London vs. Fliegende Autos
Long: Fliegende Autos
Es klingt wie einer dieser von Proteindrinks bestärkten Fieberträume aus dem Silicon Valley: Fliegende Autos! Für alle! So langsam aber werden wir uns damit abfinden müssen, dass wir das noch erleben. Da oben ist einfach zu viel Platz als das Uber, Apple und Google das nicht ausnützen werden Jedenfalls hat eine ganze Reihe von Unternehmen jetzt konkretere Projekte vorgestellt, darunter auch ein deutsches. Eins aber ist jetzt schon jetzt klar: Steuern werden die kleinen Mini-Flieger nicht wir, sondern irgendwelche Algorithmen, die in kalifornischen Sitzkissenbüros erdacht wurden. Oder halt der Hacker, der den Code geknackt hat.
Short: London
Irgendwie gehackt wirken ja seit geraumer Zeit auch die Briten, die sich ohne erkennbaren Grund das Jahrhundertprojekt eines EU-Ausstiegs aufgehalst haben. Lange hieß es, der britischen Finanzindustrie und damit der wichtigsten Branche des Königreichs werde das schon nichts anhaben. Nun aber mehren sich doch die Zeichen, die für eine Abwanderung aus London sprechen. Die Deutsche Bank redet offen über den Abzug Tausender von Stellen und Immobilienmakler in Frankfurt reiben sich immer vergnügter die Hände. Für London gibt es natürlich noch eine Chance: Wenn fliegende Autos sich durchsetzen, könnten die Banker tagsüber nach Frankfurt flattern und dann abends rechtzeitig vor dem Arsenal-Spiel wieder am Emirates-Stadium einschweben. Direkt auf die VIP-Tribüne.
Hannelore Kraft vs. Luxus-Schuhe
Long: Luxus-Schuhe
Jimmy Choo! Die meisten Männer denken, die Rede sei von einem Linksverteidiger der US-Nationalelf, aber Frauen wissen, dass es hier eher um den Lionel Messi unter den Schuhherstellern geht. Das Unternehmen soll jetzt verkauft werden, der Eigentümer JAB Luxury GmbH will sich von seiner Beteiligung ebenso trennen wie von der an der Luxusmarke Bally. Die Folge: In den kommenden Wochen und Monaten wird unablässig über Luxus-Schuhe geredet, getratscht und geschwärmt werden. Das ganze Segment wird einmal mit dem Glanzfilm der öffentlichen Aufmerksamkeit überzogen. Also: Daumen hoch!
Short: Hannelore Kraft
Bei der Ministerpräsidentin Nordrhein-Westfalens denkt man eher nicht an Luxus-Schuhe, obwohl auch sie demnächst eine Menge Aufmerksamkeit bekommen wird. Immerhin ist in knapp drei Wochen Wahl im größten deutschen Bundesland. Und da sieht es plötzlich gar nicht mehr so gut aus für Krafts regierende SPD. In einer neuen Umfrage hat die CDU gleich gezogen mit den Sozialdemokraten, ein paar Prozentpünktchen noch und es würde sogar reichen für eine schwarz-gelbe Koalition. So ganz überraschend ist das nicht: Kraft hat das Land so heruntergewirtschaftet, dass nicht einmal ein Paar Jimmy Choos dem Ganzen noch Glanz verleihen könnte.
Raupen vs. Berlin-Kreuzberg
Long: Raupen
Raupen sind kein besonders hübscher Teil der globalen Fauna, die Raupe der Großen Wachsmotte (Galleria Mellonella) macht trotz ihrer beachtlichen 6 "l" im lateinischen Namen da leider keine Ausnahme. Allerdings kann Galleria etwas ganz anderes - nämlich Plastik fressen, wie eine Forscherin in Spanien herausgefunden hat. Da geht einem natürlich gleich die Phantasie durch: Neben den Komposthaufen kommt der Plastikmüll, durch den sich dann die künftigen Wachsmotten durcharbeiten, das ganze verdauen und naturverträgliche Materialien zurücklassen. Müllproblem gelöst, what's next?
Short: Berlin-Kreuzberg
Wenn sich die Raupen einmal bis Berlin durchgefressen haben (Service-Hinweis: Plastik heißt im Osten der Stadt "Plaste"), dann sollten sie unbedingt einen Bogen um den Stadtteil Kreuzberg machen. Innovationen und überhaupt allem, was nach Fortschritt klingt, ist man dort traditionell sehr abgeneigt. Im Moment ist das örtliche Bezirksamt vor allem damit beschäftigt, die Ansiedlung eines Google-Campus zu erschweren oder nach Möglichkeit ganz zu verhindern. Eine der Begründungen: Man befürchtet "eine zu große Lärmbelästigung der Nachbarschaft durch Veranstaltungen". In Kreuzberg. Na dann geht Google eben nach Paderborn.
Bierdeckel vs. Ducati
Long: Bierdeckel
Fast 15 Jahre ist es nun her, dass der CDU-Politiker Friedrich Merz forderte, jeder müsse seine Steuererklärung auf einem Bierdeckel verfassen können. Daraus wurde natürlich nichts, aber US-Präsident Donald Trump, ein Spezialist für scheiternde Ankündigungen, treibt dieses Konzept nun auf die Spitze: Nicht die Steuererklärung selbst, sondern schon sein Steuerkonzept an sich findet auf kleinstem Raum Platz. Und scheint zudem am Tresen entworfen zu sein. Etwa 250 Wörter umfasst das "phänomenale" (Trump) Dokument, das im wesentlichen auf eine Senkung der Unternehmenssteuer von 35 auf 15 Prozent hinausläuft. Tipp: Da angesichts der Entschlussfreudigkeit der US-Republikaner diesem Entwurf noch viele weitere folgen werden, unbedingt Bierdeckel ordern!
Short: Ducati
Seit der Diesel-Skandal den Volkswagen-Konzern ins Straucheln gebracht hat, rätselt die Branche, ob das Unternehmen nicht eine seiner vielen Marken abstoßen könnte. Nun kommt da Bewegung rein, es gibt Berichte, wonach es eine der kleinsten treffen könnte – nämlich den Motorradbauer Ducati. Das ergibt irgendwie Sinn, der Besitz des Design-Spezialisten galt ohnehin immer eher als Hobby des einstigen Volkswagen-Gurus Ferdinand Piëch. Und der hat sich ja nun aus dem Konzern verabschiedet. Wirklich auffallen würde ein Verkauf wahrscheinlich nicht, da Volkswagen inzwischen schon wieder eine neue Marke eingeführt hat: Moia, die sich um Mobilitätsdienstleistungen kümmern soll. Auf einen Bierdeckel werden die Marken des Konzern also sicher niemals passen.
Here vs. Klaus Kleinfeld
Long: Here
Es gibt so Dinge, die nimmt man einfach gerne mit: Weil neue Partner beim Kartendienst Here einsteigen, schnellt dessen Bewertung in die Höhe. Das wiederum kommt denen zugute, die bereits bei Here beteiligt sind. Vor allem den deutschen Autobauern, die sich mit Here gegen Attacken aus dem Silicon Valley rüsten wollen. Daimler und BMW können nun deutlich aufgeblähte Konzernergebnisse präsentieren, was ja immer klasse aussieht. Und bis geklärt ist, ob das Ding sich gegen Google Maps und die Apple-Navigation durchsetzt, stellen wir eh alle auf Hoverboards um.
Short: Klaus Kleinfeld
Was für eine Wirkung doch auch im Jahr 2017 noch der gute alte Brief entfalten kann! Einen solchen schickte der frühere Siemens-Chef Kleinfeld an den Hedgefonds-Manager Paul Singer. Singer wollte Kleinfeld von seinem Posten im US-Konzern Arconic verjagen, was diesen zu einer Kontaktaufnahme veranlasste. Es geht in dem Schreiben um Gesänge in Springbrunnen, Indianer-Kopfschmuck und irgendwie auch um Fußball. Jedenfalls lag dem Brief ein Original-WM-Fußball von 2006 bei. Singer verstand das wirre Geschreibsel als das, was es vermutlich war, nämlich als Drohung, einstige Eskapaden öffentlich zu machen. Nun ist stattdessen der Brief öffentlich und Kleinfeld seinen Job los. Und man wüsste doch zu gern, was mit diesem Indianerschmuck auf sich hatte.