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Exklusiv Homms Auslieferung vorerst gestoppt

Florian Homm sitzt in Italien in U-Haft
Florian Homm sitzt in Italien in U-Haft
© Caro/Oberhaeuser
Der berüchtigte Börsenspekulant Florian Homm entgeht vorerst seiner Überstellung in die USA. Ein italienisches Gericht verhinderte die Auslieferung in letzter Minute

Hoffnung für Florian Homm. Am Mittwoch hat überraschend das regionale Verwaltungsgericht in Rom die Auslieferung von Deutschlands berüchtigstem Börsenspekulanten an die USA in letzter Minute gestoppt – zumindest vorerst. Das bestätigte Homms Anwalt gegenüber Capital. Im März vergangenen Jahres war Homm nach über fünf Jahren auf der Flucht in Italien verhaftet worden. Die USA hatten Haftbefehl erlassen. Die US-Börsenaufsicht wirft ihm millionenschweren Betrug vor.

Am 12. März müsse nun in einer Anhörung in Rom geklärt werden, ob die Auslieferung an die USA überhaupt mit europäischem Recht vereinbar ist, sagt der Mailänder Anwalt Mario Zanchetti, der Homm vertritt. Er gibt sich zuversichtlich. Denn in den USA erwarten den Deutschen bis zu 225 Jahren Haft, von denen er im Fall einer Verurteilung mindestens 85 Prozent absitzen müsse. Dieses Strafmaß sei in Europa undenkbar, sagt Zanchetti.

Zudem leidet Homm an Multipler Sklerose. Sein Gesundheitszustand hat sich im Gefängnis dramatisch verschlechtert. Erst kürzlich hatte Homms Mutter gesagt, die Auslieferung ihres Sohnes an die USA käme einem Todesurteil gleich. Auch die Linken-Politikern Sahra Wagenknecht setzte sich zuletzt für den inhaftierten Finanzhai ein.

Verkörperung der skrupellosen Heuschrecke

Homm, ein Großneffe des Versandhauskönigs Josef Neckermann, war das Enfant terrible seiner Branche, die Verkörperung der skrupellosen Heuschrecke. Der mit aufreizender Arroganz Zigarre paffte, während er die Traditionswerft Bremer Vulkan zerlegte. Der als Großaktionär den Bundesligisten Borussia Dortmund an sich riss und am Ende die von ihm gegründete Absolute Capital Management Holding (ACMH) zum Einsturz brachte. In den besten Zeiten verwaltete die ACMH über 3 Mrd. Dollar.

Homm galt als härtester deutscher Corporate Raider, der Unternehmen enterte, um sie dann zu plündern. Er stieg damit zu einem der reichsten Deutschen auf – und verschwand plötzlich über Nacht. Mit Millionen im Gepäck.

Seit 2007 war er auf der Flucht, vor Behörden, Anlegern und ehemaligen Freunden aus der Finanz- und Halbwelt, die ihn jagen ließen. In den USA laufen Ermittlungen wegen Börsenbetrugs. Hinter ihm waren Kopfgeldjäger und Privatdetektive her. Um Homm und sein Abtauchen rankten sich Mythen. Mal sollten ihn die Hells Angels jagen, mal hieß es, er sei tot. Dann wieder hieß es, er arbeite als Finanzexperte für Drogenbosse in Südamerika.

Überraschend meldete sich der 54-Jährige im Herbst 2012 zurück – mit einem Buch. Darin präsentierte er sich als geläuterter Börsenhai, räumte auf mit seinem alten Ego und schwang sich zum Kritiker des Kapitalismus auf. Homm trat in einer Talkshow auf und wurde leichtsinnig. Bei einem Besuch in den Uffizien wurde er schließlich vor den Augen seiner Ex-Frau und seines Sohnes verhaftet. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft.

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