insgesamt wollen die Bankchefs Jürgen Fitschen und Anshu Jain 8 Mrd. Euro einnehmen.

Mit Hamad Bin Dschassim Al Thani hält im Zuge der Kapitalerhöhung ein Scheich aus Katar als neuer Ankeraktionär Einzug bei dem Geldhaus. Fraglich ist, was der Multimilliardär mit seinem Einstieg bezweckt. Mischt er sich in die Unternehmensführung ein? „Bin Dschassim kauft nicht nur ein, er will auch mitreden in der großen Finanzwelt“, schrieb Capital-Autor Claus Hecking in der Aprilausgabe in einer Geschichte über die Macht der großen Staatsfonds. Über den Investmentarm Qatar Holding des QIA-Fonds sind die Katarer unter anderem an Volkswagen beteiligt, wo sie über zwei Aufsichtsratssitze Einfluss nehmen können.

Bei der Deutschen Bank hat sich der Scheich über eine andere Investmentgesellschaft eingekauft: Paramount Services Holdings – das klingt ein wenig nach Hollywood, anders als über das bekannte Filmstudio gibt es über die Beteiligungsgesellschaft aber kaum Informationen.

Die Bankchefs Fitschen und Jain halten an ihrer Strategie fest
Die Bankchefs Fitschen und Jain halten an ihrer Strategie fest
© dpa

Auf der Hauptversammlung der Bank am Donnerstag war die Kapitalerhöhung natürlich auch ein Thema. Weil durch den Schritt der Wert der Anteilsscheine verwässert wird, machten einige Aktionäre ihrem Ärger über die Strategie der beiden Bankchefs Luft, die sich das Ziel gesetzt haben, die Bank wieder in der Weltspitze zu etablieren. Dazu soll vor allem die skandalträchtige Investmentsparte gestärkt werden. Für deren Verfehlungen, beispielsweis die Manipulation des Libor-Zinssatzes, musste das Kreditinstitut milliardenschwere Rückstellungen bilden. Und an den mehr als 1000 Rechtstreitigkeiten verdienen vor allem Anwälte. Die Deutsche Bank sei eine „Rechtsabteilung mit angeschlossenem Bankgeschäft“ wetterte Aktionärsvertreter Klaus Nieding.

Fondsmanager Ingo Speich von Union Investment sprach im Zusammenhang mit der Kapitalerhöhung von einem „Albtraum“. Zwischen Wunsch und Wirklichkeit lägen bei der Bank Welten. Trotz des Unmuts stimmten die Aktionäre dann aber mit breiter Mehrheit für eine Regelung, die es der Bank erlaubt, Boni in doppelter Höhe der Fixgehälter zu gewähren. Anders sei es nicht möglich, Top-Leute zu engagieren bzw. zu halten, argumentierte die Bank-Spitze. Das überzeugte dann doch die meisten.

Putins China-Deal

Mit aufgebrachten Aktionären muss sich Russlands Präsident Wladimir Putin nicht herumschlagen. Und wenn seine Leute aufbegehren, ist meistens schnell die Polizei zur Stelle. Wegen der schlechten Wirtschaftslage wird jedoch das Potenzial für Unzufriedenheit größer. Weil der Westen dem Kremlchef im Streit um den Ukraine-Konflikt die kalte Schulter zeigt, sieht der sich nach neuen Partnern um. Mit China handelte Russland in dieser Woche einen Gasliefervertrag über 30 Jahre beginnend mit dem Jahr 2018 aus. Über den Preis für das Gas wurde nichts bekannt.

Eine Abkehr von Europa will Putin damit wohl signalisieren. Doch der Gasdeal wird zunächst einmal teuer. Damit jährlich 38 Milliarden Kubikmeter Gas nach China gepumpt werden können, müssen zunächst einmal die notwendigen Pipelines gebaut werden. Putin selbst bezifferte die Kosten für die Erschließung von zwei Gasfeldern in Ostsibirien und den Bau der Rohrleitungen auf 55 Mrd. Dollar.

Peinliche Bahn-Panne

Einen teuren Fehler musste das französische Bahnunternehmen SNCF in dieser Woche einräumen. Gut 2000 Züge für den Nah- und Regionalverkehr hat die staatliche Bahn bestellt. Zuvor hatte der Schienenbetreiber RFF Maß genommen und sich leider um 20 Zentimeter verrechnet. Die von Alstom und Bombardier entwickelten Züge sind zu breit für viele Bahnhöfe in Frankreich. Um das Problem zu lösen, verkleinert der Schienenbetreiber die Bahnsteige, was Millionen kostet. Jeder siebte Bahnhof in Frankreich ist betroffen.

Und zum Schluss: Netflix kommt nach Deutschland. Die US-Online-Videothek will Ende dieses Jahres in Deutschland und weiteren europäischen Ländern seinen Dienst anbieten. Über Preise und Inhalte ist noch nichts bekannt. Ob die selbst produzierte Serie „House of Cards“ bei Netflix Deutschland erhältlich ist, wird sich zeigen. Denn hierzulande besitzen Sky bzw. Pro Sieben Sat 1 die Rechte.

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