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Schwellenländer Warum Investoren weiter an China glauben sollten

Börsenticker im Finanzdistrikt von Schanghai
Börsenticker im Finanzdistrikt von Schanghai
© Getty Images
Die chinesische Wirtschaft ächzt unter dem Handelsstreit und den politischen Turbulenzen in Hongkong. Das verschreckt Investoren – doch es gibt Grund zur Hoffnung

Noch im August waren die Proteste in Hongkong weltweit in aller Munde. Die seit Monaten anhaltenden Demonstrationen in der chinesischen Sonderverwaltungszone gegen die pekingtreue Regierung nahmen zu dem Zeitpunkt dramatische Ausmaße an, zehntausende Demonstranten gingen für Bürgerrechte und Demokratie auf die Straße. Inzwischen geht die Berichterstattung langsam zurück. Das dürfte China gefallen: Denn der politische Aufruhr in dem asiatischen Wirtschafts- und Finanzzentrum verunsichert ausländische Investoren – was Chinas Wirtschaft alles andere als guttut. Zuletzt hatte die Ratingagentur Fitch Hongkongs Kreditwürdigkeit wegen der politischen Turbulenzen von AA+ auf AA gesenkt .

Die Proteste in Hongkong kamen zu einem ungünstigen Zeitpunkt, steckt China doch mitten im Handelskrieg mit den USA. Die US-Zölle auf chinesische Importe drücken seit vergangenem Jahr auf die chinesische Wirtschaft. Im August litt vor allem die Industrieproduktion: Mit einem Plus von nur 4,4 Prozent war der Zuwachs so zaghaft wie seit 17 Jahren nicht mehr. Auch mit den Umsätzen im Einzelhandel und den Investitionen ging es zuletzt bergab. Diese Entwicklungen beunruhigen die internationale Finanzwelt.

Chinesische Industrieproduktion (in %)

source: tradingeconomics.com

Doch ist der Ausblick für Chinas Wirtschaft wirklich so düster? Peking tut derzeit viel dafür, dass Investoren vom Gegenteil überzeugt werden: So verkündete der stellvertretende Chef der nationalen Entwicklungskommission, Ning Jizhe, dass China wieder verstärkt investieren und Auflagen für Autokäufe lockern will. Tatsächlich haben die Investitionen in Infrastruktur wieder zugelegt – zuletzt mit einem Wachstum um 3,8 Prozent, wie Zahlen von Bantleon zeigen. Die Vermögensverwaltung geht deshalb davon aus, dass das chinesische Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal wieder wachsen wird.

Kein Anlass für Pessimismus

Dazu beitragen sollen auch fiskalische Maßnahmen: Die Regierung hat unter anderem die Mehrwertsteuer auf Industriegüter von 16 auf 13 Prozent gesenkt. Auch in der privaten Einkommenssteuer sollen Chinesen mehrere Abzüge geltend machen können. „Die darin zum Ausdruck kommende Entlastung der Privatwirtschaft dürfte die Ausgabenbereitschaft von Unternehmen und Verbrauchern Schritt für Schritt erhöhen“, sagt Andreas Busch, Analyst bei Bantleon. Darüber hinaus stützt Peking seine Wirtschaft mit einer expansiveren Geldpolitik: Die Zentralbank People’s Bank of China senkte vergangenen Freitag den Zins, an dem sich chinesische Banken bei der Vergabe einjähriger Kredite orientieren sollen. Die sogenannte Loan Prime Rate (LPR) sank von 4,25 Prozent im August auf 4,2 Prozent.

Den derzeitigen Wachstumsabschwung der Volksrepublik sollten Anleger nicht zu pessimistisch sehen, sagt Peter Monson, Portfoliomanager bei der Vermögensverwaltung Nikko Asset Management. „Peking hat sich seit geraumer Zeit dem Prinzip ‚Qualität vor Quantität‘ verschrieben und nimmt einen damit einhergehenden Wachstumsabschwung in Kauf.“ Obwohl die asiatischen Aktienmärkte im August allesamt eingebrochen waren, sieht Monson Chancen im chinesischen Markt – vor allem was A-Aktien angeht, Wertpapiere also, die in der chinesischen Währung Renminbi gehandelt werden. „Bemerkenswerterweise sind die chinesischen A-Aktienmärkte in diesem Jahr immer noch um mehr als zehn Prozent gestiegen, trotz der negativen Schlagzeilen in Bezug auf den Handel und der konjunkturellen Abkühlung des Landes.“

China Shanghai Composite Stock Market Index

source: tradingeconomics.com

Nun ist es an China zu hoffen, dass sich die Unruhen in Hongkong bis zum ersten Oktober gelegt haben. Denn dann feiert die Volksrepublik den 70. Jahrestag ihrer Gründung – und dieser soll vor allem eines ausstrahlen: Stärke.

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