Anzeige

Dani Parthum Wie sage ich meinem Mann, dass ich über Geld reden will?

Dani Parthum
Dani Parthum
© Stefanie Link
Über Finanzen reden, fällt vielen Paaren schwer. Vor allem Frauen wurde eingeredet, es sei unromantisch, Geld zu thematisieren. Dabei ist es existentiell. Dani Parthum erklärt, wie Paare offenes und ehrliches Gespräch über Geld führen können 

Geld gehört neben der Frage, wer was im Haushalt erledigt und wie die Kinder erzogen werden zu den häufigsten Streitthemen in Beziehungen. Das verwundet nicht. Wir haben nicht gelernt, in Partnerschaften Geld offensiv anzusprechen und gleichberechtigt darüber zu verhandeln. Uns fehlen hier Rituale, Vorbilder, ein gesellschaftlicher Konsens – und teils die passenden Worte.

Verheiratete Frauen waren auch bis Ende der 1970er-Jahre in der Bundesrepublik finanziell durch das Bürgerliche Gesetzbuch entmündigt, durften beispielsweise nicht selbst bestimmen, ob und in welchem Umfang sie berufstätig sein wollen. Das Sagen beim Geldverdienen, Einteilen des Haushaltseinkommens und Verwalten des Familienvermögens hatten die Ehemänner – während die Frauen nichts zu sagen hatten. Entsprechende Machtgefälle finden wir bis heute. Mann vertritt seine Interessen, Frau ordnet sich unter. Zumindest in der Bundesrepublik war es so. In der DDR war das anders; dort war Berufstätigkeit Bürgerpflicht.

Sprachlosigkeit bei Beziehungsfinanzen birgt erhebliches Konfliktpotenzial

Frauen leben längst selbstbestimmt, verdienen ihr eigenes Geld und wollen Partnerschaft und Ehe auf Augenhöhe leben – freilich auch finanziell. Dabei wissen etwa 40 Prozent der Frauen nicht, welches Einkommen ihr Partner hat. Verschiedene Umfragen ergeben ein ähnliches Bild. Vor allem Männer ärgern sich, wenn ihre Partnerinnen in ihren Augen nutzlose Ausgaben tätigen. Und besonders Nicht-Akademikerinnen würden ohne ihre Partner finanziell nicht über die Runden kommen.

Paare reden zwar zunehmend offener über Finanzen, die frühere Machtverteilung aber sitzt noch oft mit am Tisch. Sie findet es beispielsweise ungerecht, dass ihr Partner darauf beharrt, nur die Hälfte der gemeinsamen Miete zu übernehmen, obwohl er das Dreifache verdient. Ein typisches Problem bei Paaren ist auch, wie die festen Ausgaben verteilt werden — prozentual zum Einkommen oder in einer festen Relation. Oder sie will für die Rente sparen, er aber haut das Geld für seine Hobbys raus. Und beim Urlaub besteht er auf Luxus, obwohl sie nur Geld für den Campingplatz hat. Noch ein Beispiel: Er zieht in ihre Eigentumswohnung und weigert sich, einen Mietanteil zu zahlen, obwohl sie noch den Hypothekenkredit abträgt. Tenor: Warum sollte ich dir helfen, Vermögen aufzubauen?

Wir unterschätzen die Rolle von Gefühlen und unserer Sozialisation

Was viele unterschätzen: Reden wir als Paar über Ausgaben, Freizeitgestaltung, Vermögensaufbau, Hauskauf, Kinder großziehen, Ausgleich entgangener Rentenansprüche durch Familienzeiten — reden wir nur vordergründig über Geld. Tatsächlich tauschen wir Ängste, Wünsche, Bedürfnisse und Sehnsüchte aus und das, was wir denken, was richtig und falsch ist und wie wir unsere Rolle in der Partnerschaft definieren und uns selbst sehen.

Vor diesem Hintergrund bekommen Aussagen wie: „Warum sollte ich dir helfen, Vermögen aufzubauen?“ ihr wahres Gesicht. Auch deshalb ist es so wichtig, in einer Beziehung über Finanzielles zu reden. Nicht nur, um selbstbestimmt und bewusst miteinander zu leben, sondern auch, weil wir uns dadurch näher kennen lernen.

Gut über Geld als Paar reden – darüber hat der Hamburger Paarberater Michael Mary ein sehr hilfreiches Buch geschrieben. „Liebes Geld: Vom letzten Tabu unter Paaren.“

Wie kommen Sie nun zusammen beim Geld?

Vor allem durch Absprachen! Verabreden Sie sich für ein Gespräch, am besten bei einem Essen in ihrem Lieblingsrestaurant. Kündigen Sie vorher an, was Sie besprechen möchten, damit sich der Partner, die Partnerin nicht überrumpelt fühlt. Sprechen Sie offen ihre Gefühle über die finanzielle Situation an, die Sie belastet. Welche Gefühle sie auslöst, und was Sie sich wünschen. Meist fühlen wir uns verletzt, nicht wertgeschätzt , unfair behandelt oder empfinden Angst. Fragen Sie nach, wie der Partner, die Partnerin das empfindet. Vorurteils- und bewertungsfrei Gefühle, Wünsche und Bedürfnisse auszutauschen, ist der Schlüssel zu einem gelungenen Geldgespräch.

Bereiten Sie Argumente und Lösungen vor und belegen Sie diese mit Zahlen, wo es geht. Rechnen Sie vor, warum die hälftige Verteilung der Miete bei einer hohen Einkommensdifferenz nicht partnerschaftlich ist. Oder wie hoch die entgangenen Rentenansprüche sind, die Sie verlieren, wenn Sie Familienzeit nehmen. Oder wie gemeinsame Rücklagen aufgebaut werden können. Bei Zahlen können viele Männer andocken, den Wunsch nachvollziehen und sind eher für Veränderungen offen.

Am Geld zeigt sich, welche Partnerschaft wir haben

Reicht ein Gespräch nicht, verabreden Sie sich erneut. Beharren Sie auf einer neuen, klaren Absprache, die Ihren Werten und Wünschen entspricht. Hält sich der oder die andere nicht daran oder verschließt sich einer Lösung, wissen Sie, woran Sie sind.

Geldgespräche gehören an den Küchentisch. Sie stärken die Beziehung. Am Geld zeigt sich, welche Werte uns leiten und welche Art der Partnerschaft wir haben: eine offene, auf Verständnis, Unterstützung und Freundschaft gebaute oder ein Arrangement mit Machtgefälle.

Dani Parthum ist Diplom-Ökonomin, Geldcoach, Finanzbloggerin und Buchautorin. Unter der Marke Geldfrau unterstützt sie Frauen dabei, ihre Angst vor Finanzen abzulegen und für sich selbst Strategien zu entwickeln, selbstbestimmt mit Geld umzugehen und Vermögen aufzubauen. Außerdem ist sie Teil der BRIGITTE Academy Masterclass Finanzen, einem achtwöchigen digitalen Finanz-Intensivkurs, und hilft den Teilnehmerinnen u.a. ihre ganz persönliche Geldbeziehung besser kennenzulernen: Jede Frau kann eine Anlegerin sein und ihre Finanzen selbst in die Hand nehmen!

Mehr zum Thema

Neueste Artikel

VG-Wort Pixel