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Wochenrückblick Deutschland im Konjunkturherbst

Die Party ist vorbei, die Wirtschaft rumpelt in den Herbst. Außerdem: HP spaltet sich, Apple behauptet sich und Nadella verspricht sich

Deutschland schwingt ab

Auch der Export läuft nicht mehr rund
Auch der Export läuft nicht mehr rund
© Getty Images

Es ist keine gute Woche für die deutsche Konjunktur. Sehr schön abzulesen ist das an den Schlagzeilen: Auftragseinbruch in der Industrie, Herber Dämpfer für Deutschlands Industrie, und Deutsche Exporte brechen ein. Dass es nicht mehr rund läuft, war schon vor dieser „schwarzen“ Woche klar. Aber so schlecht?

Die führenden deutschen Konjunkturforscher korrigierten in ihrem Herbstgutachten die Prognose für das Wirtschaftswachstum nach unten: Ein Plus von 1,3 Prozent erwarten sie nur noch für dieses Jahr und für 2015 sagen sie kümmerliche 1,2 Prozent voraus. Zuvor waren sie von 1,9 bzw. 2,0 Prozent ausgegangen.

Die deutsche Wirtschaft befinde sich „in einem - wenn auch nicht allzu ausgeprägten – Abschwung“, schreiben die Forscher. Sogar eine Rezession ist möglich, denn für das dritte Quartal erwarten die Experten allenfalls eine stagnierende Wirtschaftsentwicklung. Gibt es ein Minus, wäre die deutsche Wirtschaft in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen geschrumpft, was laut Definition eine Rezession ist.

Für die schwache Entwicklung machen die Ökonomen eine ganze Reihe von Gründen verantwortlich: Die Nachfrage bleibt hinter den Erwartungen zurück, die Unternehmen zögern Investitionen hinaus, die Eurozone erholt sich langsamer als erwartet und die Verbraucherstimmung war auch schon mal besser. Hinzu kommen noch die Krisen weltweit und die Fehler der Bundesregierung. „Das Rentenpaket und die Einführung des flächendeckenden Mindestlohns wirken wachstumshemmend“, monieren die Ökonomen. Und außerdem nutze die Regierung ihren Spielraum für Investitionen nicht.

Auch nach den mahnenden Worten der Ökonomen ist die Große Koalition nicht bereit, ihren Sparkurs aufzugeben. Im kommenden Jahr will sie unbedingt einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen. Trotzdem sagt Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble: „Wir werden alles, was es an konkreten Investitionsmöglichkeiten gibt, auch finanzieren.“ Nur eben nicht auf Pump.

Droht jetzt eine neue Krise? Einige Experten halten den Pessimismus für übertrieben. Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise geht von einer vorübergehenden Schwäche aus: „Nach einer Wachstumsdelle dürfte sich das Wirtschaftswachstum im Jahr 2015 wieder beschleunigen.“

HP spaltet sich auf

HP-Zentrale in Palo Alto
HP-Zentrale in Palo Alto
© HP

Aus Hewlett-Packard wird HP Inc. und Hewlett-Packard Enterprise. Der kriselnde Konzern trennt das Geschäft mit Druckern und PCs von der Dienstleistungssparte und der Hardware für Unternehmen. Die Aufspaltung soll im kommenden Jahr vollzogen werden. HP-Chefin Meg Whitman verspricht sich von dem Schritt, den viele Analysten für überfällig halten, neuen Schwung für die dann getrennten Unternehmen, die beide börsennotiert sein sollen.

Vor allem die PC-Sparte gilt als Sorgenkind des Konzerns. Zwar zogen die Verkäufe zuletzt wieder an, weil viele Nutzer ihren alten Rechner gegen einen neuen ausgetauscht haben. Langfristig ist vom Geschäft mit Desktops und Notebooks aber kein großes Wachstum mehr zu erwarten. Das versprechen eher mobile Geräte, doch den Trend zum Tablet-Computer hat HP verpasst.

Aber auch die Unternehmenssparte löst nicht unbedingt Wachstumsfantasien aus. Zuletzt schrumpfte der Umsatz. „Anlegern bietet die Enterprise-Sparte immerhin Potenzial für weitere Deals“, schrieb das Wall Street Journal. Als Übernahmekandidat gilt der Datenspeicherspezialist EMC – allerdings führten die Gespräche bislang nicht zum Erfolg.

Das Teilen zurzeit in ist, zeigt auch Symantec. Nach dem Vorbild von Ebay und HP will auch der IT-Sicherheitsspezialist das Unternehmen aufspalten in eine Firma für Sicherheitslösungen und eine für Datenspeicher-Dienste.

Der Apfel strahlt weiter

Klar, iPhones verkaufen sich noch immer ganz gut - aber ihre Magie haben sie verloren
Die Marke mit dem angebissenen Apfel überstrahlt alle anderen
© Getty Images

Apple bleibt die wertvollste Marke der Welt, dicht gefolgt von Konkurrent Google. Nach einer Untersuchung der Beratungsfirma Interbrand ist die Marke Apple 118,9 Mrd. Dollar wert, ein Anstieg um 21 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Google wird auf 107 Mrd. Dollar taxiert. Der IT-Konzern und der Internetriese hatten im vergangenen Jahr Coca-Cola von der Spitze verdrängt. Der Brausehersteller landete auch in diesem Jahr auf Platz drei.

Aus Deutschland schaffte es nur Mercedes-Benz auf Rang zehn unter die Top Ten. 34,3 Mrd. Dollar ist die Marke laut Interbrand wert. Konkurrent BMW folgt knapp dahinter auf Platz elf mit 34,2 Mrd. Dollar. Zu den größten Aufsteigern zählen mit VW und Audi zwei weitere deutsche Automarken. Der Audi-Markenwert erhöhte sich um 27 Prozent auf 9,8 Mrd. Dollar, VW legte um 23 Prozent auf 13,7 Mrd. Dollar zu.

Aufsteiger des Jahres ist aber die Marke Facebook, deren Wert um 86 Prozent auf 14,3 Mrd. Dollar gestiegen ist. Das soziale Netzwerk liegt damit auf Platz 29 einen Rang vor VW. Das Gegenbeispiel zu Facebook ist Nokia. Die Marke verlor 44 Prozent und kann sich auf Platz 98 nur knapp in den Top 100 behaupten. Nun muss der Softwareriese Microsoft zeigen, ob er die finnische Marke wieder nach vorne bringen kann.

Nadellas Lapsus

Satya Nadella
Microsoft-Chef Satya Nadella
© Getty Images

Wie schnell man mit einer unbedachten Äußerung einen Sturm der Entrüstung auslösen kann, musste Microsoft-Chef Satya Nadella in dieser Woche erfahren. Auf die Frage welchen Rat er Frauen gebe, die sich nicht trauten, mehr Geld zu verlangen, sagte er, dass es nicht darum gehe, „nach einer Erhöhung zu fragen, aber zu wissen und daran zu glauben, dass das System einem die richtige Gehaltserhöhung geben wird.“ Frauen würden von „gutem Karma“ profitieren, wenn sie auf Gehaltsforderungen verzichteten.

Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Und auch Nadella merkte offenbar schnell, was er angerichtet hat. Er habe eine völlig flasche Antwort gegeben, schrieb er in einer E-Mail an die Microsoft-Mitarbeiter: „Wenn Sie denken, Sie verdienen eine Gehaltserhöhung, sollten Sie einfach danach fragen.“ Warum nicht gleich so?

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