Anzeige

Fed-Sitzung Warum die US-Leitzinsen schon bald wieder steigen könnten

Donald Trump und Fed-Chef Jerome Powell 2017 im Weißen Haus
Foto aus besseren Tagen: Donald Trump und Fed-Chef Jerome Powell (r.) 2017 im Weißen Haus
© Photoshot | - / Picture Alliance
Der Markt erwartet von der Federal Reserve eine Zinssenkung um 25 Basispunkte. Der US-Notenbank und ihrem Chef Jerome Powell droht mit Donald allerdings in Zukunft Ungemach

Business as usual oder Beginn einer neuen Zeitrechnung in der Geldpolitik? Diese Frage wird am heutigen Donnerstagabend den Zinsentscheid der US-Notenbank bestimmen. Die Federal Reserve (Fed) wird ab 20.00 Uhr europäischer Zeit ihren Zinsentscheid bekanntgeben auf Basis der aktuellen Konjunkturlage. Die Kernfrage, die Fed-Präsident Jerome Powell aber wird beantworten müssen: Welche Konsequenzen hat die zweite Präsidentschaft von Donald Trump auf den Zinspfad und auf die Unabhängigkeit der Fed? 

„Es ist unwahrscheinlich, dass die US-Notenbank auf ihrer Sitzung auf politische Angelegenheiten Rücksicht nehmen wird“, erwartet Michaël Nizard, Leiter des Bereichs Multi Asset bei Edmond de Rothschild Asset Management. „Sie wird es vorziehen, abzuwarten, bis sie mehr Klarheit über die wirtschaftlichen Prioritäten des neuen Präsidenten hat, und daher mit der Senkung des Leitzinses um 25 Basispunkte fortfahren.  Sollte sich die vom Markt weitgehend geteilte Einschätzung Nizards bewahrheiten, würde der US-Leitzins auf eine Spanne von 4,5 bis 4,75 Prozent sinken. Typischerweise liegt der Leitzins in etwa in der Mitte der Spanne, aktuell bewegt er sich im Bereich von 4,81 bis 4,83 Prozent. 

Die Fed verfolgt ein duales Mandat: Sie strebt einerseits Geldwertstabilität an mit einer Inflationsrate von zwei Prozent und soll, andererseits, gleichzeitig für ein hohes Beschäftigungsniveau sorgen. Zuletzt stiegen die Verbraucherpreise nur noch um 2,4 Prozent. Eine Zinssenkung würde den „disinflationären Trend“ bestätigen, betont Evan Brown, Leiter des Bereichs Multi Asset-Strategie bei UBS Asset Management. 

Sinken die Zinsen weiter?

Spannung verspricht jedoch der Ausblick der Fed, denn mit dem neuen US-Präsidenten Donald Trump zeichnet sich eine stärker inflationäre Politik ab mit der von ihm angekündigten Mischung aus Steuersenkungen, Einfuhrzöllen und Massenausweisung von Einwanderern. „Sobald jedoch die Auswirkungen des Trump-Programms auf die Inflation klarer werden, könnte die Fed teilweise auf die in ihrem letzten Bericht  angekündigte Senkung um 100 Basispunkte verzichten“, betont Nizard. 

Wann steigen die Zinsen in den USA?

Mit Blick auf die neue Präsidentschaft erwartet Bantleon-Chefvolkswirt Daniel Hartmann weniger Zinssenkungen der Fed. „Alles in allem kann davon ausgegangen werden, dass die avisierten niedrigeren Steuern mittelfristig konjunkturell stimulierend wirken und schließlich auch inflationäre Effekte nach sich ziehen. Verstärkt werden die Teuerungseffekte durch die neuen Zölle.“ Das werde allerdings noch eine Weile dauern, so dass die Fed ihre Zinsen erst einmal weiter senken könnte.

In der Spanne von 3,50 bis 4,0 Prozent könne jedoch Schluss sein, womit der Leitzins weit weniger sinken könnte als bislang erwartet wurde. „Damit nicht genug: Je schneller Trump liefert, umso größer ist das Risiko einer Reflationierung der US-Wirtschaft, was die Fed schließlich sogar zu Zinserhöhungen zwingen könnte. 

Inflation könnte steigen

Powell wird aber nicht nur Fragen zur künftigen Geldpolitik beantworten müssen, sondern auch solche nach Drohungen Trumps gegen die Unabhängigkeit der Fed und letztlich ihn selbst. Der alte und neue Präsident hatte gedroht, den von ihm selbst während seiner ersten Präsidentschaft ins Amt gekommene Powell zu „feuern“, weil er die Zinsen angeblich zu hoch halte. Würde die Fed aber zu einer lockeren Geldpolitik übergehen, würde die Inflation wohl noch stärker steigen. 

„Angesichts des erklärten Wunsches von Donald Trump, sich in die Entscheidungsfindung der Fed einzumischen, müssen wir weiterhin auf  die Risiken für die Unabhängigkeit der Fed achten“, betont Nizard. Dies gelte, selbst wenn es für Trump „schwierig sein wird, die Präsidentschaft von Fed-Chef Jerome Powell vor Ablauf von dessen Amtszeit im Jahr 2026 anzufechten“.

Mehr zum Thema

Neueste Artikel

VG-Wort Pixel