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Immobilien Kampf unter Wohnungsgiganten

Bei Vonovias Übernahmeversuch der Deutschen Wohnen war der Ton ruppig. Gut, dass es beim Versuch blieb. Von Susanne Osadnik
Unesco-Welterbe: Die Hufeisensiedlung in Berlin gehört zum Bestand der Deutschen Wohnen
Unesco-Welterbe: Die Hufeisensiedlung in Berlin gehört zum Bestand der Deutschen Wohnen
© Deutsche Wohnen
Susanne Osadnik ist freie Wirtschaftsjournalistin. Sie schreibt an dieser Stelle über Immobilienthemen
Susanne Osadnik ist freie Wirtschaftsjournalistin. Sie schreibt an dieser Stelle über Immobilienthemen

Susanne Osadnik ist freie Wirtschaftsjournalistin. Sie schreibt an dieser Stelle über den Markt für Immobilien

Mal ehrlich, je größer ein Unternehmen ist, desto skeptischer betrachten wir es. Ab einer gewissen Größe und stetigem Wachstumdrang sind wir misstrauisch. Das ist wohl insbesondere bei Wohnungsunternehmen so. Denn schließlich ist die Ware, mit der sie handeln, für die meisten Menschen mit das Wichtigste in ihrem Leben. Für die Konzerne geht es schlicht um lukrative Renditen. Dafür „optimieren“ sie dann ihren Wohnungsbestand und kämpfen um die Marktührerschaft. Den Menschen, die bei ihnen wohnen, geht es um ihr Zuhause.

Nicht verwunderlich ist daher, dass den „Kunden“, wie sie inzwischen von den Wohnungsunternehmen genannt werden, immer unbehaglich wird, wenn mal wieder einer den anderen aufkauft, um sich die Konkurrenz vom Hals zu schaffen. In der Öffentlichkeit wird dann viel von „Synergie-Effekten“ geschwafelt, die mit jeder Übernahme einhergehen. Vieles würde besser, effizienter, sogar billiger werden – auch für die Mieter. Die wissen aber längst, dass es beim Wachstumspoker nicht um sie und ihre Bedürfnisse geht. Auch nicht darum, mehr und besseren Wohnraum zu schaffen – auch, wenn das gerne in Interviews zum Besten gegeben wird.

Vonovia will schlechtes Image loswerden

Bislang haben die Mieter der Deutschen Annington – die sich, um ihr schlechtes Image loszuwerden, seit Neuestem „Vonovia“ nennt – wenig Grund gehabt, den Versprechungen der Verantwortlichen zu glauben. Zu viele Prozesse um verschimmelte Wohnungen und kaputte Balkone zeugen noch von einer Vergangenheit, die den einstigen Besitzer in kein gutes Licht rücken. Zwar distanziert sich der aktuelle Vorstandsvorsitzende Rolf Buch von diesem unrühmlichen Kapitel der „Heuschreckenpolitik“ und gelobt Besserung in Form von millionenschweren Investitionen, neuen Services, besserer „Kundenbetreuung“. Aber, die von ihm inszenierte und verloren gegangene Übernahmeschlacht mit der Rivalin Deutsche Wohnen lässt ihn nicht gut aussehen. Und auch nicht unbedingt vertrauenswürdig erscheinen.

Trotz Herumtrickserei, etwa durch Absenken der Annahmeschwelle des Übernahmeangebots auf 44 Prozent, konnte sich Vonovia die Nummer zwei auf dem deutschen Wohnungsmarkt nicht einverleiben. Beobachtern drängte sich der Gedanke auf, dass Buch unter allen Umständen Einfluss gewinnen wollte – und wenn nur als Minderheitsaktionär, der dann richtig Druck machen und seine Eigeninteressen verfolgen kann. Von Synergien wäre dann wohl keine Rede mehr gewesen, befürchtete man auch beim Übernahmekandidaten.

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Aber, es ist anders gekommen. Und das ist erst einmal gut so. Denn nach wie vor bleibt die Frage: Wie groß muss ein Wohnungskonzern sein, um den Mietern ordentlichen Wohnraum garantieren zu können? Reichen 350.000 Wohnungen im Bestand nicht aus, um Handwerker zu guten Konditionenzu bekommen oder sie gleich selbst zu beschäftigen? Muss man 500.000 oder eine Million Wohnungen besitzen?

Aus Sicht der Mieter können Wohnungsgiganten durchaus mehr Risiken bergen, als Chancen offerieren. Je mehr Wohnungen einem Konzern gehören, desto leichter lassen sich Mieterhöhungen durchsetzen – die Mieter können in kleineren Städten dann häufig kaum eine Alternative zur aktuellen Wohnung finden, weil dem Dominator fast jeder Wohnraum in der Umgebung gehört. Reparaturen und Sanierungen können ebenso prima verzögert werden, wenn man erst einmal ein Monopol auf dem lokalen oder regionalen Markt besitzt.

Noch sind die deutschen Wohnungsgiganten noch weit entfernt von Monopolstellungen. Das ist beruhigend. Der Vonovia hätten auch nach der Übernahme der Deutschen Wohnen nur zwei Prozent am gesamten Wohnungsmarkt gehört. Vielleicht sollte man es bei solchen Größenordnungen belassen.

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