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Aktien Eine Chance für den Wohnungsbau

Reformen im Wohnungsbau sind überfällig. Und die Wirtschaft muss Lösungen für günstigen Wohnraum entwickeln. Von Christoph Gröner
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Christoph Gröner ist Vorstandsvorsitzender des Immobilien-Projektentwicklers CG Gruppe AG

Oft werden notwendige Veränderungen in der Gesellschaft durch Krisen ausgelöst. Wird es auch diesmal so sein? Die Bundesregierung hat weitreichende Reformen angekündigt. Baugenehmigungen sollen vereinfacht und bürokratische Vorschriften, die den Wohnungsbau behindern, abgebaut werden. Dazu soll es noch steuerliche Förderungen durch erhöhte Abschreibungen für den Wohnungsneubau geben.

Dies alles wohlgemerkt nicht nur für den Bau von Unterkünften und Wohnungen für Flüchtlinge, sondern ganz generell für den Wohnungsneubau in Deutschland. Die Logik ist klar: Die Politik will nicht den Anschein erwecken, als ob es jetzt Sonderregelungen gebe, die den Bau von Wohnungen ausschließlich für Flüchtlinge erleichtern. Denn das würde mit Sicherheit zu Neidreaktionen führen und die ohnehin emotionalisierte Debatte weiter aufheizen. Insbesondere befürchtet man, dass untere Einkommensgruppen den Eindruck bekämen, der Staat würde sich erst jetzt unter dem Eindruck der Flüchtlingskrise um die Themen des sozialen Wohnungsbaus kümmern.

Reform des Baugesetzbuches

Deshalb ist es das erklärte Ziel der Politik, die Erleichterungen und Förderungen im Wohnungsneubau für alle umzusetzen. Man kann zu Recht argumentieren, eigentlich wäre das längst notwendig gewesen, auch ohne die Herausforderung durch die Zuwanderung. Aber darum geht es jetzt nicht: Wichtig ist, dass wirklich wirksame Maßnahmen beschlossen werden. Dabei ist nicht nur der Bund in der Pflicht, sondern vor allem sind es auch die Kommunen, die günstiges Bauland zur Verfügung stellen sollten. Auf Bundesebene ist eine Reform des Baugesetzbuches notwendig, um überflüssige Genehmigungshürden abzubauen.

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Gefordert ist aber auch die Immobilienwirtschaft. Sie sollte nicht einfach abseits stehen und Forderungen an die Politik richten. Sie ist aufgerufen, Lösungen für den Bedarf an bezahlbarem Wohnraum zu entwickeln. Dazu bedarf es eines großen gemeinsamen Zieles, an dem alle arbeiten. Warum nicht die Vision entwickeln, bezahlbaren Wohnraum für 1500 Euro pro Quadratmeter Brutto Baukosten inklusive Nebenkosten zu schaffen? Das klingt vielleicht utopisch, aber ich denke, es wäre machbar, wenn sowohl die Immobilien- und die Bauwirtschaft als auch der Staat aktiv werden.

In unserer Branche wird heute noch so gebaut, wie vor 50 Jahren – nur eben viel teurer. Die automatisierte Produktion, die in der Industrie dazu geführt hat, Waren in immer besserer Qualität zu immer günstigeren Preisen anzubieten, ist an der Immobilien- und Baubranche weitgehend vorbeigegangen. Innovationen bei der Projektrealisierung von Wohneigentum und dringend notwendige Rationalisierungsbemühungen sind in der Immobilienbranche in den letzten 50 Jahren nicht wirklich glaubwürdig vorangetrieben worden.

Frische Ideen für bezahlbare Wohnungen

Die Herausforderung durch die Zuwanderung zwingt nun zu einem überfälligen Umdenken. Die Immobilienbranche klagt oft über ihr schlechtes Image. Tun wir etwas, um es zu verbessern, indem wir zeigen, dass wir mit frischen Ideen Lösungen für das brennende soziale Problem der Versorgung von breiten Bevölkerungsschichten mit bezahlbarem Wohnraum beitragen können.

Im Vergleich zu der Immobilienbranche, hat es die deutsche Autoindustrie unter dem Druck ausländischer Konkurrenz vor rund 25 Jahren verstanden, sich neu aufzustellen. Längst ist sie in der Lage nahezu für jeden Geldbeutel ein adäquates Fahrzeug anzubieten. Dazu sollte die Bau- und Immobilienwirtschaft auch in der Lage sein. Wenn die deutsche Immobilienbranche jetzt nicht reagiert, verpasst sie eine historische Chance.

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