Anzeige

Geldanlage Wovon die Zukunft der Robo-Advisor abhängt

Künstliche Intelligenz und Vernetzung: In Robo-Advisorn stecken noch viele Möglichkeiten
Künstliche Intelligenz und Vernetzung: In Robo-Advisorn stecken noch viele Möglichkeiten
© Getty Images
Künstliche Intelligenz spielt bei der automatisierten Geldanlage noch keine große Rolle. Das könnte sich ändern. Ob Robo Advisor die Bankberater der Zukunft werden, liegt aber stärker an den Banken selbst, als an technischen Innovationen

Auch wenn es vielen nicht bewusst sein dürfte: Im Prinzip gibt es zur Maschine gewordene Bankberater schon längst. Sogenannte „Robo Advisor“ stellen automatisiert einen Plan für eine Geldanlage zusammen, kaufen Anlageprodukte und passen das Portfolio an, sollte es irgendwann von der ursprünglichen Strategie der Kunden abweichen.

Der Unterschied dieser Angebote zum klassischen Filialgeschäft ist eigentlich gar nicht so groß, meint Christian Ahlers, Finanzexperte beim Bundesverband der Verbraucherzentralen. „In der Filiale füttert der Berater das System mit Daten. Beim Robo führen Verbraucher die Risikoermittlung selbst durch, meist per App“, sagt er. Der Vorteil der digitalen Variante: Sie sind oft kostengünstiger. Zudem müssen die Kunden nicht persönlich in der Filiale erscheinen.

Der Markt wächst stetig

Eine wirkliche Konkurrenz machen die digitalen „Berater“ den Filialmitarbeitern aber bisher nicht. Denn obwohl sowohl Start-ups als auch alteingesessene Banken seit einigen Jahren versuchen, deutsche Sparer mit den Robo Advisorn für sich zu gewinnen, sind die Anlagesummen in dem Bereich gering: Im Jahr 2018 lag das hierzulande mit digitalen Anlagehelfern verwaltete Vermögen bei geschätzten drei bis vier Milliarden Euro, fürs laufenden Jahr prognostiziert der Datendienstleister Statista ein Volumen von rund 7,5 Milliarden Euro. Der Markt wächst also stark. Im Vergleich zum hierzulande insgesamt in Investmentfonds angelegten Geld ist das aber immer noch sehr wenig. Zur Einordnung: Die Mitglieder des Deutschen Fondsverbands BVI verwalten zusammen rund 3 Billionen Euro. Das weitaus größte Vermittlungsgeschäft machen also nach wie vor klassische Banken und Finanzdienstleister.

Wie stark der Marktanteil der digitalen Berater künftig steigt, hängt stark von den Banken selbst ab. „Gerade für unabhängige Robo-Advisor ist es sehr schwer und teuer, Kunden zu akquirieren“, erklärt Dirk Söhnholz. Der Honorarprofessor der Uni Leipzig beschäftigt sich seit Jahren mit Roboter-Beratern. Mit seiner eigenen Firma stellt er regelbasierte Portfolios zusammen, auf die Robo Advisor teilweise zurückgreifen. Söhnholz räumt vor allem den digitalen Verwaltern gute Chancen ein, die von großen Banken mit einem breiten Kundenstamm betrieben und entsprechend beworben würden.

Ein echtes Problem für die deutschen Robos sei, dass hiesige Vermögensverwalter oft stark von Vertriebsprovisionen abhängig sind. Sie verdienen einen Geldbetrag, sobald ein Kunde ein von ihnen empfohlenes Produkt kauft. „Die zahlen Robo-Advisor in der Regel nicht“, sagt Söhnholz. Innerhalb vieler Banken besteht also gar kein besonders großer Anreiz, stark die Werbetrommel für Robos zu rühren oder ihre Preise attraktiver zu gestalten.

KI-Einsatz derzeit nicht sinnvoll

Dennoch glaubt er, dass die Gesamtsumme des von Robos verwalteten Vermögens in den nächsten Jahren steigen dürfte. Und, dass sich dieses Vermögen gleichzeitig auf wenige Anbieter konzentrieren wird. „Ich erwarte, dass hierzulande ähnlich wie in den USA nur sehr wenige Stand-Alone Robo-Advisor erfolgreich sein werden“, sagt er. Das Wachstum werde vor allem durch jene Robos entstehen, die starke Finanziers im Rücken haben und sich große Werbe- und Vertriebskampagnen leisten könnten. Auch neue Techniken aus den Bereichen Machine Learning und Künstliche Intelligenz (KI) könnten seiner Ansicht nach den Robos zu mehr Erfolg verhelfen. Beispielsweise ließen sich Kundendaten damit besser als bislang auswerten, was das Marketing verbessern könnte.

Auch Verbraucherschützer Ahlers sieht in KI-Entwicklungen Potential. „Langfristig ist es denkbar, dass KI-Anwendungen die Finanzberatung verbessern“, sagt er. Dafür müssten die Systeme in der Lage sein, den Bedarf der Verbraucher in Finanzfragen genau zu ermitteln. Wäre das möglich, könnte KI Ratschläge geben, die möglicherweise eher im Interesse der Verbraucher wären als die häufig provisionsgetriebenen Tipps eines Bankberaters.

Neueste Artikel