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Wochenrückblick Endup für Startups

Das war keine gute Woche für aufstrebende Unternehmen: Das E-Auto-Projekt Better Place meldete Insolvenz an. Und beim Online-Bezahlsystem Liberty Reserve deckten Ermittler ein Geldwäschessystem auf.

Weder die erste geplatzte Dotcom-Blase noch alle nachfolgenden Crashs haben verhindern können, dass das Startup als solches in der öffentlichen Wahrnehmung einen hervorragenden Ruf genießt. Das dürfte auch daran liegen, dass der Name schlichtweg hervorragend gewählt ist: Der Begriff erweckt ja immer den Anschein, dass etwas beginnt, und zwar mit aufstrebender Tendenz – völlig unabhängig davon, wie lange dieser Beginn bereits andauert.

Doch Startups können auch scheitern, also zu Ende gehen. Sie tun dies sogar andauernd, es liegt in ihrer Natur, anfällig für einen raschen wirtschaftlichen Garaus zu sein. In dieser Woche erwischte es gleich mehrere Exemplare, allerdings aus völlig unterschiedlichen Gründen. Zunächst musste die israelische Firma Better Place Insolvenz anmelden, deren Geschäftsidee darauf beruhte, ganze Länder mit einem Netz von Elektroauto-Stationen zu überziehen. Zweifellos ein hehres Unterfangen, aber das gilt ja auch für den Versuch, das Böse in der Welt auszurotten. “Better Place goes to a better place” schrieb die “Jerusalem Post” in einem Anfall von Zynismus, aber wer, wenn nicht eine Zeitung aus einer Stadt, der drei Weltreligionen heilig ist, sollte sich mit “better places” auskennen?

Als nächstes scheiterte ein Vorhaben, das wohl eher den Namen “worst place” verdient hätte. Und wie meistens im Fall böser Projekte machten nicht wirtschaftliche Probleme dem Ganzen den Garaus, sondern die Arbeit fleißiger Ermittler. Die US-Justiz deckte einen milliardenschweren Geldwäscheskandal beim Online-Bezahlsystem Liberty Reserve auf. Dieses Netzwerk, das vielen Menschen bis dahin noch gar nicht bekannt gewesen war, hatte sich offenkundig zu einem Paradies für Drogenhändler, Kreditkartenbetrüger und sonstigem Gesindel entwickelt, was selbst für das Renommee eines Startups nicht unbedingt die beste Empfehlung ist. Auffällig dabei ist im Übrigen, dass scheiternde Startups augenscheinlich zu pathetischen Namen neigen, weshalb Vorsicht bei jedem Unternehmen angebracht, das Wörter wie “Heaven”, “Freedom” oder “Eternal Health” im Titel führt.

Autokratien wie Kuba oder Russland haben es im Übrigen deutlich einfacher gegen das wuchernde Wesen der Startups vorzugehen. Russland verscheuchte kurzerhand den wohl besten Ökonomen seines Landes in Exil, Sergej Gurijew. Der Chef der New Economic School war eng verbunden mit dem Projekt Skolkowo vor den Toren Moskaus, das eine Art Startup von oben werden sollte, ein russisches Silicon Valley. Doch das mit Vorschusslorbeeren bedachte Vorhaben steht ohnehin unter Beschuss, seine Mitarbeiter stehen für den Geschmack des Kremls der Opposition des Landes zu nahe.

In Kuba wiederum lässt man die einfachen Bürger jetzt freundlicherweise ins Internet, hat den Preis für eine Stunde Nutzung allerdings systemgerecht mit 4,50 Dollar festgelegt – nicht die allerbesten Bedingungen für Startups.

Eher eine Woche für die Old Economy also. Der US-Häusermarkt erholte sich und Starinvestor Warren Buffett steckte über fünf Milliarden Dollar in das Energieunternehmen NV Energy. Und France Telecom benannte sich endgültig in Orange um, was aber lediglich bedeutet, dass ein altes Unternehmen sich einen irgendwie frischen Anstrich zu geben versucht.

Buffett übrigens, eine Art Gegenentwurf zur Idee des Startups, hat ja stets betont, dass er nur kauft, was er selbst auch versteht. Bessere Welten gehören wohl eher nicht dazu.

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