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Mieten statt kaufen Neue Heizungsanlage mieten – ein gutes Geschäft?

Einbau einer Waermepumpe und eines neuen Wasserkessels
Der Kauf einer neuen Heizung kann teuer werden. Ist die Heizungsmiete eine Alternative?
© Frank Hoermann / SVEN SIMON / Picture Alliance
Zahlreiche Unternehmen, darunter auch Energieversorger, haben mittlerweile das Konzept der Heizungsmiete im Programm. Haus- und Wohnungseigentümern sowie Vermietern winken kalkulierbare Kosten und ein hoher Servicegrad. Doch es gibt auch Nachteile

Das Hin und Her um das Gebäudeenergiegesetz, auch bekannt als „Heizungsgesetz“, hat viele Immobilienbesitzerinnen und -besitzer nachhaltig verunsichert: Ab wann muss ausgetauscht werden? Welche Technik ist nachhaltig und zukunftsweisend? Und wie hoch sind die mit der neuen Anlage verbundenen Kosten? Diese Unsicherheit machen sich zahlreiche Anbieter des sogenannten Heizungsanlagen-Contractings zunutze.

Unter dem Schlagwort „Energy as a Service“ bieten Unternehmen wie Thermondo, EWE und N-Ergie sowie Energieversorger wie Entega und auch Heizungshersteller wie Bosch und Viessmann ihren Kunden an, ihre alte Heizung gegen eine neue auszutauschen. Das Angebot umfasst Material, Installation, Wartung und Reparaturen. Im Gegenzug zahlen Eigentümerinnen einen monatlichen Betrag, der aus einem Fixbetrag für die Anlage sowie einem variablen Bestandteil für die verbrauchte Energie besteht.

Niedrige Fixkosten sind verlockend

Beworben wird dieses Geschäftsmodell mit drei zentralen Vorteilen für den Verbraucher: Erstens entfallen die hohen einmaligen Investitionskosten für eine neue Anlage, die schnell zwischen 15.000 Euro (Gasheizung) und 40.000 Euro (Wärmepumpe) liegen können. Im Vergleich dazu bieten einige Anbieter im Internet bereits Rundumpakete ab 79 Euro (Gasheizung) bzw. ab 209 Euro (Wärmepumpe) an, inklusive Schornsteinfegerkosten.

Ein zweites Argument ist die enorme Zeit- und Aufwandsersparnis für den Haus- beziehungsweise Wohnungseigentümer. Vom Abbau der alten bis zur Notfallreparatur der neuen Heizungsanlage sind laut Anbieter sämtliche Kosten mit der monatlich zu entrichtenden Gebühr abgedeckt. Zudem haben Kunden immer einen festen Ansprechpartner und müssen nicht mehr selbst nach freien Handwerkern suchen. Drittens werben die Anbieter von Heizungsleihmodellen damit, dass Eigentümer auch bei ihnen die staatlichen Förderquoten von bis zu 35 Prozent (bei einem Austausch einer Öl- oder Gasheizung durch eine Luft-Wasser-Wärmepumpe) erhalten. Die Fördersumme wird von der monatlichen Gebühr abgezogen.

Feste Bindung an einen bestimmten Anbieter

Was sich auf den ersten Blick nach einem Rundum-Sorglospaket zum Discountpreis anhört, birgt bei genauerer Betrachtung diverse Unwägbarkeiten und Risiken. Schließlich müssen auch die Contracting-Anbieter auf ihre Kosten achten und unterliegen bei ihrer Kalkulation den Geboten der Wirtschaftlichkeit und des Wettbewerbs. Hinzu kommen Kostenrisiken, die bei Veränderungen der Lebensumstände entstehen können, etwa Umzug und Verkauf der Immobilie. Deswegen lohnt sich ein ausführlicher Blick auf die möglichen Nachteile einer Heizungsleihe.

Zunächst sollten Verbraucher die langen Vertragslaufzeiten von mindestens zehn Jahren beachten. In dieser Zeit können sich hohe laufende Kosten ansammeln, die den Kauf einer eigenen Anlage günstiger erscheinen lassen. Selbst bei den niedrigsten Monatsraten und einer Laufzeit von 15 Jahren zahlen Verbraucherinnen mehr als 14.000 Euro für eine gemietete Gasheizung und fast 38.000 Euro für eine Wärmepumpe. Zudem unterliegen die variablen Kosten für die Wärmebereitstellung Schwankungen.  

Auf mögliche Kostenfallen achten

Unangenehm kann es für Auftraggeber auch im Falle einer Insolvenz des Anbieters werden. Dann muss der Eigentümer im schlimmsten Fall einen neuen Handwerksbetrieb suchen, der Wartung und Reparaturen übernimmt. Doch selbst wenn der Vertrag wie erwartet ausläuft, lauern Kostenfallen: Möchte ein Eigentümer die Heizung nach Vertragsende übernehmen, muss er den Restwert bezahlen. Wer bestimmt diesen und nach welchen Kriterien? Das ist von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich. Alternativ gibt es meistens auch die Option, die Anlage zurückbauen zu lassen. Dann steht man erst mal ohne Heizung da und muss eine Neuinstallation beauftragen.

Apropos Neuinstallation: Sollte die Heizung während der Vertragslaufzeit kaputt gehen, versprechen viele Anbieter den kostenfreien Austausch. Dies gilt jedoch vielfach nicht in Fällen „höherer Gewalt“ wie Blitzeinschlag oder Überschwemmung. Diese Risiken bleiben beim Contracting-Modell Sache des Eigentümers. Neben den hier nur angerissenen Haftungsfragen gilt es auch darauf zu achten, welche Leistungen bei der Installation inkludiert sind, beispielsweise der Ausbau und die Entsorgung der alten Heizungsanlage. Hier können weitere Kostenfallen auftreten.

Fazit: Für Eigentümer, die knapp bei Kasse sind und möglichst wenig Zeit in die Erneuerung und Wartung ihrer Heizung investieren wollen, kann Contracting eine sinnvolle Lösung sein. In vielen Fällen ist jedoch die Finanzierung einer neuen Anlage über einen klassischen Kredit die kostengünstigere Alternative.

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