Anzeige

Wochenrückblick Jagdszenen bei Air France

Schwere Zeiten für Manager: Air-France-Führungskräfte müssen fliehen, VWs USA-Chef wird gelöchert und John Cryans Signal.

Wut auf Sparpläne

Sicherheitsleute bringen Air-France-Vorstand Pierre Plissonnier in Sicherheit - Foto: Getty Images
Sicherheitsleute bringen Air-France-Vorstand Pierre Plissonnier in Sicherheit - Foto: Getty Images

Bei Auseinandersetzungen um Sparpläne und Stellenabbau geht es in Frankreich mitunter rabiat zu. Das bekamen in dieser Woche zwei Manager der Fluggesellschaft Air France zu spüren: Personalchef Xavier Broseta und Vorstandsmitglied Pierre Plissonnier mussten vor einer aufgebrachte Menge türmen. Fernsehbilder zeigen die beiden, wie sie sich mit zerfetztem Jackett und Hemd über einen Zaun in Sicherheit bringen.

Zusammen mit Air-France-Chef Frédéric Gagey hatten sie versucht, der Belegschaft die Sparpläne zu erläutern, die mit Stellenstreichungen verbunden sind. Etwa 2900 Arbeitsplätze sollen wegfallen auch durch betriebsbedingte Kündigungen. Gut eine Stunde nach Beginn der Veranstaltung stürmten aufgebrachte Demonstranten den Saal. Gagey hatte zu diesem Zeitpunkt den Ort des Geschehens bereits verlassen.

Trotz des Zwischenfalls hält das Unternehmen an seinen Plänen fest. Air France KLM sieht sich hartem Wettbewerbsdruck durch Billigflieger und die arabische Konkurrenten ausgesetzt. Neben dem Stellenabbau will der Konzern auch den Flugzeugpark verkleinern.

VW auf der Anklagebank

Für Michael Horn gab es in dieser Woche nicht viel zu gewinnen. Der CEO des US-Ablegers von VW musste vor einem Ausschuss des US-Repräsentantenhauses Rede und Antwort zur Diesel-Affäre stehen. Die Abgeordneten gehen in solchen Fällen nicht zimperlich mit den Vorgeladenen um. Auch Horn bekam das zu spüren. „Was werden Sie im Gefängnis lesen?“, fragte ein demokratischer Volksvertreter. Und ein Republikaner kündigte drastische Strafen an: „VW wird einen hohen Preis für dieses dreckige kleine Geheimnis bezahlen.“

Horns Entschuldigung reichte den Abgeordneten nicht. Sie wollten wissen, wie VW die Probleme mit der Manipulationssoftware lösen wird. Doch dazu macht Horn keine konkreten Aussagen. Und auch eine persönliche Verantwortung für die Tricksereien will er nicht übernehmen. Dafür seien Ingenieure in Wolfsburg verantwortlich – also Techniker. Es habe niemals eine „Unternehmensentscheidung“ gegeben.

Horn selbst, will im Frühjahr 2014 erfahren haben, dass es Probleme mit der Einhaltung der Abgasnormen gebe. Von Manipulationen habe er aber nichts gewusst. Auch als VW im Frühjahr dieses Jahres eine Rückrufaktion startete, beteuert Horn, er zu diesem Zeitpunkt keine Ahnung von den Tricksereien gehabt. Das Problem wurde damals auch nicht beseitigt. Wieder machte Horn die deutsche Technikabteilung dafür verantwortlich. Von der Softwaremanipulation will er erst Anfang September erfahren haben.

Ob VW damit durchkommt? Am Donnerstag durchsuchte die Staatsanwaltschaft das Stammwerk Wolfsburg und die Privaträume einiger Mitarbeiter. Es gebe einen Anfangsverdacht gegen mehrere Personen, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Der neue Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch versprach eine lückenlose Aufklärung des Skandals. „Es ist mir ein persönliches Anliegen, alles zu tun, damit die Vorgänge restlos aufgeklärt werden“, sagte er nach seiner Wahl durch das Kontrollgremium. Es stellt sich jedoch die Frage, ob Pötsch der richtige Mann dafür ist. Die Vorgänge fielen in seine Zeit als Finanzvorstand des Konzerns.

Großreinemachen bei der Deutschen Bank

Die Deutsche Bank steht vor massiven Einschnitten
Die Deutsche Bank steht vor massiven Einschnitten - Foto: Getty Images
© Getty Images

John Cryan meint es ernst. Der neue Chef der Deutschen Bank hat mit den Aufräumarbeiten in der Bilanz des größten deutschen Kreditinstituts begonnen. Das Ergebnis hört sich zunächst schockierend an, denn mit einem Quartalsverlust von mehr als 6 Mrd. Euro muss das Geldhaus ein Minus verkraften, das sogar größer ist als zu Zeiten der Finanzkrise. Die roten Zahlen sind das Ergebnis von Wertberichtigungen und Rückstellungen, die Cryan vorgenommen hat, um die Bilanz zu entrümpeln.

Unter anderem schreibt die Bank den kompletten Firmenwert der Investmentbank Bankers Trust ab. Und auch der Buchwert der Postbank, die an die Börse gebracht werden soll, wurde nach unten korrigiert. Zudem legte Cryan weitere 1,2 Mrd. Euro für die Beilegung von Rechtsstreitigkeiten zurück.

Seine detaillierten Pläne für das Kreditinstitut will der Brite Ende des Monats bekannt geben. Schon jetzt wird aber deutlich, dass Mitarbeiter und Aktionäre einen Beitrag leisten müssen. Die Dividende für dieses Jahr soll gekürzt oder gar ganz gestrichen werden. In einer Botschaft an die Mitarbeiter schrieb Cryan, dass auch die Mitarbeiter einen Teil der Rechnung tragen müssten. Er werde sich persönlich für einen Ausgleich zwischen Mitarbeiter- und Aktionärsinteressen einsetzen.

Neueste Artikel