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Fonds Warum sich Wasseraktien jetzt rentieren

Symbolbild Wasser
Symbolbild Wasser
© Pixabay
Momentan herrscht große Dürre, nicht nur auf den Feldern, sondern auch bei den Kursen. Doch eine Branche lässt gerade in solchen Zeiten die Renditen sprudeln. Nadine Oberhuber über Wasseraktien

Ziemlich dröge sind die Zeiten gerade. Und das gilt nicht nur für die Börsen, an denen die Indizes seit einer Weile kaum noch vorankommen und nur noch seitwärts trudeln. Sondern es gilt vor allem draußen im Freien für die Natur. So schön der Sommer auch ist – dieser Tage bekommen wir selber zu spüren, was sich in anderen Weltregionen längst viel schlimmer auswirkt: Das Wasser ist knapp. Nun ist es hierzulande bloß ein vorübergehender Regenmangel, der Bäume, Felder und Landwirte schlaucht. Anderswo dagegen sind es große Bevölkerungsteile, die unter Wasserknappheit leiden – in Asien und Afrika vor allem. Und die Wassernot soll in den kommenden Jahren noch viel größer werden, denn die Bevölkerung wächst und das Klima ändert sich. Knapp die Hälfte der Weltbevölkerung soll 2030 unter Wassermangel leiden, sagen Experten. Genau dagegen arbeiten aber bereits viele Unternehmen an, die sich um Wassergewinnung auf Aufbereitung kümmern. Wann also wäre eine bessere Zeit als jetzt, sich diese Branche einmal genauer anzusehen?

Nun geht es einem Anleger naturgemäß darum, aus dem Wirken der anderen irgendwie Kapital zu schlagen. Sollte man also wirklich danach trachten, mit dem knappen Gut Wasser Gewinne zu erzielen und von den und den Dürrekatastrophen andernorts zu profitieren? In diesem Fall ist daran wenig Verwerfliches. Bei vielen Rohstoffen, insbesondere den landwirtschaftlichen, kann man trefflich streiten, ob Investoren nur die Knappheit für ihren Profit ausnutzen (indem sie an steigenden Preisen gewinnen) oder ob sie tatsächlich auch Gutes bewirken, indem sie die Marktmängel aufzeigen (es wird zu wenig Getreide produziert) und die Beteiligten so ermuntern, diese zu beseitigen. Doch bei Wasserinvestments geht es primär darum, dass Firmen den Menschen überhaupt einen Zugang zu Wasserquellen erschließen. Es geht um Unternehmen, die neue Technologien entwickeln, mit denen sich Wasser in Trinkwasser verwandeln lässt. Und natürlich spielt auch der Transport von Trinkwasser eine große Rolle.

Nun gibt es freilich Klagen von Menschenrechtsorganisationen, die kritisieren, dass große globale Konzerne insbesondere in wasserarmen Landstrichen ihre Marktmacht ausnutzen, indem sie sich den Zugang zu Quellen und Grundwasserrechten sichern und abgepacktes Trinkwasser dann teuer an die Bevölkerung weiterverkaufen. Und das nicht zu unrecht. Doch Investoren in diesem Bereich haben auch gute Möglichkeiten, ihr Geld so zu streuen, dass sie so etwas nicht unterstützen.

Fonds mit ESG-Kriterien

Wie das gelingt? Indem man einen Fonds aus dem Wassersektor wählt, der streng auswählt, auf welche Unternehmen er setzt und dabei bestimmte Kriterien zugrunde legt. Ökologische, soziale und jene der guten Unternehmensführung nämlich, die sogenannten ESG-Standards. Denn wichtig zu wissen ist für Anleger, dass ein Wasserfonds nicht automatisch auch ein nachhaltiges Investment bedeuten muss. Wer also in dieser Hinsicht sicher gehen will, der sollte unbedingt nach Fonds mit ESG-Kriterien Ausschau halten und sich zudem genau ansehen, welche Zielunternehmen im Detail im jeweiligen Finanzprodukt enthalten sind. Manche Fonds schließen sogar explizit Flaschenwasserhersteller aus ihrem Portfolio aus. Zu den Fonds, die großen Wert auf die Einhaltung sozialer und Umweltkriterien legen, gehören zum Beispiel die Wasserfonds von Ökoworld, Sarasin, Robeco SAM und Swisscanto.

Insgesamt 15 Fonds sind hierzulande auf dem Markt und für Privatanleger zugänglich. Das ist relativ wenig. Es reicht allerdings, um das komplette Spektrum der Firmen weltweit abzudecken, die ihr Geschäftsmodell sozusagen nahe am Wasser gebaut haben. Weil viele dieser Unternehmen in Amerika ihren Sitz haben, ist allerdings auch eine auffallende Häufung von US-Aktien in fast allen Fonds die Regel. Bei acht Fonds liegt der US-Firmenanteil bei rund 50 Prozent, bei weiteren vier immerhin noch über 40 Prozent. So kommt man also auf insgesamt zwölf Fonds, die stark die USA übergewichten. Einzig der Ökoworld-Fonds schlägt hier etwas aus der Art, bei ihm liegt der Amerikaanteil bei unter 30 Prozent.

Gut zu wissen ist für Anleger auch, dass sehr viele Fonds in diesem Sektor bereits recht alt sind. Nur zwei sind neueren Auflagedatums, haben also noch keine fünf Jahre Trackrekord vorzuweisen. Dagegen sind elf Fonds bereits älter als zehn Jahre und können schon eine lange Performance-Historie vorlegen. Und die sieht bei vielen recht ordentlich aus und bei den besten Fonds sogar so, dass etlichen Investoren das Wasser in die Augen schießen wird, vor Freude nämlich: Insgesamt schafften die Wasserfonds laut einer Auswertung der Ratingagentur Scope auf Fünfjahressicht eine Wertentwicklung von 9,5 Prozent pro Jahr. Das klingt beeindruckend, relativiert sich aber etwas, wenn man weiß, dass der weltweite Referenzindex MSCI World in dieser Zeit sogar 12,9 Prozent zugelegt hat.

Lyxor-Wasser-ETF schlägt MSCI-World-Index

Doch die 9,5 Prozent sind ja auch nur der Durchschnitt. Der Pictet Water und der Sarasin JSS Sustainable Equity Water kamen ziemlich genau auf diesen Mittelwert. Der Pictet Fonds ist dabei inzwischen ein Sonderfall: Er hat inzwischen bei Investoren über 4,5 Mrd. Euro eingesammelt. Und diese schiere Größe macht ihm zunehmend das Anlegen im engen Sektor schwer. Daher hat der Fonds im vergangenen Herbst den „softclose“ vermeldet: Er begrenzt den Zufluss von Anlegerkapital. Davon sind allerdings vornehmlich Großinvestoren betroffen. Privatsparer können zumeist noch gut in den Fonds investieren.

Sie sollten sich aber angesichts der enormen Summe, die sich da aufgestaut hat, fragen, wie sinnvoll das noch ist. Vor allem auch aus einem weiteren Grund: Es geht nämlich auch noch viel besser. Es gab einen aktiven Fonds und eine passiven Wasser-ETF, die genauso gut waren wie der MSCI-World-Index oder sogar noch besser in diesen fünf Jahren: der aktive Fonds Robeco SAM Sustainable Water schaffte immerhin 12,1 Prozent und damit – nach Kosten – etwa genauso viel wie der Referenzindex. Der passive Lyxor UCITS ETF World Water war sogar noch etwas besser und legte eine Wertentwicklung von 13,3 Prozent hin. Der ebenfalls passive Indexfonds Ishares Global Water UCITS ETF blieb mit 10,7 Prozent hinter dem Index zurück.

Nun sind fünf Jahre für einen Investor noch keine lange Zeit, aber auch auf Zehnjahressicht überzeugen die Wassermacher: In dieser Zeitspanne kam der Robeco SAM auf eine stolze Performance von immerhin 11,5 Prozent pro Jahr und der Lyxor World Water schaffte sogar saftige 15,4 Prozent. Und damit mehr als der MSCI World, der S&P 500 und der deutsche Leitindex Dax in dieser Zeit, die zwischen 10,1 und 12,4 Prozent jährlich lagen.

Branche nicht so konjunkturanfällig

Angesichts dieser Zahlen muss man nicht mehr die übliche Frage aufwerfen, ob Anleger mit nachhaltigen Investments auf Rendite verzichten müssen. Zweitens braucht man aber auch nicht mehr zu diskutieren, ob aktives oder passives Investment sich für den Investor mehr auszahlen. Die Passivfonds schwanken zwar immer etwas stärker als ihre aktiven Kollegen, doch sie haben langfristig die Nase vorn. Und in diesem Fall machen die vier Prozentpunkte Mehrrendite immerhin stolze 40 Prozent zusätzliche Wertentwicklung über die zehn Jahre aus. Ob man darauf verzichten möchte, nur um darauf zu setzen, dass ein Fondsmanager eine möglichst exklusivere Auswahl an Aktien zusammenstellt, sollte man sich gut überlegen.

Eines sollte Investoren zudem klar sein: Das Geschäft mit dem Wasser ist vorwiegend auf lange Fristen angelegt. Die Branche will ja schließlich ein Problem lösen, dass sich in vielen Regionen nicht von heute auf morgen lösen lässt. Stellt sie sich dabei geschickt an, sprudeln ihre Gewinne aber dafür auch langfristig. Das macht sie insgesamt nicht sehr konjunkturanfällig. Im vergangenen großen Abschwung bedeutete das: Die Wasserfonds waren so ziemlich die letzten, die vom Marktabschwung irgendwann mit in die Tiefe gerissen wurden. Es dauerte allerdings beim neuen Aufschwung auch eine gehörige Weile, bis die neue Welle an den Börsen auch die Wasseraktien erfasste und wieder in die Höhe hob. Ein bisschen Geduld müssen Anleger daher schon aufbringen, wenn sie die Renditequelle „blaues Gold“ anzapfen wollen.

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