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Wochenrückblick Der Kampf um den Ölpreis

Ein Komplott? Ein Kampf um Marktanteile? Fakt ist, der Ölpreis sinkt und sinkt. Außerdem: Rückschlag für Netflix, Aus für Desertec und Streit um "Social Freezing"

Preiskampf ums Öl

BP-Ölbohrplattform vor Angola
BP-Ölbohrplattform vor Angola
© BP plc

Die Preise für Rohöl sind in den letzten Monaten drastisch zurückgegangen. Am Donnerstag fiel der Preis für das Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent auf den niedrigsten Stand seit November 2010. Zeitweise notierte er nur knapp über der Marke von 83 Dollar, danach erholte er sich aber wieder.

Sicherlich hat der Preisverfall etwas mit der schwachen Weltkonjunktur zu tun, es gibt aber auch handfeste politische Gründe. Russland vermutet gar ein Komplott Saudi-Arabiens, anderer Förderländer des Nahen Ostens und der USA gegen sich, denn Moskau ist in hohem Maße von den Einnahmen aus dem Öl- und Gasgeschäft abhängig. Dem aktuellen Staatshaushalt liegt ein Ölpreis von mehr als 100 Dollar zugrunde. Das Geld fehlt nun und bringt die russischen Staatsfinanzen in eine gefährliche Schieflage.

Gegen die Verschwörungsthese spricht, dass Saudi-Arabien als größtes Ölförderland zurzeit ein großes Eigeninteresse an niedrigen Preisen hat. Denn billiges Rohöl macht die Förderung nach der Fracking-Methode in den USA unattraktiver. Die Amerikaner erleben einen Ölboom und könnten im kommenden Jahr Saudi-Arabien als größtes Förderland ablösen. Fracking lohnt sich aber nur bei hohen Ölpreisen, da die Fördermethode sehr teuer ist. Die Saudis können einen niedrigen Preis eher verkraften und wollen so ihre Marktpositiom verteidigen.

Schramme für Netflix

Der Videostreamingdienst schwächelt erstmals
Der Videostreamingdienst schwächelt erstmals
© Netflix

Bisher schien der Aufstieg des US-Streamingdienstes schier unaufhaltsam. Doch mit seinen neuen Quartalszahlen schockierte der Internet-Konkurrent der TV-Anstalten die Anleger. Das Abonnentenwachstum blieb deutlich hinter den Erwartungen zurück. Und auch das Gewinnziel für das letzte Vierteljahr enttäuschte die Anleger. Für die Netflix-Aktie ging es am Donnerstag steil nach unten.

Das Unternehmen, das Kinofilme und TV-Serien kostenpflichtig zum Streamen über das Internet anbietet, führte die schwache Entwicklung unter anderem auf eine Preiserhöhung zurück. Statt der in Aussicht gestellten gut 3,7 Millionen Neukunden gewann Netflix nur drei Millionen Menschen für seinen Dienst.

Doch die Delle in der Erfolgsgeschichte hat wohl auch andere Ursachen, da Netflix bald mit neuen Konkurrenten um die Kundschaft rangeln muss. Der Pay-TV-Sender HBO aus dem Time-Warner-Konzern und andere Anbieter drängen ins Streaming-Geschäft. Was die Zahl der US-Kunden angeht, hat Netflix HBO überholt. Mit dem Schritt ins Internet will der TV-Sender Boden wieder gut machen.

Aus für Desertec

Hochtrabende Pläne, aus denen nichts wird
Hochtrabende Pläne, aus denen nichts wird
© Desertec

Ökostrom aus der Wüste für die arabische Welt und Europa – das klang nach einer vielversprechenden Vision. Doch das vor fünf Jahren gestartete Projekt ist so gut wie am Ende. Die meisten der großen deutschen Konzerne wie die Münchener Rück, die Deutsche Bank, Siemens, Bosch und Eon haben sich längst verabschiedet. Übrig bleiben die saudische Energiefirma ACWA Power, der chinesische Netzbetreiber State Grid und der deutsche Versorger RWE. Allerdings soll die Desertec Industrial Initiative lediglich Dienstleistungen für die drei Gesellschafter erbringen.

Von der großen Vision ist keine Rede mehr. Dabei sollte der Strom aus der Sahara in Europa einmal die klimaschädliche Kohle als Energieträger verdrängen. Knapp 5000 Mrd. Euro sollten in die saubere Energiezukunft investiert werden. Doch der arabische Frühling und der Preisverfall bei Photovoltaikanlagen erschwerten die Pläne. Die Investoren agierten wegen der Unruhen in Nordafrika vorsichtiger. Und nach der Atomkatastrophe von Fukushima konzentrierten sich die Europäer auf die Energiesicherheit in ihren eigenen Ländern.

Empörung über „Social Freezing“

Eine Schwangerhaft gilt immer noch als Karrierebremse
Eine Schwangerhaft gilt immer noch als Karrierebremse

Die Entnahme einer Eizelle, um sie für einen späteren Kinderwunsch einzufrieren, war bislang ein Thema für Mediziner und Experten für ethische Fragen. Doch die Meldung, dass Konzerne wie Apple und Facebook offenbar die Kosten für das sogenannte Social Freezing ihrer Mitarbeiterinnen übernehmen, verleiht ihm nun auch wirtschaftliche Relevanz. Der iPhone-Hersteller und das soziale Netzwerk wollen mit dem Angebot, die Karriere ihrer Mitarbeiterinnen fördern.

Im Umkehrschluss heißt das natürlich, dass eine Schwangerschaft immer noch das Aus für das Fortkommen in einem Unternehmen bedeuten kann. Das Echo hierzulande fiel verheerend für die Unternehmen aus. Hier ein Tweet stellvertretend für viele:

Eine andere Interpretation vertritt Teresa Brückner auf Edition F: „Unternehmen schaffen auf diese Art mehr Wahlfreiheit für diejenigen Frauen, die in jüngerem Alter noch nicht sicher sind, ob sie überhaupt einmal Kinder wollen, die noch auf den passenden Partner warten, und sogar für diejenigen, die krank sind oder es einmal werden.“

Vorwürfe gegen Airbnb

Airbnb verdient viel Geld mit dem Teilen von Wohnungen
Airbnb verdient viel Geld mit dem Teilen von Wohnungen
© Valerie Schmidt

Das Mitwohnportal hat jetzt auch Ärger in New York. Bundesanwalt Eric Schneiderman wirft dem Portal vor, dass zwei Drittel der Angebote in New York in den letzten vier Jahren illegal gewesen seien. Schneiderman zufolge wird die Online-Plattform für private Übernachtungsmöglichkeiten von kommerziellen Anbietern unterwandert. Der Stadt seien in den vier Jahren 33 Mio. Dollar an Hotelsteuern entgangen. Das Büro des Anwalts hat dazu die Daten von 16.000 Vermietern unter die Lupe genommen.

Airbnb gehört zu den Ikonen der sogenannten Sharing Economy. Das Portal bringt über das Internet Menschen zusammen, die ihre Wohnung vermieten wollen und solche, die eine Unterkunft für einen bestimmten Zeitraum mieten wollen. Airbnb sei längst „eine globale Marke geworden: ein mit fast 800 Mio. Dollar Wagniskapital gerüsteter Konzern, bei dem es mehr als 700 000 Unterkünfte in rund 35 000 Städten weltweit gibt“, schrieben wir in einer Capital-Geschichte über die „Sharing Economy“. Denn Airbnb hat nicht nur in New York Ärger. Auch in deutschen Großstädten gibt es Belege, dass reguläre Mietwohnungen in gewerblich betriebene Ferienwohnungen umgewandelt werden.

Laut dem Schneiderman-Bericht hat ein einziger Nutzer in New York 272 Wohnungen angeboten und damit 6,8 Mio. Dollar erlöst. Airbnb habe 800.000 Dollar an Gebühren eingestrichen. Das Unternehmen bemüht sich derzeit, offenkundig kommerzielle Anbieter von seiner Plattform zu verbannen. Außerdem sei man bereit, die Hotelsteuer einzusammeln.

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