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Geldanlage Warum sich der Goldpreis kaum bewegt

Der Goldpreis wirkt seltsam kraftlos. Investoren haben vor allem die US-Zinsen im Blick. Von Daniel Saurenz
Figure Trotz Krisen und Unsicherheiten gibt es beim Goldpreis kaum Bewegung
Trotz Krisen und Unsicherheiten gibt es beim Goldpreis kaum Bewegung
Geldanlage: Warum sich der Goldpreis kaum bewegt

Daniel Saurenz betreibt das Investment- und Anlageportal Feingold Research. Der Journalist hat unter anderem für Börse Online und die Financial Times Deutschland geschrieben

Trotz der erheblichen Folgen, die ein Austritt Griechenlands aus dem Euro hätte, ist Gold als „sicherer Hafen“ derzeit wenig begehrt. Vielmehr warteten Investoren zuletzt gespannt auf die Sitzung der US-Notenbank, da Fed-Chefin Janet Yellen wiederholt betont hatte, dass sie die Zinsen anheben wolle. Bei einem Blick auf die US-Konjunkturdaten darf man angesichts derartiger Pläne ein wenig verwundert sein, doch offenbar peilt sie in der Tat einen symbolischen Schritt an.

Seltsam kraftlos wirkt in diesem Umfeld der Goldpreis seit etlichen Wochen. Dabei gäbe es eine Menge Gründe, warum die Notierung des Edelmetalls kräftig nach oben drehen sollte. Für Gegenwind sorgen jedoch die angesprochenen US-Zinsen. Nachdem Yellen wiederholt betont hat, sie werde die Zinsen erhöhen, wenn sich die US-Konjunktur – wie von der Fed vorhergesagt – deutlich beleben sollte, sind die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen auf 2,35 Prozent geklettert. Gegenüber dem Januartief bei 1,64 Prozent ist das ein kräftiger Anstieg. Dabei zeigen die US-Konjunkturdaten weiterhin an, dass von der vorhergesagten kräftigen Belebung der US-Wirtschaft kaum etwas zu sehen ist.

So waren die Einzelhandelsumsätze im Mai um 1,2 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen. Gegenüber dem Vorjahr steht damit ein Plus von 2,7 Prozent zu Buche. Das Problem ist „nur“, dass es sich dabei um die bereinigten Einzelhandelsumsätze handelt. Die tatsächlichen Einnahmen der Einzelhändler lagen nur um ein Prozent über dem Vorjahresniveau. Das ist der niedrigste Wert seit Februar 2013. Wie die Fed-Chefin in diesem Umfeld die Zinsen anheben will, bleibt ihr Geheimnis.

Deutliche Abflüsse bei Gold-ETCs

Weil steigende Zinsen Gold weniger attraktiv machen, verkaufen Investoren ihre Gold-ETCs. So ist der Bestand des SPDR Gold Trust, des weltgrößten Gold-ETCs, auf 703,98 Tonnen gesunken. Das ist der niedrigste Wert seit September 2008 – also der Pleite von Lehman Brothers. Seit dem Spitzenwert vom Dezember 2012 ist der Bestand um fast die Hälfte geschrumpft. Gleichzeitig sind die Verkäufe von Goldmünzen, gerade in den USA, weiterhin schwach.

Selbst ein möglicher Austritt Griechenlands aus dem Euro hat Gold bislang nicht auf die Beine geholfen. Dabei dürfte ein Grexit erhebliche Auswirkungen für die Eurozone und damit für die Weltwirtschaft haben. Denn bei einem Grexit wird dem Finanzmarkt auf einen Schlag bestätigt, dass der Euro keine Währungsunion mehr ist, sondern nur noch ein Verbund von Währungen, aus dem man Länder in Schwierigkeiten herauslösen kann. Bei einem Grexit könnten die italienischen Anleihen noch deutlich stärker unter Druck kommen. Italien hat 2,13 Billionen Euro Schulden – das sind horrende 132,1 Prozent der Wirtschaftsleistung.

Chance für einen kräftigen Ausbruch

Zuletzt ist der Zinsaufschlag für zehnjährige italienische Anleihen gegenüber deutschen auf 1,55 Prozentpunkte nach oben geschossen. Mitte März waren es noch 0,9 Prozentpunkte. Ein weiterer Zinsanstieg würde die ohnehin sehr schwache italienische Wirtschaft erheblich belasten. Spanien hat 1,03 Billionen Euro Schulden – 97,7 Prozent der Wirtschaftsleistung. Und Frankreich steht mit 2,14 Billionen Euro in der Kreide. Sollte die Staatsschuldenkrise in der Euro-Zone mit Vehemenz zurückkehren, müsste Gold als „sicherer Hafen“ wieder in den Fokus der Investoren rücken. So war es zumindest in den Jahren 2011 und folgende wie auch der Anbieter physischen Goldes, Ophirum, bestätigte.

Hinzu kommt, dass in einem solchen Umfeld die US-Zinsen wieder sinken dürften. Denn in unruhigen Zeiten am Aktienmarkt könnten Investoren in US-Anleihen flüchten. Bei niedrigeren US-Zinsen würde Gold attraktiver werden.

Je länger der Goldpreis knapp unter der Marke von 1200 Dollar je Unze seitwärts läuft, umso mehr wächst die Chance, dass es anschließend zu einem kräftigen Ausbruch kommt. Sollten die Zinsen trotz Yellens Beteuerungen sinken, könnte Gold Rückenwind bekommen. Derweil schauen Anleger gespannt dem bestimmt folgenden nächsten Akt im scheinbar endlosen Griechenland-Drama zu.

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