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Immobilien-Kompass Ferienimmobilien – Sylt und Nordsee

Nirgends sind Ferienimmobilien teurer als auf Sylt. Doch die Nachbarn holen auf. Jetzt halten die ersten Gemeinden dagegen.
Langer Strand, hohe Preise: Unter 500.000 Euro sind auf Sylt kaum noch Ferienhäuser zu haben
Langer Strand, hohe Preise: Unter 500.000 Euro sind auf Sylt kaum noch Ferienhäuser zu haben
© Visum

Ferienimmobilien-Kompass: Für die fünf beliebtesten Ferienregionen bildet Capital die Preisspannen für typische Ferienhäuser und -wohnungen ab, die in den vergangenen zwölf Monaten verkauft wurden. Für Deutschland fußen die Angaben auf Daten des iib Dr. Hettenbach Instituts, für die sämtliche Angebote auf den relevanten Immobilienportalen ausgewertet wurden. In Österreich und Spanien wurden lokale Makler befragt. Die Preisangaben wurden um „Ausreißer“ nach oben und unten bereinigt. Die deutschen Ferienorte sind mit ihrer Immobilien-Kompass.-Karte verlinkt.

Ein beschauliches und womöglich auch noch preisgünstiges Plätzchen an der deutschen Nordsee zu finden wird immer schwieriger – vor allem auf den Inseln wird es langsam eng. In den vergangenen zehn Jahren sind die Preise dort um fast 40 Prozent gestiegen, so eine aktuelle Marktanalyse von Fewo-direkt und Engel & Völkers.

Durchschnittlich zahlen Ferienimmobilienkäufer zwischen Juist und Sylt 6000 Euro pro Quadratmeter; auf dem Festland sind die Objekte mit durchschnittlich 1800 Euro deutlich billiger. Doch es gibt Ausnahmen: In St. Peter-Ording etwa liegen die Einstiegspreise für Einfamilienhäuser in Bestlagen bei 550.000 Euro; Eigentumswohnungen sind dort nicht unter 3600 Euro je Quadratmeter zu haben. „Hier und auf Sylt sind die Preise im Vergleich zum Vorjahr in allen Lagen und Segmenten gestiegen“, sagt Kai Enders, Vorstand bei Engel & Völkers.

Auf Sylt scheint das horrende Preisniveau Kapitalanleger und Feriengäste (noch) nicht zu überfordern: „Objekte bis 650.000 Euro werden finanziert, was darüber liegt, wird so bezahlt“, weiß Tom Kirst von Dahler & Company zu berichten. Neubau-Doppelhaushälften in Kampen sind nicht unter 3 Mio. Euro zu haben, in der Einflugschneise in Keitum kostet ein Einfamilienhaus trotz Lärmbelästigung mindestens 2 Mio. Euro. Selbst der Altbestand aus den 70er- und 80er-Jahren, der immer häufiger zum Verkauf steht, wird in Toplagen in Kampen ab 15.000 Euro pro Quadratmeter gehandelt.

Immobilien-Kompass-Karte Sylt
Immobilien-Kompass-Karte Sylt

Informationen zu deutschen Ferienregionen sowie Kaufpreise und Lagequalitäten in den Urlaubsorten finden Sie – laufend aktualisiert – unter:

immobilien-kompass.capital.de

Das Preisniveau auf der Insel ist in den vergangenen Jahren so stark gestiegen, dass die meisten Einheimischen nicht mehr mithalten können. Um der Entvölkerung entgegenzuwirken und „Rollladensiedlungen“ zu verhindern, greift bei neuen Bebauungsplänen auf der Insel künftig eine Quote. Werden Gebäude neu errichtet oder wesentlich umgebaut, muss ein Teil der Geschossfläche – meist 40 Prozent – für Dauerwohnungen verwendet werden.

Die Regel ist ein Segen für Wohnungssuchende und ein Gräuel für verkaufswillige Grundbesitzer. Entsprechend gespalten sind die Insulaner. „Wir bemühen uns, möglichst individuelle Regelungen zu finden“, beschwichtigt Inselbaumeister Martin Seemann.

Auf den Nachbarinseln Amrum und Föhr existieren bereits ähnliche Vorschriften. Denn auch dort werden für manche Objekte exorbitante Preise verlangt – und gezahlt. „Früher waren wir nur allein auf Sylt verrückt, heutzutage trifft das mindestens auf die gesamte Küste zu“, sagt der Keitumer Makler Erik Wedell.

Nordfriesische Inseln fürchten Syltisierung

Längst schlagen auch die Bürgermeister der ostfriesischen Inseln Alarm, weil die Immobilienpreise etwa auf Norderney, Juist oder Borkum Normalverdienern kaum Möglichkeiten zum Mieten oder Kaufen bieten. Borkums Bürgermeister Georg Lübben nennt es „Syltisierung“, wenn eine 100 Quadratmeter große Wohnung auf seiner Insel für 750.000 Euro den Besitzer wechselt.

Auf Norderney, wo noch im vergangenen Jahr zahlreiche Neubauten fertig wurden, zahlen Immobilienkäufer in sehr guten Lagen, etwa entlang der Viktoria- oder der Strandstraße, zurzeit für Einzelobjekte 16.000 Euro für den Quadratmeter – 2000 Euro mehr als im vergangenen Jahr. Selbst dort, wo man den Strand nur erahnen kann, gibt es selten Angebote unter 5000 Euro den Quadratmeter.

Auf den nordfriesischen Inseln hat die selbst von den meisten Immobilienmaklern ersehnte Konsolidierung des Preisniveaus bereits begonnen. Thomas Müller von Engel & Völkers hat schon im vorigen Jahr alles günstiger gemacht: „Wir mussten die Preise um zwölf bis 15 Prozent senken, um die Objekte verkaufen zu können“, sagt der Inselmakler.

Manche Immobilienbesitzer haben angesichts der Marktentwicklung zu hoch gepokert. „Seit vier Jahren werden auf Föhr keine neuen Wohnungen mehr gebaut, deshalb denken viele Verkäufer, sie könnten auch ältere Objekte zu Höchstpreisen loswerden“, so Müller. „Aber so funktioniert das nicht.“ Ein unrenovierter Bungalow aus den 70er-Jahren sei halt kein Millionenobjekt, sondern höchstens 400.000 Euro wert. Kunden von dieser Erkenntnis zu überzeugen, sei ein harter Job.

In diesem Jahr hat er es gleich mit reduzierten Preisen versucht. Und hofft, dass der festgefahrene Markt wieder etwas in Bewegung kommt.

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